Sich wehren, dass jeder Haushalt eigene Toilette bekommt?

Bei uns gehört es mittlerweile schon seit vielen Jahrzehnten zum sogenannten Standard, dass jeder Haushalt baulich ein eigenes Badezimmer mit Toilette besitzt, wo man sich eben reinigen und erleichtern kann. In anderen Ländern ist das aber nicht so selbstverständlich so wie hier. Ich habe gelesen, dass die indische Regierung sich laut BBC zum Ziel gesetzt hat, dass jeder Haushalt des Landes bis zum Jahre 2019 mit einer eigenen Toilette ausgestattet sein soll. Dieses Vorhaben soll aber nicht so leicht umzusetzen sein, da es in Teilen der Bevölkerung wohl Widerstand geben soll. Wie groß der Widerstand jedoch ist, wurde nicht erwähnt.

Könnt ihr verstehen, dass man sich gegen eine Toilette im eigenen Haushalt wehrt? Gut, nicht jeder heißt Veränderungen gut und ich weiß auch nicht, wie den Indern das erklärt worden ist, dass alle eine Toilette haben sollen. Kann auch sein, dass die Kosten auf die (arme) Bevölkerung umgelegt wird und man sich deshalb dagegen wehrt, wer weiß. Könnt ihr eine derartige Reaktion nachvollziehen?

Na ja, man müsste diesbezüglich schon mehr Hintergrundwissen haben. Ich habe einen anderen Bericht darüber gelesen, dass es in Indien mittlerweile mehr Handys als Toiletten geben soll. Es ist für mich schon nachvollziehbar, dass es ein armes Volk ist und sich wahrscheinlich nicht jeder eine Toilette leisten kann.

Das wird der Grund sein, warum dass viele Inder dagegen sind, weil sie sich ja so schon kaum ihren Lebensunterhalt, geschweige denn die Kosten für eine eigene Toilette leisten können. Ich finde es wirklich schlimm, dass wir auf der einen Seite der Erde im Überfluss leben und solche Dinge als selbstverständlich sehen und für diese armen Menschen nicht einmal das als gegeben gilt, ein natürliches Bedürfnis nach Hygiene.

Es wäre interessant, mehr darüber zu lesen. Vielleicht findet ja jemand noch einen aufschlussreichen Artikel darüber im Internet und kann ihn hier verlinken?

Ich finde es schon immer arg naiv, wenn man von hiesigen Verhältnissen ausgeht und sich dann verwirrt fragt, ob die Inder so kreuzdämlich sind, dass sie die Vorzüge einer modernen Kanalisation und Abwasserentsorgung nicht von sich aus erkennen, sondern sich aus irgendwelchen dummen indischen Gründen nach wie vor lieber in Plastiktüten erleichtern oder beim nächtlichen Gebrauch des nächstliegenden Gebüschs riskieren, überfallen zu werden.

Es geht hier schließlich nicht darum, in jeden Haushalt eine Schüssel zu stellen, und die nötige Wasser- und Abwasser-Infrastruktur wächst dann einfach aus dem Boden. Der Umgang mit menschlichen Exkrementen stellt viele Städte in vielen Ländern vor Probleme die wir als Luxus-Scheißer uns gar nicht vorstellen können. Mir hat hier eine Reportage in TV die Augen geöffnet, die diese Problematik aufgerollt und verschiedene Lösungen aufgezeigt hat, wie man beispielsweise in einem Elendsviertel, in dem es keine Kanalisation gibt und auch nie geben wird, mit diesem Problem umgeht.

Wir reden hier zudem auch von Millionen von Betroffenen, die teilweise unter Bedingungen hausen, die wir uns wirklich nicht vorstellen können, aber in Indien durchaus als Wohnungen oder Haushalte zählen, weil sie drei Wände und ein Dach haben. Und sehr viele Leute haben wahrscheinlich tatsächlich andere Sorgen als ein keramisches Klo nach europäischem Vorbild, weil sie vielleicht lieber Impfungen für ihre Kinder oder etwas weniger Zwangsprostitution in ihrem Viertel sehen wollen. Aus der Außenperspektive sollten wir uns lieber kein Urteil erlauben.

Dieses indische "Toilettenprojekt" ist ja nichts neues und wurde ja schon bereits 2014 aufgelegt. Von großem Widerstand der Bevölkerung habe ich allerdings nichts lesen können, nur dass die Toiletten gern eben auch zweckentfremdet und als Lagerräume oder Tierbehausungen genutzt werden. Das wird sich aber schon noch einspielen, denn wer seit Kindheit Freiluft-Klogänge gewohnt ist, der kann sich scheinbar nicht so schnell umgewöhnen.