Bei Geschenk voraussetzen, dass es auch genutzt wird?

vom 07.08.2017, 08:44 Uhr

Am Wochenende kam mein Partner mit einem Fahrrad für mich nach Hause. Dies hat er wohl einem Bekannten abgekauft, der dies bei einer Tombola gewonnen hatte und nichts damit anfangen konnte. Das Fahrrad ist neu und wirklich nicht schlecht.

Mein Partner war schon länger immer dran, dass wir uns doch Räder zulegen sollen und mal gemeinsam Rad fahren. Ich muss dazu sagen, dass ich daran eigentlich wenig Interesse habe und gemeinsame Spaziergänge mit den Hunden vorziehen würde. Außerdem habe ich auch noch mein altes Rad bei meinen Eltern untergestellt.

Nun hat er wohl gedacht, dass ich schon ans Radfahren komme, wenn er mir erst eins vor die Nase stellt. Ich habe mich zwar gefreut, aber er ist nun gleich enttäuscht, dass nicht direkt eine Radtour machen wollte. Er meint nun, dass ich das Rad sicherlich nicht nutzen würde. Ich finde das schon irgendwie etwas gemein und fühle mich da auch unter Druck gesetzt, weil ich von Anfang an gesagt habe, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sich die Anschaffung von Fahrrädern für uns lohnen würde.

Natürlich möchte ich nun auch nicht, dass er enttäuscht ist und traurig. Aber ich muss auch sagen, dass mich beim Probe fahren auf dem Rad doch sehr unsicher gefühlt habe. Vielleicht muss ich mich auch nur daran gewöhnen. Ich weiß nun nicht recht, wie ich mich verhalten soll und ich finde es auch irgendwo nicht richtig, dass er voraussetzt, dass ich das Geschenk nun dauernd nutzen muss. Wenn er es mir schon schenkt, dann möchte ich auch selbst entscheiden wann und wie ich das nutzen werde.

Würdet ihr voraussetzen, dass jemand ein Geschenk von benutzt? Auch wenn dieser schon vorher Zweifel geäußert hat und es kein Wunsch war, den Gegenstand zu bekommen? Würdet ihr es der Person zu Liebe dann trotzdem nutzen? Würdet ihr euch da auch irgendwo unter Druck gesetzt fühlen? Wie würdet ihr da reagieren?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Meine Mutter fand es schade, als ich aufhörte Ski zu fahren und daran einfach das Interesse verlor. Daher bekam ich zu meinem 12. Geburtstag - wohlgemerkt mitten im Sommer - diese doofen kleinen Skier geschenkt, big foots.

Sie dachte auch, dass ich so wieder Interesse daran finden würde. Ich kam mir, ehrlich gesagt, etwas verarscht vor. So als hätte ich gar nichts zu meinem Geburtstag bekommen. Ich habe die Dinge nie benutzt. Meine Geschwister sind sie manchmal gefahren, aber dann lagen sie nur noch im Keller rum.

Ich kann bis heute nicht nachvollziehen, warum sie mir dieses Geschenk gemacht hat. Die haben 200 € gekostet! Sie hätte ja fragen können, ob ich mit diesen witzigen Skiern wieder Freude am Skifahren haben könnte, bevor sie so viel Geld ausgibt. Also ein schlechtes Gewissen hatte ich deshalb sicher nicht.

Etwas anderes ist es natürlich, wenn man nicht so genau weiß, ob derjenige sich über das Geschenk freuen könnte. Man kann sich ja durchaus mal täuschen oder falsch zwischen den Zeilen gelesen haben. Dann schenkt man auch etwas, was der andere gar nicht nutzen will. Das täte mir dann schon mehr leid, weil sich der Schenkende ja durchaus Gedanken gemacht hat, aber eben leider falsch lag.

Mit einem Eierbecher hat sie das auch mal gemacht. Als ob ich plötzlich Lust darauf hätte, etwas zu essen, was ich eklig finde, nur weil es in einem süßen Kätzchenbecher serviert wird. :wall:

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Bei solchen Leuten bzw. Geschenken habe ich subjektiv immer ganz stark das Gefühl, es ginge nicht um den Beschenkten und dessen Freude, sondern um reine Erziehungsmaßnahmen. Narzisstische Personen machen so etwas auch gerne, aber bei denen hat man ja generell diesen Mangel an Empathie. Etwas schenken, von dem man genau weiß, dass der andere es nicht will, um ihn zu etwas zu bringen, was man selbst gut oder richtig findet, ist schon echt anmaßend.

