Heilpraktiker-Berufe verbieten und abschaffen sinnvoll?
Ich habe gelesen, dass Heilpraktiker-Berufe zunehmend in der Kritik stehen, gerade wenn Patienten nicht nur auf die Schulmedizin vertrauen. Es wird daher gefordert, dass Heilpraktiker-Berufe verboten werden sollten, damit keine "Gefahr" mehr von ihnen ausgehen kann.
Ich kann die Kritik an manchen Heilpraktikern durchaus verstehen, gerade wenn man die Schlagzeilen bedenkt. Aber ist es wirklich die Lösung, den Beruf verbieten zu lassen? Sollte man nicht eher die Qualifizierung strenger kontrollieren und überwachen? Wie seht ihr das ganze? Was haltet ihr für die beste Lösung und warum?
Ein Verbot von Heilpraktikern wäre der absolut falsche Weg. In der Regel ist Naturmedizin deutlich gesünder, als die herkömmliche Pharmamedizin. Diese besteht zum Großteil nur aus chemischen Zusätzen und hat allerlei Nebenwirkungen, die nicht gerade gesund sind. Es mag Krankheiten geben in denen die Schulmedizin hilfreicher ist, in der Regel ist man mit Naturmedizin aber gut bedient.
Wie bei jedem Beruf, gibt es sicherlich auch unter Heilpraktikern "schwarze Schafe", die ihre Patienten ausnutzen oder falsch behandeln um selbst Profit zu machen. Ein generelles Verbot halte ich dennoch für fatal. Dann wäre man gezwungen auf die Schulmedizin zu vertrauen, auch wenn dies den eigenen Überzeugungen widerspricht.
Hier werden zwei völlig verschiedene Begriffe in einen Topf geworfen. Und zwar wird die Naturmedizin mit der Homöopathie gleichgesetzt. Wäre Homöopathie Naturmedizin würde sie auch so heißen. Sagen wir mal, der Homöopath verabreicht mir drei Stück Globuli. Nun sagt er, dass ich diese auf der Zunge zergehen lassen muss. Er sagt weiter, dass sie geschluckt nicht wirken, da die Magensäure sie dermaßen angreife, dass sie wirkungslos würden.
Und da frage ich mich als Patient: "Ja hallo, geht's noch?" Warum bitte schön, hilft eine Schmerztablette gegen Kopfweh auch, wenn man sie ganz normal oral einnimmt? Warum aber wirkt ein geschlucktes Globuli gegen Kopfschmerzen nicht, wenn es hinter geschluckt wird? Wenn ich mich dann veralbert fühle, dann wohl zurecht. Schaut euch Studien, Statistiken oder schriftliche Ausführungen zu Globuli an.
Ihr werdet erkennen müssen, dass bisher nicht ein einziges medizinisch wirkte. Sie werden immer auf eine Stufe mit Placebos gestellt. Und es wird ausgeführt, dass Globuli die gleiche Wirkung wie Placebos haben. Also tut euch etwas Gutes, macht eine tolle Kur oder fahrt zum Wellness. Aber spart euch das Geld für den Kurpfuscher.
Grundsätzlich spricht ja nichts dagegen wenn sich zum Beispiel jemand mit Nadeln stechen lässt und daran glaubt, dass das hilft mit dem Rauchen aufzuhören. Vielleicht war das genau der Anstoß, den die Person gebraucht hat und sie schafft es dann tatsächlich.
Problematisch wird es, wenn ein Heilpraktiker, also jemand ohne medizinische Ausbildung, mit Krankheiten konfrontiert wird. Er hat ja nicht das nötige Wissen um eine Diagnose zu stellen und wenn dann etwas ernsthaftes übersehen wird kann das schlimme Folgen haben.
Bessere Qualifizierung würde an sich bedeuten, dass alles unter einem Medizinstudium nicht in Frage kommt. In der Krankenpflege hat man ja je nach Zusatzqualifikationen schon fünf Jahre Ausbildung und trotzdem würde kaum jemand auf die Idee kommen zu glauben, dass eine Krankenschwester einen Arzt ersetzen kann.
Am vernünftigsten wäre es glaube ich, wenn man vor einem Heilpraktiker-Besuch seinen Hausarzt aufsuchen müsste und sich dort eine Überweisung holen müsste. Der könnte dann ernsthafte Krankheiten ausschließen oder einem Patienten, der bei einer ernsthaften Krankheit keine richtige Behandlung wünscht, die entsprechenden Belehrungen unterschreiben lassen. Das wäre auch für den Heilpraktiker eine rechtliche Absicherung.
HeyNow hat geschrieben:In der Regel ist Naturmedizin deutlich gesünder, als die herkömmliche Pharmamedizin. Diese besteht zum Großteil nur aus chemischen Zusätzen und hat allerlei Nebenwirkungen, die nicht gerade gesund sind.
