Als Universität durch Sport-Teams mehr Studenten anlocken?

vom 14.08.2017, 06:27 Uhr

Ich habe kürzlich gelesen, dass die Collegeteams in den USA als Aushängeschilder der Universitäten gelten. Die Sportler wären unter den Studenten besonders beliebt im sportbegeisterten Amerika, sodass diese als wichtiger Identifikationsfaktor gelten würden. Die Mannschaften würden sogar als Marketing-Tool verwendet werden, um neue Studenten zu werben. Daher würden die Colleges mit Stipendien um die besten Nachwuchstalente im In- und Ausland konkurrieren.

Gut, in Deutschland ist mir zumindest nicht bekannt, dass die Unis da eigene Sportmannschaften haben, die vielleicht sogar gegeneinander antreten oder so. Daher kann ich das möglicherweise auch nicht wirklich nachvollziehen, wie man wegen einer Mannschaft oder einem Sportler sich möglicherweise bei der Wahl der Universität beeinflussen lässt. Bei der Wahl meiner Universität bin ich immer vom Studienangebot ausgegangen und habe dabei besonders viel Wert auf die Studienschwerpunkte gelegt. Eine Sportmannschaft wäre mir total egal gewesen. Könnt ihr nachvollziehen, dass man sich bei der Wahl der Universität von irgendwelchen Sportlern oder Mannschaften beeinflussen lässt?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



In den USA spielt der Sport an Schulen eine viel größere Rolle als hierzulande. Das kann man nicht ansatzweise mit der Situation in Europa vergleichen. Selbst irgendwelche High School Teams haben da drüben allem Anschein nach Fans, während ich es noch nicht erlebt habe, dass etwa das Volleyball-Team der Gesamtschule Villingen-Schwennigen vor anderen Leuten spielt als den Eltern und Freunden der Spieler. Man darf auch nicht vergessen, dass (zumindest habe ich den Eindruck) Schulen in manchen Gegenden dieses ach so tollen Landes die einzigen Anbieter von wie auch immer gearteter Freizeitgestaltung für die Schüler und die ganze Umgebung bieten.

Außerdem darf man nicht übersehen, dass der Besuch eines Colleges beim Großen Bruder drüben monströs viel Geld kostet und Sportstipendien für ganze Bevölkerungsschichten die einzige Chance bieten, zumindest in die Nähe von dem zu kommen, was man in anderen Ländern als Bildung ansieht und infolgedessen die eigenen Jobchancen zu verbessern. Ein College ist zudem auch mit einer Universität gar nicht zu vergleichen, was den Bildungslevel angeht, sondern, soweit ich weiß, eher ein bescheidener Schritt über dem, was bei uns ein Hauptschulabschluss wäre, als es das noch gab.

Und umgekehrt geht es den Colleges in vielen Fällen ja gar nicht darum, brillante Köpfe zu werben, die zufällig auch gut Basketball spielen können, sondern brillante Basketballspieler in ihre Reihen aufnehmen zu können, die mit etwas Glück lesen und schreiben gelernt haben, weil das dem Unternehmen mehr Geld in die Kassen spült als irgendein Spargeltarzan, der einfach nur in Ruhe BWL studieren will.

Hierzulande gelten also derart andere Spielregeln, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass eine ernstzunehmende Universität das Bedürfnis entwickelt, auf einmal explizit Sportler anzulocken, weil sich die Deutschen auf einmal dafür interessieren, wie die FH Nürnberg gegen die TU München im Basketball abschneidet. :think:

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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