Leiharbeit als moderne Sklaverei oder Jobchance sehen?
Leiharbeit ist ja schon seit vielen Jahren schwer umstritten und die Gegner solcher Beschäftigungsverhältnisse argumentieren und bezeichnen dies als moderne Sklaverei, wobei die Befürworter von Leiharbeit es als gute Einstiegsmöglichkeit in den Arbeitsmarkt und als große Jobchance, gerade für Arbeitslose verkaufen.
Habt ihr in eurem bisherigen Erwerbsleben schon einschlägige Erfahrungen mit Leiharbeit machen können und wie würdet ihr deren Sinnhaftigkeit bewerten? Welche Vorteile würdet ihr denn einer Leiharbeit attestieren und was stellt sich denn eurer Meinung nach negativ dar?
Mein ehemaliger Gatte arbeitete öfter mit Leiharbeitern zusammen. Sie wurden zwar nicht schlecht behandelt aber sie hatten immer irgendwie einen Makel. Sie waren eben nur die Leiher. Schon diese Ausdrucksweise ist bezeichnend dafür, dass man diesen Menschen eher nicht voll akzeptierte. Der Leiher kam halt zum Arbeiten, hatte den Mund zu halten und gefälligst seinen Job zu erledigen.
Schon ein hartes Brot für den jeweiligen Menschen, wie ich finde. Ich finde Leiharbeitsfirmen nicht gut, muss aber sagen, dass die Zeit hier echt vorbei ist, als sie quasi wie Pilze aus dem Boden schossen. Keine Ahnung warum das so ist. Wenn man Arbeitskräfte eher saisonal benötigt, kann man ja befristete Verträge darüber abschließen.
Warum sollte man eine Firma dafür bezahlen, einem eine Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen? Dieses Entgelt käme doch dem Arbeiter viel besser direkt zu gute. Irgendwie stempelt das Menschen als Arbeitswerkzeuge ab, was ich einfach negativ bewerte. Leiharbeit bietet meiner Meinung nach keine Vorteile, es ist eine Art von Ausbeutung und Ausnutzung von persönlichen Notlagen, auf beiden Seiten.
Ich denke, in Ausnahmefällen kann man auf diese Weise schon eine sehr gute Arbeitsstelle finden. Ein Bekannter von mir arbeitet als Techniker bei Unitymedia und er selbst ist auch über die Leihfirma in diese Firma reingekommen. Er sagt selbst, dass Unitymedia nur Leiharbeiter beschäftigen würde und nicht selbst aktiv nach eigenen Mitarbeitern suchen würde. Wenn die Leiharbeiter sich dann bewähren würden, würden diese meist festangestellt werden. Das wäre dort gängige Praxis und total normal.
Ich kenne auch zwei andere Beispiele aus anderen Firmen, wo man über Leihfirmen an die jetzige Festanstellung gekommen ist. Ich habe aber auch schon das Gegenteil beobachten können: Leihfirmen, die die Leiharbeiter ausbeuten lassen und wo die Leiharbeiter im Endeffekt nichts anderes als moderne Sklaven sind. Ich denke, da muss man auch eine gute Portion Glück mit haben.
Quasselfee hat geschrieben:Leiharbeit bietet meiner Meinung nach keine Vorteile, es ist eine Art von Ausbeutung und Ausnutzung von persönlichen Notlagen, auf beiden Seiten.
Wie kommst du denn darauf? Für den Arbeitgeber lohnt sich Leiharbeit extrem. Ein Leiharbeiter hat erst das Recht auf den gleichen Lohn wie Stammmitarbeiter, wenn er neun Monate im Betrieb gearbeitet hat. Das lässt sich durch rechtzeitigen Austausch leicht umgehen. Dann kostet das Entleihen nicht oder nur geringfügig mehr als die Festanstellung im eigenen Betrieb.
Das rechnet sich, denn das Unternehmen zahlt kein Urlaubsgeld, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall müssen sie nicht leisten, der Betriebsrat ist nicht zuständig und sollte es Entlassungen geben, muss man sich weder mit Kündigungsschutzklagen, noch mit Sozialplänen herumschlagen. Das rechnet sich.
Noch mehr rechnet es sich, wenn man nicht mit einer Zeitarbeitsfirma zusammenarbeitet, sondern einfach eine eigene Zeitbude als Tochtergesellschaft gründet. Der zahlt man ein fürstliches Entgelt, das senkt den Gewinn und minimiert die Steuerlast. Die Unternehmenstochter trägt die nervigen Risiken bei Krankheit, Schwangerschaft und Kündigung, der Betriebsrat ist raus und die Belastung durch die Sozialabgaben sinkt aufgrund der niedrigeren Löhne. So optimiert man auf dem Papier seinen Gewinn nach unten und bekommt am Ende mehr raus.
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