Wegen zu vielen Überstunden Ärger bekommen?

vom 14.08.2017, 05:36 Uhr

Mein Partner arbeitet seit kurzem in einer Firma, die wohl ziemlich streng ist, was Überstunden angeht. So darf man nur 20 Überstunden machen, maximal. Dann müssen diese entweder abgefeiert werden oder ausgezahlt werden. Wie lange es dann dauert, bis die Überstunden dann umgewandelt worden sind, weiß ich nicht.

Wenn jemand mehr Überstunden hat, bekommt er direkt das Gemecker zu hören. So hat er mitbekommen, wie ein Kollege das Maximum bereits erreicht hat, aber weil zwei andere Kollegen im Urlaub sind, war er gezwungen, mehr Überstunden zu machen, um die anfallenden Aufgaben zu erledigen. Daraufhin kam direkt eine Dame aus der Personalabteilung und hat ihm eins auf den Deckel gegeben.

Findet ihr es wichtig und richtig, dass man ein Maximum an Überstunden setzt und dieses dann konsequent überwacht? Oder empfindet ihr das eher als Bevormundung? Sollte man in der Firma das überwachen, dass nicht zu viele Überstunden gemacht werden oder sollte man die Entscheidung den Arbeitnehmern selbst überlassen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Dass es so ein Maximum gibt, das finde ich gar nicht so verkehrt. Wenn man dann ja eine Auszahlung beantragt, kann man ja wieder welche machen, würde ich sagen. Aber es wird eben doch schnell unübersichtlich, wenn sich so viele Stunden anhäufen. Und wenn dann auf einmal so viel ausbezahlt werden muss, kann das auch nicht jede Firma so leisten.

Darum kann ich es schon verstehen, dass ein Maximum angegeben wird. Und wenn das so ist, muss es auch überwacht werden, damit es auch für alle Mitarbeiter gleich geregelt wird. Als Bevormundung würde ich das nicht sehen, sondern nur dann, wenn das nur bei einem Mitarbeiter so hart kontrolliert wird, bei den anderen aber nicht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich denke, das kann jedes Unternehmen innerhalb der gesetzlichen Vorgaben, so regeln, wie es im Einzelfall wirtschaftlich ist, ohne die Moral der niederen Chargen zu sehr zu drücken. Es hat schließlich niemand etwas davon, wenn die Mitarbeiter Überstunden anhäufen ohne Ende und ohne Aussicht, sie sinnvoll abfeiern zu können oder sie ausbezahlt zu bekommen, weil es schlicht zu viele geworden sind. Auch können sich daraus vermutlich (in meiner Branche spielen Überstunden keine große Rolle) organisatorische Probleme ergeben, wenn jemand mit 80 Überstunden zwei Wochen daheim bleiben könnte und dies auch gnadenlos durchsetzt.

Ich bin selber zwar aus unterschiedlichen Gründen nicht betroffen, aber ich habe schon oft mitbekommen, dass Kollegen aus anderen Abteilungen oder Bekannte im Job ermahnt wurden, was ihre Überstunden anging. Ganz genau sind mir die Zusammenhänge auch nicht bekannt, aber anscheinend ist es eine gängige Praxis, dass Überstunden gedeckelt werden und nicht nach Belieben angehäuft werden können. Ob die Mitarbeiter das "richtig" finden, interessiert hier nicht wirklich, wie so oft im Berufsleben. Und es gibt bekanntlich immer den einen Kandidaten, der die Praxis gnadenlos ausnutzt und nur Unfrieden stiftet, wenn man die Mitarbeiter zu sehr machen lässt, was sie wollen, weswegen oft strengere Regeln eingeführt werden als eigentlich nötig.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Bei uns im Unternehmen gibt es auch eine ganz klare Regelung, die jedem bekannt ist und es somit keinerlei Diskussionen geben dürfte.

Fakt ist, dass wir 28 Stunden auf einem Zeitkonto aufbauen können, sowohl positiv, als auch negativ. Alles, was über die 28 Stunden Zeitguthaben hinaus anfällt, wird abgeschnitten und ist somit weg, es sei denn, es kann ein plausibler Grund vom Arbeitnehmer und vom Vorgesetzten genannt werden, warum denn nun diese Grenze überschritten werden musste. Diese Gründe sind in aller Regel aber vorher bekannt und mit dem Betriebsrat abzustimmen, auf Antrag werden diese Stunden dann gut geschrieben, müssen aber zeitnah abgebaut werden.

Damit man nicht aus allen Wolken fällt, wenn man über die 28 Stunden kommt, wird man bei überschreiten von 20 und 24 Stunden darüber automatisch informiert.

