Nicht wissen, wo zehnjähriges Kind ist?
In einem anderen Thread habe ich bereits von einem Kind Z berichtet, welches offensichtlich von den Eltern abgeschoben und vernachlässigt wird. Dazu gibt es noch eine neue Geschichte. Eine Freundin A rief bei X an, ob die Tochter Y mit ins Kino gehen würde. Z war schon mit A unterwegs zum Kino und X, die Mutter, gab der Tochter Y Geld für Kino und Popcorn und Trinken mit, gerade so, wie sie dachte, es müsste reichen und brachte Y zum Kino.
Daraufhin wurde vereinbart, dass A die Mutter X anruft, wenn das Kino fertig ist und dass X alle Mädchen, A, Y und Z wieder nach Hause bringt. Es kam aber kein Anruf, statt dessen wurden die Mädchen scheinbar von der Mutter von A geholt und nach Hause gebracht.
Später fragte X die Tochter Y, ob denn noch Geld übrig wäre oder ob die Tochter alles gebraucht hätte. Daraufhin antwortete die Tochter, sie hätte Z das Kino bezahlt und darum hätte sie sogar selber zu wenig Geld dabei gehabt, sich etwas Süßes oder Popcorn oder etwas zum Trinken zu kaufen.
Als X daraufhin die Mutter von Z kontaktierte, antwortete diese, dass sie gar nichts vom Kino gewusst hätte und dass sie dafür X einmal ins Kino einladen würde. X fiel aus allen Wolken, dass die Mutter von Z nicht einmal weiß, wo sich ihr Kind herum treibt. Und die Kinder sind erst zehn Jahre alt.
Was haltet ihr davon, dass man als Elternteil nicht weiß, wo sich das zehnjährige Kind herumtreibt? Allem voran haben sowohl Kinder und Eltern ja ein Smartphone, wo sie sich jederzeit erreichen können? Findet ihr so etwas auch verantwortungslos?
Ich finde man muss bei einem 10 jährigen Kind nicht wissen, ob das Kind jetzt gerade auf dem Spielplatz ist oder bei seinem besten Freund. Es reicht, wenn man weiß, dass das Kind irgendwo mit dem Freund unterwegs ist und um Uhrzeit X wieder zuhause ist. Aber natürlich muss man morgens um 10 wissen, dass das Kind in der Schule ist oder das es nach der Schule noch zur Oma geht.
Aus meiner eigenen Kindheit erinnere ich mich, dass meine Eltern, als ich 10 Jahre alt war, auch nicht immer wussten, wo ich bin. Einen wunderbaren Sommer lang habe ich mich oft mit einer Freundin aus der Nachbarschaft verabredet und wir haben uns den ganzen Nachmittag bei den Feldern herumgetrieben. Wo ich exakt war, wussten meine Eltern aber nicht. Ich wusste aber, wann ich wieder nach Hause gehen muss.
Spielplatz oder Kino sind doch zwei unterschiedliche Sachen. Man sollte schon grob Bescheid wissen, was sein Kind treibt wenn man es alleine laufen lässt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das mit dem Kino spontan eingefallen ist, als das Kind bei der Freundin zu Besuch war und Mittellos ohne Geld da gestanden hatte. Ich gehe eher davon aus, dass das Kind der Mutter davon im Vorfeld nichts gesagt hatte, denn wenn die Mutter aus allen Wolken gefallen ist wie hier beschrieben wird, dann spricht das für mich nicht von "Abschieben" sondern eher einem Kommunikationsproblem mit dem eigenen Kind, welches offensichtlich nichts sagt.
