Buch nur dann empfehlen, wenn man daran verdient?
Als ich noch studiert habe, hatte ich einen Professor in einer bestimmten Vorlesung. Dieser hatte auch ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht, das man sich theoretisch hätte anschaffen können um sich für die Klausur vorzubereiten. Interessanterweise riet der Professor jedoch ausdrücklich von der Anschaffung dieses Buches ab. Begründet hat er dies ironisch mit der Aussage, dass er daran kaum etwas verdienen würde und dass sich der Kauf dieses Buches für ihn daher nicht lohnen würde.
Ich kenne das ansonsten nur so, dass die Dozenten und Professoren zu ihrer eigenen Literatur raten und diese weiterempfehlen, gerade wenn sie noch Experten auf ihrem Fachgebiet sind und dazu passende Literatur veröffentlicht haben. In einer anderen Vorlesung hatte ich einen anderen Professor und dieser empfahl sein eigenes Buch tatsächlich weiter. Sein Werk hatte allerdings auch eine Art "Bibel-Status", sogar an anderen Universitäten. Habt ihr schon erlebt, dass jemand dringend von bestimmter Literatur abgeraten hat, weil er daran zu wenig verdienen würde? Ist es nicht unlogisch, wenn ein Autor sein eigenes Buch nicht weiterempfiehlt oder findet ihr das nachvollziehbar?
Ich denke eher, dass der arme Prof seinen Studierenden zugetraut hat, Ironie zu verstehen. Es versteht sich in meinen Augen von selbst, dass man, wenn man bei einem bestimmten Dozenten Klausuren schreibt oder eine Prüfung macht, zumindest dessen aktuellste Veröffentlichungen liest, weil man so seine Position zu den entsprechenden Themen herausfinden und sich im Idealfall seine eigene Meinung dazu bilden kann, die die Haltung des Wissenschaftlers oder der Wissenschaftlerin entweder unterstützt oder gegenläufig argumentiert. In den Geisteswissenschaften ist dieses Vorgehen absoluter Standard, in anderen Wissenschaftszweigen weiß ich es nicht. Ich habe meine Zeit an der Uni schon ziemlich im Elfenbeinturm verbracht.
Wenn also ein Professor sagen würde: Kauft das Buch nicht, ich verdiene sowieso nur 20 Cent pro verkauftem Exemplar daran!, würde ich den Satz als schwaches Witzchen und Seitenhieb auf die unfaire Bezahlung von Autoren aller Art verstehen. Es stimmt schließlich, dass gerade Fachliteratur anspruchsvoller Art oft sauteuer ist und die Leute, die die Bücher verfasst oder herausgegeben haben, oft nur ein Taschengeld daran verdienen. Da geht es Professoren nicht anders als irgendwelchen Frauenroman-Autoren.
Wenn man alleine nach dem finanziellen Gewinn geht, lohnt es sich also kaum jemals, ein wissenschaftliches Werk zu verfassen und zu verlegen, aber eigentlich sollte es in einem Studium ja um Wissenszugewinn gehen. Außerdem würde ich darauf wetten, dass das Werk in mehrfacher Ausführung an der Uni-Bibliothek herumschimmelt und darauf wartet, von den Studierenden entdeckt und gelesen zu werden.
Ich hatte auf der Berufsschule zwei Lehrer, die ein Buch geschrieben hatten und später wohl auch noch Material nachlegten. Ein Kollege, den ich privat kenne, hat mir unlängst erzählt, dass die Beiden isch am Ende ziemlich überworfen hatten, weil der eine meinte, er hätte den Großteil der Arbeit gemacht.
Vielleicht ist das bei deinem Professor ähnlich gelaufen. Dass da halt jemand mit verdient, dem er das nicht gönnt. Oder es gab Unstimmigkeiten mit dem Verlag. Ich denke, da ist im Hintergrund etwas gelaufen, was ihm halt nicht passt.
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