An falschen Freunden festhalten, um nicht allein zu sein?

Meine Freundin regt sich derzeit auf, dass ihre kleine Schwester nur "falsche Freunde" hat, die sie ausnutzen und sich nur dann bei ihr melden, wenn sie gerade niemand anderes haben. Die Schwester soll wohl öfter mal Geld für ihre Freunde ausgeben, ohne dass diese das für sie tun. Wenn die Schwester sich von selbst bei den Freunden meldet, können diese wohl nie. Melden sollen sie sich nur dann, wenn ihnen eben langweilig ist oder es ihnen passt.

Wie meine Freundin meint, weiß ihre Schwester ganz genau, dass es keine richtigen und wahren Freunde sind, auf die sie sich verlassen kann. Das wäre ihr aber egal, da es ihr wesentlich lieber wäre, falsche Freunde zu haben, als ganz allein und ohne Freunde dazustehen.

Wart ihr selbst schon einmal in einer solchen Situation und könnt diese nachvollziehen? War es euch selbst schon einmal lieber, falsche Freunde zu haben, als ganz ohne Freunde zu sein und habt ihr deshalb an falschen Freundschaften festgehalten? Ist dieser Zustand denn nicht in Ordnung, solange man davon weiß? Immerhin kann man der Ausnutzung dann ja auch besser entgegenwirken.

Es ist wirklich schlimm, wenn man merkt, dass jemand ausgenutzt wird. Im tiefen Inneren weiß es derjenige oder diejenige wohl auch selber. Aber um das nicht wahr haben zu wollen oder müssen, bildet man sich dann trotzdem ein, richtige Freunde zu haben.

Es muss aber dann ja auch einen Grund geben, warum sich die Schwester mit der richtigen Freundeswahl so schwer tut. Hatte sie immer schon so soziale Probleme? Gab es denn keine Art Sandkastenfreundin mit der sie immer noch Kontakt hat und die ehrlich ist? Oder sind diese Freunde, die sie ausnutzen, nur ein paar der vielen anderen, die sie zusätzlich noch hat, und die es ernst mit ihr meinen?

Wie sieht es denn mit dem Selbstbewusstsein von der Schwester aus? Vielleicht könnte man das ein wenig aufpolieren, damit sie erkennt, dass sie so etwas nicht nötig hat? Man muss da wirklich extrem aufpassen, schon wenn die Kinder klein sind, dass man sie diesbezüglich richtig erzieht. Natürlich sieht man aber auch erst später, ob die Erziehung Früchte getragen hat.

Ich frage mich eher, wie vereinsamt ist die Schwester, wenn sie lieber falsche und freche Freunde akzeptiert, als sich von diesen zu lösen, die ihr ja generell auch nicht wirklich gut tun? Wie traurig ist es bitte, dass dort offenbar eine junge Frau oder ein Mädel ist, die keinerlei Anschluss zu ordentlichen Menschen hat und lieber ihre falschen "Freunde" bevorzugt, als keine zu haben? Da würde ich schon mal genauer schauen, weil das echt traurig ist.

Natürlich sollte man solche Leute einfach sofort in den Wind schießen. Sie sind keine Freunde, waren es nie und werden es auch nie sein. Die Grundlage ist nicht gegeben, um darauf noch eine Freundschaft aufzubauen, weil zu viel ausgenutzt wurde. Ich denke also, dass es ihr eigentlich besser täte, wenn sie diese ganz einfach aus ihrer Anrufliste & Co entfernt/blockiert und das Thema komplett abharkt.

Das ist jedoch einfacher gesagt, wenn man dann am Ende wirklich komplett alleine steht. Was offenbar auch ihre Befürchtung ist, sodass ich mich frage, wieso nimmt die Schwester ihre kleine Schwester nicht einfach mal mit, zeigt ihr das Leben ein wenig, bringt sie mit unter Leute, damit die Schwester andere kennenlernt, die es ernst mit ihr meinen? So wäre es sinnvoller, als andersherum.

Dann kann die Schwester vielleicht auch einfacher falsche Freunde aussortieren und sich lösen, als wenn sie ganz alleine dasteht. Das ist jedoch nur meine Ansicht und das wäre das, was ich als Schwester tun würde. Meine Schwester unter Leute bringen und ihr zeigen, dass nicht alle Menschen so sind.

Menschen die einen Ausnutzen oder sonst wie schaden sind grundsätzlich aus dem Weg/sich diese fern zu halten/zu gehen! Denn wenn man schon erkannt hat, dass man z.B. ungern allein ist, sollte man eher einen Therapeuten aufsuchen als sich selbst zum Narren, zum Sklaven, zum Objekt der Begierde machen zu lassen.

Und nebenbei bemerkt: Wer schon erkannt hat, dass man dieses oder jenes Defizit hat, sollte weiter gehen und die Tür zu Selbstkenntnis ganz aufstoßen, da nun mal aller Heilung die Diagnose vorausgeht. Dazu dienen u.a. Psychotherapeuten. Es gibt allerdings auch ein sehr großes Portfolio an Sach- und Fachbüchern die dazu geschrieben wurden um sich selbst, aber auch andere zu Erkennen sowie jede Menge Ratgeber für alles mögliche, so auch Ratgeber um persönliche Probleme anzugehen.

Aus meiner jetzigen Sicht finde ich es auch immer besser, sich von solchen Menschen zu lösen, als weiter an den falschen Freunden festzuhalten, die einem selber ja auch nicht gut tun. Allerdings war ich selber auch schon in einer solchen Situation und das war in meiner Schulzeit. Ich hatte eine Freundin, mit der ich mich immer getroffen habe und das war dann auch von beiden Seiten ausgegangen.

Allerdings war diese Freundin in der Klasse ganz anders und wenn mich meine Mitschüler geärgert und gehänselt haben, dann hielt sie plötzlich zu ihnen und machte mit. Mir war es natürlich auch klar, dass mir diese Freundschaft nicht gut getan hat, aber sonst hatte ich eben keine Freunde. So habe ich dann auch sehr lange gebraucht, bis ich mich von dieser Freundschaft gelöst habe.

Das war dann quasi erst der Fall, als ich richtige Freunde gefunden habe und eben auch gesehen habe, dass es auch anders geht. In dem Fall würde ich der Schwester deiner Freundin eben raten, auch mal weitere Freunde zu suchen und dann hoffentlich bessere Menschen zu finden, die ihr auch gut tun. Dann kann sie diese falschen Freunde vergessen.