Denn auch wenn man nachfragt als Mutter, bekommt man auch manchmal nicht die Wahrheit gesagt was das Kind treibt. Daran ändert auch kein Handy oder Smartphone etwas. Ich kann mich auch zu gut erinnern, dass ich meiner Mutter gesagt habe ich gehe zum Lernen zu einer Freundin und gebe ihr Nachhilfe. War auch so, nur nicht den kompletten Nachmittag. Nach 2 Stunden als der Stoff durch war, sind wir spontan noch in die Stadt gefahren zum bummeln und davon wusste meine Mutter nichts. Belogen hatte ich sie nicht, der Plan war vorher auch nicht bekannt und ich sah mit 14 Jahren keinen Anlass dafür daheim Bescheid zu geben, da man sich dafür eh nicht interessierte was ich getrieben habe. Handys und Smartphones gab es da noch nicht, dafür das gute alte Wählscheibentelefon als Festnetz sowie Telefonzellen. Als meine Mutter uns dann in der Stadt erblickte, wurde mir auch unterstellt ich habe gelogen und war nicht bei der Nachhilfe sondern hatte von Anfang an nur die Absicht mit shoppen und bummeln.
So kam es auch schon zu einem Missverständnis und Unterstellungen von Seiten meiner Mutter und selbst als die Mutter meiner Freundin davon Wind bekommen hatte und bei mir daheim angerufen. Sie wollte meiner Mutter klar machen, dass ich nicht gelogen habe und zum lernen da war und die Stadt ein spontaner Einfall gewesen ist nachdem die Aufgaben erledigt waren. Immerhin war die Mutter meiner Freundin Zuhause als wir gelernt haben, hat den Haushalt gemacht und uns dabei gesehen. Man hielt mich dennoch für einen Lügner und was hatte das zur Folge? Ich habe gar nichts mehr gesagt was ich mache und wohin ich gehe, da gab es dann auch keinen Stress mehr und Unterstellungen die so nicht der Tatsache entsprochen haben.
Vielleicht gab es dort in der Vergangenheit ebenfalls solche Vorkommnisse wie bei mir die dazu geführt haben, dass das Kind entweder gar nichts mehr sagt oder eben nur noch die Hälfte bzw. auch gar nichts mehr am Ende. Da muss man sich aber auch als Mutter dann nicht wundern, wenn man sein eigenes Kind als Lügner deklariert und degradiert wenn es zu solchen Kommunikationsproblemen gekommen ist, sondern darf sich auch mal an die eigene Nase packen. Denn zu so etwas gehören immer noch mindestens zwei Personen und nicht nur das Kind.
In dem Alter braucht man doch auch noch einen Kindersitz oder nicht? Man müsste also doch zumindest kommuniziert haben, dass da ein Sitz oder eine Sitzerhöhung benötigt wird. Ansonsten finde ich es wirklich schlimm, wenn man in dem Alter nicht weiß wo das Kind ist. Einem Teenager kann man so etwas sicherlich nicht mehr verbieten, allerdings sprechen wir hier von einem Kind von 10 Jahren und da sollte man schon grob wissen wo das Kind ist.
Grob kann man doch ansprechen, was so gemacht wird, mit wem man unterwegs ist und so weiter. Das sollte man schon wissen und es sollte auch klar sein, wann das Kind wieder nach Hause kommen soll. Mir wäre es schon wichtig zu wissen mit wem mein Kind unterwegs ist und ich würde auch nicht wollen, dass ein anderes Kind meinem Kind einen Kinobesuch ausgeben muss und dann selber kein Geld mehr für Popcorn hat. Das wäre mir schon irgendwie peinlich.
Ich hoffe meine Kinder können später so ehrlich zu mir sein, dass ich weiß wo sie sich aufhalten und mit wem sie unterwegs sind. Es gibt ja durchaus schwierige Zeiten, aber so etwas ist schon wichtig. Man muss sich gegenseitig vertrauen können.
Ich frage mich ja, was die, die meinen, man müsse es immer wissen, so vorschlagen. Peilsender in den Schuh stecken? Privatdetektiv anheuern, der das Kind 24/7 beschattet? Das Kind nirgends alleine hingehen lassen, sondern immer selbst mitkommen? "Man muss doch" ist leicht gesagt, aber wie setzt man das denn um?
