Bestimmte Sachen im Leben nicht ernst genug genommen haben?

Ich habe schon von einigen Personen gehört, dass sie es bereuen, sich damals in der Schule oder im Studium nicht genügend angestrengt zu haben. Sie meinen, dass sie das damals zu der Zeit einfach nicht ernst genug genommen haben, was sie nun bereuen würden. Wenn sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden sie das nun anders machen.

Dass jemand etwas bereut, weil er es früher nicht ernst genug genommen hat, habe ich auch schon in Zusammenhang mit einer gescheiterten Beziehung geführt. Eine Bekannte meinte auch einmal wehmütig, dass sie ihre erste Beziehung nicht ernst genug genommen hatte, weshalb diese dann auch in die Brüche gegangen ist. Das würde sie nun auch bereuen.

Bereut ihr es nun auch, bestimmte Dinge in eurem Leben nicht ernst genug genommen zu haben, wie beispielsweise die Schule, das Studium, eine Beziehung oder irgendetwas anderes? Ich denke, dass einem der Ernst erst im Nachhinein richtig bewusst wird.

Ich glaube, dass das nur dann der Fall ist, wenn man irgendetwas bereut in seinem Leben. Dann denkt man zurück und wünschte sich, dass man nicht nur anders gehandelt, sondern auch alles Ernster genommen und sich mehr angestrengt hätte.

So ging es mir offen gesagt noch nie. Natürlich hätte ich mich mehr in der Schule anstrengen können oder in der Uni, verbessern kann man sich immer. Aber es ist ja nicht so, dass ich so schlechte Noten gehabt habe, dass ich damit meine ganze Zukunft ruiniert habe. Es ging trotzdem irgendwie weiter, ich habe mein Studium abgeschlossen und einen super Job, mit dem ich sehr zufrieden bin und in dem ich mich wohlfühle. Bessere Noten in der Schule hätten meiner Meinung nach nichts an meinem Lebenslauf geändert, daher bereue ich hier auch nichts, da ich genau da bin, wo ich hin wollte.

Das Thema Beziehung sehe ich auch etwas differenzierter. Natürlich Habe ich auch schon gescheiterte Beziehungen hinter mir, aber da bereue ich ebenfalls nichts und hätte mir gewünscht, dass ich mich da mehr angestrengt hätte oder so. Denn meine Beziehungen sind meist daran gescheitert, dass man sich charakterlich in entgegen gesetzte Richtungen entwickelt hat und es irgendwann nicht mehr gepasst hat. Da hätte es auch nichts geändert, hätte man sich mehr angestrengt und mehr für die Beziehungspflege getan. Die Beziehung wäre so oder so gescheitert, was ich aber nicht bereue oder schade finde. Solche Dinge passieren und wenn es nicht passt, dann akzeptiere ich das, schaue nach vorne und lebe mein Leben weiter.

Ich finde es wenig sinnvoll, sich im Nachhinein über so etwas zu ärgern. In dem Moment war es eben genau das, was man tun wollte und wonach man sich gefühlt hat. Klar sieht man die Dinge differenzierter, wenn man den Abstand hat und das Ergebnis kennt.

Aber dieses Bereuen hilft doch auch nur bedingt dabei, es beim nächsten Mal anders zu machen. Wenn man nun eine Beziehung in den Sand gesetzt hat und im Nachhinein meint, sich mehr anstrengen hätte müssen, kann man das nicht mit der neuen Beziehung vergleichen. Wenn man sich in dem Moment nicht danach fühlt, sich mehr anzustrengen, ist das nun mal so.

Man kann sich doch nicht anstrengen, obwohl man die Beziehung nicht gut findet, weil sie durch die Anstrengung eventuell besser werden könnte. Klar kann man aus seinen Fehlern lernen und man kann sich auch weiterentwickeln und eine gute Ausbildung in späteren Jahren wichtiger finden. Aber in dem Moment war man eben noch jung und es hat eben eher zu einem gepasst, das Leben zu genießen.

Ich hab mich nun wirklich nicht angestrengt in meinem Studium und habe darauf auch keine Karriere aufgebaut. Andere würden das wohl bereuen. Ich bereue eher, dass ich nicht noch mehr Spaß als Studentin hatte.

Hin und wieder denke ich schon, dass ich mehr für die Schule hätte tun können, diese also ernster nehmen. Das ist aber doch oft so, dass einem so etwas im Nachhinein klar wird, wenn man eben weiß, wofür man das macht. Gerade in der Schule sagen einem die Eltern und Lehrer gerne, dass das wichtig ist und man es ernst nehmen muss, aber so richtig kann man das nicht erfassen.

Aber das ist auch nicht wirklich ein Problem bei mir, da ich auch mit meiner vorhandenen Schulbildung weit gekommen bin und das mache, was ich beruflich auch machen möchte. Und bei anderen Sachen denke ich gar nicht, dass ich diese hätte ernster nehmen sollen. Das bringt einem ja im Nachhinein sowieso nichts mehr und ich sehe dann einfach lieber nach vorne.

Ich selber bin eher der Typ, der alles viel zu ernst nimmt. Rückblickend betrachtet hätte es in meinem Leben wirklich keinen Unterschied gemacht, wenn ich wie die meisten meiner Kommilitonen ein oder zwei Semester meines Studiums vertrödelt hätte. Auch von ganz früher zu Schulzeiten kann ich nicht behaupten, dass ich jetzt noch nach 20 Jahren bereue, den Grundkurs Biologie nicht ernst genug genommen zu haben. Irgendwann sind solche Überlegungen angesichts der gegenwärtigen Realität in meinen Augen sowieso kalter Kaffee.

Und selbst wenn es noch kein ganzes Erdzeitalter her ist, dass ich mich in irgendeiner Hinsicht nicht genügend bemüht habe, halte ich es auch generell für kontraproduktiv, sich hier im Nachhinein größer Gedanken zu machen. Die Zeit zurückdrehen kann man sowieso nicht, solange man Knast, Krankenhaus und Obdachlosigkeit vermeiden kann, steht man nicht völlig schlecht da, und ich denke mir auch oft: Wer weiß, wozu es gut war, dass ich dem Typen vor 5 Jahren den Laufpass gegeben habe, obwohl ich die Beziehung bestimmt noch ernster hätte nehmen können. Für mich sind derlei Überlegungen generell müßig.