Menschen nur wegen ihrem Beruf hassen?
Eine Bekannte von mir möchte gerne Fahrkartenkontrolleurin werden. In ihrem Umfeld erntet sie dafür wenig Verständnis. Ihr Bruder zum Beispiel möchte ihr das ausreden, was er aber nicht schafft. Laut eigener Aussage werden Fahrkartenkontrolleure doch eh von allen Fahrgästen gehasst und schief angeschaut. Er kann nicht verstehen, warum man freiwillig einen Beruf ergreifen und ausüben möchte, wo man von "allen" Menschen automatisch gehasst werden würde.
Ich finde ehrlich gesagt nicht, dass Fahrkartenkontrolleure automatisch gehasst werden. Ich hasse sie zum Beispiel nicht. Sie machen ja auch nur ihren Job und müssen sich an gewisse Regeln und Vorschriften halten. Ich denke mir dann immer, man sollte eher das Spiel/ System hassen und nicht den Spieler an sich. Der kann ja am wenigsten dafür.
In meinen Augen gibt es keine Berufsgruppe, die wirklich am meisten gehasst wird. Seht ihr das anders? Könnt ihr verstehen, dass manche Menschen nur wegen ihrem Beruf regelrecht gehasst werden? Geht es euch bei manchen Branchen ähnlich?
Ich kann schon verstehen, dass ein Veganer beispielsweise nichts mit einem Metzger anfangen kann, aber dass man generell wegen seiner Arbeit keine Freunde mehr hat oder von allen gehasst wird, so sehe ich das nicht. Man hat sicherlich in manchen Berufen Menschen, die einen nicht mögen, aber deswegen wird man nicht automatisch von allen gehasst.
Ich kann das nicht verstehen, dass man einen Menschen wegen seines Berufes hassen kann. Ich finde den Beruf des Fahrkartenkontrolleurs nicht ungefährlich und darum könnte ich es verstehen, dass der Bruder deiner Bekannten das ausreden möchte. Aber wenn man sich als Fahrgast an die Regeln hält, gibt es doch keinen Grund, den Menschen wegen seines Berufs zu hassen. Ich denke auch, dass jeder nur seinen Job macht und dazu gehört es eben manchmal, auch Menschen zu treffen, die das nicht toll finden.
Natürlich gibt es Jobs, bei denen man Konflikte mit seinen Mitmenschen riskiert, aber ich kann mir spontan kaum eine Branche vorstellen, in der man automatisch von seinen Mitmenschen "gehasst" wird, wenn man ausrückt. Hass ist zudem ein starkes Wort, und jemand, der tatsächlich einen fremden Menschen "hasst", nur weil derjenige seinem biederen Job nachgeht und Fahrkarten knipst, hat in meinen Augen sowieso ein größeres Problem. Ich treffe täglich Fahrkartenkontrolleure und bemerke maximal einmal im Quartal, dass es Ärger wegen böswilligem Schwarzfahren oder ähnlichem gibt. Von daher finde ich sowieso nicht, dass ausgerechnet dieser Job so viel Konfliktpotenzial hergibt, dass man sich gleich gehasst fühlen muss.
Dafür fallen mir genug andere, kontroversere Berufe ein, aber selbst diese werden garantiert nicht von allen anderen "gehasst". Als Gerichtsvollzieher macht man sich beispielsweise bestimmt nicht nur Freunde, und wenn die ganze Familie vegan lebt, hat man es als Metzger bestimmt auch nicht leicht, ebenso wenig wie als Soldat umgeben von ehernen Hippies und Pazifisten. Aber es gibt auch immer genügend Leute, die den Job auch neutral betrachten oder sogar "cool" finden. Die Zeiten, in denen es "unehrenhafte" Berufe gab, deren Betreiber pauschal aus der Gesellschaft ausgegrenzt wurden, sind hierzulande meiner Meinung nach so ziemlich vorbei.
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