Jugendliche zu Lehre oder Schule verpflichten?

vom 27.08.2017, 13:15 Uhr

Bei uns in Österreich ist es so, dass man insgesamt 9 Pflichtschuljahre absolvieren muss. Das sind im Normalfall dann vier Jahre Volksschule, vier Jahre Mittelschule oder Gymnasium und nachher kann man noch den Polytechnischen Lehrgang besuchen.

Wenn man bereits in die Vorschule oder Übergangsklasse gegangen ist oder ein Jahr wiederholt hat, gilt das ebenfalls als neuntes Schuljahr und man muss dann den Polytechnischen Lehrgang nicht mehr besuchen. Viele Jugendliche sind dann auch zu faul und denken sich, dass sie nach den Schuljahren gar nichts mehr machen müssen.

Deshalb war es häufig der Fall, dass die Jugendlichen gar keine Lehre oder Schule machten oder diese einfach abgebrochen haben, weil sie auch Jobs als Hilfsarbeiter ohne Lehre oder Schule bekommen, als Hilfsarbeiter in der Fabrik. Da verdient man oft noch mehr wie wenn man eine abgeschlossene Ausbildung hat und woanders arbeitet.

Aber damit soll jetzt Schluss sein. Stöger möchte die Ausbildung bis zum 18. Lebensjahr verpflichtend einführen. Das AMS berät und unterstützt hierbei die Jugendlichen bei der Wahl zum Ausbildungsweg. Auch ältere Jugendliche bis 25 Jahre fallen in die Regierungsinitiative. Manuela Auer, ehemalige Kindergartenpädagogin und jetzt AK-Vizepräsidentin meint, dass so 30.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden können.

Was haltet ihr davon? Findet ihr es gut, dass man Jugendliche dazu verpflichtet, eine Lehre oder Schule zu machen? Oder denkt ihr, dass man es jedem selber überlassen sollte, was er lernen möchte und was nicht? Immerhin braucht es ja auch Hilfskräfte?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 27.08.2017, 14:16, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Die Situation in Österreich kannst du nicht mit Deutschland vergleichen, denn hier ist die Schule Ländersache. Jedes Bundesland hat sein eigenes Schulgesetz. Deshalb gilt hier eine Vollzeitschulpflicht von neun oder zehn Jahren. Wer danach nicht entweder weiter zur Schule geht oder eine Berufsausbildung absolviert, wird in den meisten Bundesländern berufsschulpflichtig.

Das bedeutet, dass es nicht möglich ist, mit einem Abschluss nach Klasse 9 oder 10 einfach Vollzeit zu arbeiten. Unser Jugendarbeitsschutzgesetz erlaubt maximal 35 Stunden pro Woche und maximal 7 Stunden am Tag, wenn der Jugendliche nicht mehr in Vollzeit schulpflichtig ist. Dazu muss die Berufsschule besucht werden. Außerdem dürfen Jugendliche hier nur in wenigen Bereichen samstags und in noch weniger Branchen sonntags arbeiten und mindestens zweimal im Monat müssen diese Tage frei sein. Außerdem ist außerhalb einer Ausbildung Akkordarbeit verboten. Damit fallen Helferstellen in der Produktion oft weg.

Außerdem ist eine Karriere als Helfer ohne Ausbildung nun wirklich nicht empfehlenswert. Hierzulande sind die Aussichten damit einfach trübe. Denn aktuell wächst zwar der Arbeitsmarkt genau im Niedriglohnsektor und bei Spezialisten. Aber gerade wer jung ist, sollte jede Chance nutzen, nicht in mies bezahlten Jobs zu landen. Da kommt man kaum wieder heraus.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich finde es auch nicht gut, verlauten zu lassen, dass nicht alle jungen Menschen eine Ausbildung benötigen, da es auch Hilfskräfte geben muss. Erstens wird es in unserer voll automatisierten Zukunft kaum noch Hilfsarbeiter geben. Da ist ja jetzt schon ein Dilemma für schlecht oder gar nicht Ausgebildete vernünftige Arbeitsstellen zu finden.

Und für die Jugendlichen in Deutschland, die hier noch sehr jung ohne Ausbildung und ohne Arbeitsstelle sind, ist das Jobcenter da. Die treten den Jugendlichen wenn es sein muss dauerhaft auf die Füße und bringen die schon dazu, eine Ausbildung anzutreten. Denn immerhin muss ja der Steuerzahler für deren Unterhalt aufkommen und junge gesunde Menschen sollen irgendwann für sich selbst sorgen können.

Melden sich diese jungen Menschen also arbeitslos, ist das Jobcenter angehalten, diesen Zustand so schnell wie möglich zu beenden. Nehmen die Jugendlichen die Angebote der Behörde nicht an, haben sie mit Leistungskürzungen zu rechnen. Einen Teil dieser jungen Menschen kann man eben nur auf diesem Weg überzeugen.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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