Dieser Glaube ich aber genau das Problem um das es hier geht. Zunächst einmal gibt es keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Wenn dein Heilpraktiker dir etwas ohne Nebenwirkungen empfielt dann hat das über den Placebo Effekt hinaus auch keine Wirkung.
Dann stellt sich die Frage, was "chemische Zusätze" denn bitte sein soll. Wie definiert sich das? Wie lässt sich der Glaube, dass Chemie böse sei und Natur gut mit der Tatsache vereinbaren, dass viele gängige Mittel der "Pharmamedizin" auf natürlichen Grundstoffen basieren?
Und ganz nebenbei bemerkt - weißt du wer mit den ganzen "Naturmedizin" Mittelchen Geld scheffelt? Die böse Pharmaindustrie. Ja, die gleichen Hersteller, die normale Medikamente produzieren, produzieren auch den "natürlichen" Kram und lachen sich wahrscheinlich ins Fäustchen wenn mal wieder jemand das Feindbild "Pharmamedizin" herauf beschwört, denn die Gewinnspanne bei Zuckerküglchen ohne Wirkstoff dürfte deutlich höher sein als bei richtigen Medikamenten.
Cloudy24 hat geschrieben:Dann stellt sich die Frage, was "chemische Zusätze" denn bitte sein soll. Wie definiert sich das? Wie lässt sich der Glaube, dass Chemie böse sei und Natur gut mit der Tatsache vereinbaren, dass viele gängige Mittel der "Pharmamedizin" auf natürlichen Grundstoffen basieren?
Und ganz nebenbei bemerkt - weißt du wer mit den ganzen "Naturmedizin" Mittelchen Geld scheffelt? Die böse Pharmaindustrie. Ja, die gleichen Hersteller, die normale Medikamente produzieren, produzieren auch den "natürlichen" Kram und lachen sich wahrscheinlich ins Fäustchen wenn mal wieder jemand das Feindbild "Pharmamedizin" herauf beschwört, denn die Gewinnspanne bei Zuckerküglchen ohne Wirkstoff dürfte deutlich höher sein als bei richtigen Medikamenten.
Ich finde, Cloudy hat hier ganz recht. Rational betrachtet ist es reiner Blödsinn zu glauben, dass ein Wirkstoff, der rein im Labor hergestellt ist, einen bösen und gesundheitsschädlichen "chemischen Zusatz" darstellt, während der gleiche Wirkstoff auf einmal voll gesund ist, nur weil er aus Bio-Tollkirsche oder aus Schierling von der Plantage gewonnen wird. In der Natur kommt ziemlich viel ziemlich gesundheitsschädliches Zeugs vor.
Aber ganz davon abgesehen, dass natürlich abgebautes Arsen mich genauso um die Ecke bringt wie irgendein Gift aus dem Labor, bin ich der Meinung, dass es eine Bevormundung darstellt, Heilpraktiker an sich zu verbieten. Auch wenn es in meinen Augen nicht rational ist, sich nicht auf wissenschaftlich als wirksam nachgewiesene Methoden zu verlassen, wenn es um die Behandlung von Krankheiten geht, so gibt es durchaus alternative Methoden, die vielen Leuten zumindest helfen, und die man ihnen von Rechts wegen daher schlecht vorenthalten kann.
Ob es der Glaube daran ist, oder ob die Wirkung schlicht mit unserem heutigen Wissensstand noch nicht erklärbar ist, ist hier in meinen Augen zweitrangig. Wie schon gesagt: Egal, ob man sich pieksen lässt, oder sich Pflaster auf die Fußsohlen klebt oder sich Kerzen in die Ohren steckt - wenn das Kopfweh davon weggeht, ist schließlich allen geholfen, und ein paar Leute verdienen daran sogar Geld.
Wichtig fände ich es hier eher, die Bevölkerung besser aufzuklären, was in meinen Augen durchaus auch zu den Aufgaben des medizinischen Fachpersonals gehört. Wenn mir ein Arzt beispielsweise an Hand von Zahlen belegen kann, dass meine Krankheit mit "Schulmedizin X" bei 90 Prozent aller Betroffenen geheilt werden kann, und dass kein einziger Fall bekannt ist, in dem Schuppenflechte durch Moos in den Socken besser wurde, und ich dennoch die Moos-in-den-Socken-Methode bevorzuge, ist das schließlich ganz allein mein Problem als Patient und letzten Endes mein gutes Recht.
Dass dabei ein paar Leute mit schlimmeren Problemen als Schuppenflechte auf der Strecke bleiben, ist in meinen Augen tragisch, aber hinzunehmen. Würde man Heilpraktiker und vergleichbare Branchen verbieten, gäbe es eben Praxen in Hinterzimmern und einen Schwarzmarkt für Globuli. Sprich, das Problem würde sich nur verlagern und aus dem Blick der Allgemeinheit verschwinden. Damit ist auch niemandem gedient.
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