Das hat nicht mal unbedingt was mit einem schlechten Verhältnis mit den Eltern zutun. Manchmal auch einfach damit, dass man nicht nachdenkt. Ich bin mit sieben oder acht Jahren auch mal nach der Schule spontan mit zu einer Freundin gegangen, ohne vorher bei meinen Eltern vorbeizuschauen. Besagte Freundin war übrigens eins der Buskinder, und mit unserem langsamen Gehtempo dauerte das schon so einige Zeit, bis wir bei ihr waren. Ihr Mutter hat mir dann geraten, ich solle doch sofort meine Eltern anrufen und erzählen, wo ich denn bin. Wieso verstand ich damals nicht, immerhin war ich doch nur bei einer Freundin.
Und mit zehn wurde von mir und dem Großteil meiner Mitschüler erwartet, dass wir selbstständig mit dem Bus in die Stadt kommen und zurück. Selbst von den weniger schönen Momenten, in denen ich mich einmal verlaufen habe und einmal in den falschen Bus gestiegen bin, ist es spätestens dann einfach nicht mehr möglich, ein Kind unter dauerhafter Beobachtung zu halten. Eigentlich wurde bei den unteren Klassen immer versucht, Vertretungslehrer zu finden, aber manchmal fiel dann halt doch die letzte Stunde aus. Glaubt ihr, da habe ich Zuhause angerufen? Entweder ging's ab nach Hause, froh drüber, mehr Freizeit zu haben, oder mit Freundinnen in die Stadt.
Und wenn ich mich mit jemandem treffen wollte, hab ich auch nicht unbedingt den gesamten Plan dargelegt. Einfach, weil es mir unnötig vorkam. "Kann ich mich mit Marie in der Stadt treffen?" reichte doch auch, es brauchte keine Aufschlüsselung, dass wir erst zu H&M, dann zu Game Stop, zu Findus und abschließend zu Saturn wollten. Vom Kino habe ich in erster Linie deshalb erzählt, weil ich darauf gehofft hatte, etwas Geld dafür zu bekommen. Ansonsten gab es manchmal mehr Informationen, manchmal nicht.
Mit zehn war übrigens auch mein erstes Jahr Zeltlager, wobei das Spezifische ab acht Jahren war. Dann wussten meine Eltern grob, in der Nähe welchen Dorfes ich war. Aber war ich im Zelt? Am Strand? Habe ich mich nachts aus meinem und hinein in ein Jungszelt geschlichen? War gar Fantasy Day, an dem man die Rudel aus Acht- bis Zwölfjährigen auf eine Art Schnitzeljagd mit eher sporadischer Betreuung schickte? Das wussten meine Eltern, wenn überhaupt, erst hinterher. Ja, natürlich war eine Art Betreuung eigentlich immer vorhanden, denn selbst, wenn wir ohne die Großen losziehen sollten, wäre wohl doch aufgefallen, wenn eine Gruppe bei einer der Stationen nicht aufgetaucht wäre. Aber von "immer wissen, wo das Kind genau ist" ist das eben doch noch weit entfernt.
In dem geschilderten Fall klingt es für mich eher so, als hätte Z einfach gesagt oder gefragt, dass Z sich gerne mit A treffen wolle. Schließlich schien Zs Mutter nur über den Kinobesuch überrascht, nicht über das Treffen an sich. Das Kind ist zehn. Da hab ich auch deutlich wichtigere Sachen vergessen als die Erläuterung, dass der Nachmittagsplan ein Kinobesuch ist und nicht der Spielplatz, vor allem, wenn eben beides beim Kind als "Treffen mit A" eingespeichert ist. Und das, wenn man davon ausgeht, dass der Film keine spontane Entscheidung war. Selbst, wenn ich in dem Alter schon ein Handy gehabt hätte, wäre bei einem begeisterten "Oh hey, lass uns doch XYZ im Kino ansehen!" ganz ehrlich ein Anruf daheim mein letzter Gedanke. Die würden nämlich eher in Richtung "Oh wow, den Film wollte ich auch sehen! Und dann auch noch mit einer guten Freundin! Yay!" gehen.
Manchmal fühle ich mich ja wie eine schlechte Tochter wegen so etwas. Aber hey, sowohl meine Eltern als auch ich haben meine Kindheit ohne bleibende Schäden überstanden, so schlimm kann also keiner von uns gewesen sein.
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