Da diese Regelung jedem bekannt ist, gibt es auch keinen Grund, überhaupt in die Nähe der 28 Stunden zu kommen. Grundsätzlich sind die angefallenen Stunden zeitnah auszugleichen. Um es unattraktiv zu machen, können wir auch nur einen Tag im Monat komplett abfeiern, einmal im Jahr zwei Tage in einem Monat. Insgesamt sind wir auf 9 Tage zum abfeiern der Stunden begrenzt. Und das funktioniert alles wunderbar. Keiner fühlt sich genötigt, Stunde um Stunde länger zu arbeiten, wenn es in einer Abteilung Engpässe gibt, muss die Leitung sich eben andere Lösungen suchen.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Überstunden sind auch ein großes Thema bei uns. Bei einer Woche von weniger als vierzig Stunden und einem doch für mehr ausgelegtes Arbeitspensum kommt man so ganz automatisch auf eine gewisse Anzahl an Überstunden. Das wird bei uns tatsächlich nicht nur als normal angesehen, ein Chef, der mittlerweile nicht mehr bei uns ist, meinte auch mal, dass er eine gewisse Anzahl an Wochenstunden erwartet von seinen Mitarbeitern. Nicht überraschend ist, dass diese nicht mit der im Vertrag festgehaltenen Wochenstundenzahl übereinstimmte.

Mittlerweile ist es aber auch so, dass wir ab einer bestimmten Anzahl an Überstunden im Monat eine Rechtfertigung ablegen müssen, warum und wie diese zustande gekommen sind. Das heißt allerdings nicht, dass wir nicht mehr machen dürfen. Nur eine Erklärung wird verlangt. In dem Fall wäre die Urlaubsvertretung durchaus eine valide Erklärung. Abfeiern oder auszahlen lassen können wir die auch immer aber auch hier gibt es sowohl seitens der Unternehmensführung als auch der Belegschaft eine eindeutige Tendenz.

Jetzt empfinde ich persönlich zwanzig Überstunden im Monat als eher wenig bis normal, das kommt aber auch auf die vertraglich geregelte Wochenarbeitszeit an. Bei einer 45 Stunden Woche ist das sicherlich etwas anderes, als bei einer 37,5 Stundenwoche.

Andere wiederum argumentieren damit, dass man seine Arbeit ja dann schneller und/oder effizienter machen muss, was ich persönlich für Quatsch halte. Denn man ist ja durchaus bei seiner Arbeit auch mal auf andere Kollegen angewiesen und man kann auch einfach zu viel zu tun haben. Der Spruch, dass man das dann priorisieren sollte, zieht bei mir auch nicht. Das ist ja nur ein Umverteilen der Arbeit, aber die wird davon ja nicht weniger. Aber das scheinen die Vorgesetzten nicht unbedingt zu verstehen. :)

Ich persönlich empfinde es nicht als Bevormundung, wenn man gesagt bekommt, dass man nur x Überstunden machen sollte. Wenn man drüber kommt, sollte es gute Gründe geben, diese sollten dann aber auch auf das Verständnis der Vorgesetzten treffen und nicht zu Repressalien führen. Genauso gut finde ich es, wenn man so viele Überstunden machen kann, wie man möchte. Wobei ich sehe, dass das bei eignen zu einer etwas langsameren Arbeitsweise führt. Wenn man Überstunden begrenzt aber der Mitarbeiter zu viel Arbeit hat, lässt das auf ein Ungleichgewicht schließen, das sollte der Vorgesetzte dann erkennen und gegenwirken, ansonsten bringt es nichts.

» Antalis » Beiträge: 539 » Talkpoints: 0,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Klar ist es gut, wenn es ein Maximum an Überstunden gibt. Denn als Chef oder Chefin habe ich ja immer das Problem, dass die meisten Arbeitnehmer dann Zeitausgleich für die Überstunden wollen, weil sich das Auszahlen wegen der Steuer nicht rentiert.

Dann kann ich auch nicht alle gleichzeitig in den Zeitausgleich schicken, weil dann ist ja niemand mehr in der Firma. Da muss man dann schon ein ziemlich gutes Organisationstalent haben um dann zu entscheiden, wer wann und wie lange in den Zeitausgleich gehen darf.

Außerdem gibt es dann Leute bei uns, die machen leicht verdiente Überstunden- ich gehe nicht darauf ein, was das ist, da das Firmenintern ist, aber bei uns gibt es das- und nehmen dann einfach dafür einen Tag frei, wo eigentlich die Hölle los ist. So etwas ist auch nicht in Ordnung.

Deshalb finde ich es gut, dass auch bei uns im Betrieb darauf geachtet wird, dass nicht unnötig viele Stunden zusammen kommen und dass auch der Chef und die Chefin schon ab und an vorschlägt früher zu gehen oder später zu kommen, damit man nicht meint, man könnte da fein einen Tag frei nehmen. Denn viele würden das wirklich sehr ausnutzen.

Als ich bei der Arbeit begonnen habe, habe ich auch schon oft Ärger wegen der Überstunden bekommen, weil ich es nicht gewusst habe. Bei der alten Arbeitsstelle war es noch schlimmer. Dort wurden einem Überstunden aufgebrummt, die anschließend nicht einmal bezahlt wurden, obwohl es vorher so ausgemacht war.

Ich habe schon alles Mögliche im Bezug auf Überstunden erlebt, aber ich muss sagen, dass ich eines weiß: Auszahlen rentiert sich in den meisten Fällen überhaupt nicht. Da baut man die Stunden lieber als Freizeit ab. Außerdem ist Freizeit meiner Meinung nach so oder so mehr wert, als Geld.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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