Da würde ich mich dann auch ärgern. Es erinnert mich an das Geschenk meines Exfreundes, das er dann am liebsten selbst benutzt hat, denn ich hatte im Vorfeld schon immer gesagt, kein Interesse an einem DVD-Player oder einem privaten Drucker zu haben. Wobei es da nicht um Erziehung, sondern den reinen Eigennutz ging. Wenn ich jetzt meinem Freund immer wieder gesagt hätte, dass ich kein Rad brauche, weil ich sogar noch eines habe und nicht mal das nutzen will und dann käme er ganz stolz mit einem neuen Rad für mich an, hätte ich mich auch ziemlich auf den Arm genommen gefühlt.

Für mich wäre die Botschaft ganz klar, dass meine Aussagen und Wünsche nicht ernst genug genommen werden und ich im Endeffekt auf der Stufe mit einem unmündigen Kind stünde. Das ist natürlich jetzt eine reine Typsache, andere würden da anders handeln, aber mir würde es das Radfahren dann schon noch mehr vermiesen und ich hätte alleine aus Trotz schon keine Lust mehr. Sicher auch nicht sonderlich reif oder erwachsen, aber ich würde da nach meinem Gefühl gehen, auf was ich Lust hätte, ohne dem anderen einen Gefallen zu tun.

Meinen DVD-Player habe ich dann übrigens auch nie so richtig benutzt, weil ich ihn eben damals wirklich nicht gebraucht habe. Jetzt steht er hier und wartet darauf, an das Sozialkaufhaus verschenkt zu werden. Ist ja nicht häufig benutzt worden. Die Geschichte mit dem Eierbecher ist auch der Knaller. Da kann man auch dem Nichtraucher Zigarren schenken oder dem Nutzer des öffentlichen Verkehrs einen Tankgutschein. :mrgreen:

» Verbena » Beiträge: 4979 » Talkpoints: 3,27 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich finde es ja nett, dass du nun versuchen möchtest, es deinem Partner recht zu machen und dich an dem Fahrrad zu erfreuen. Aber ich muss auch sagen, dass das so notwendig nicht ist und dass ich das an deiner Stelle nicht zwingend versuchen würde. Ich kenne deinen Partner natürlich nicht, aber für mich klingt es auch ein wenig so, als wenn er dich in die Richtung biegen wollte, von der du doch schon gesagt hast, dass es für dich nichts ist.

Wenn man nicht sicher ist, ob ein Geschenk etwas für einen ist, dann finde ich das in Ordnung, obwohl es natürlich immer auch ein Risiko ist. Aber auch dann würde ich es nicht voraussetzen, dass ein Geschenk genutzt wird, weil ich mir dessen bewusst bin, dass es eine Art Überrumpelung ist. Erwarten würde ich es also nur, wenn ich ein Geschenk verschenke, dass sich derjenige explizit auch gewünscht hat. Dann wäre ich schon enttäuscht, wenn es dann doch nur in der Ecke liegt.

Aber in deinem beschriebenen Fall würde ich an deiner Stelle nur das machen, was du auch wirklich möchtest. Wenn du für dich entscheidest, dass es schön wäre, mal mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, dann ist es gut. Aber wenn du das nicht möchtest, dann ist es auch gut und dann wird dein Partner es auch lernen, dass du es schon ernst meinst, wenn du etwas nicht möchtest und dass du dich von ihm auch nicht in die Richtung drängen lässt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Verbena hat geschrieben:Bei solchen Leuten bzw. Geschenken habe ich subjektiv immer ganz stark das Gefühl, es ginge nicht um den Beschenkten und dessen Freude, sondern um reine Erziehungsmaßnahmen.

Den Eindruck habe ich ehrlich gesagt auch. Wenn sich jemand einen bestimmten Gegenstand von sich aus wünscht, dann gehe ich natürlich davon aus, dass der Beschenkte genau dieses Geschenk auch nutzen würde, wenn er den Gegenstand eben geschenkt bekäme. Ansonsten würde das ja gar keinen Sinn ergeben. Warum wünscht man sich denn sonst Sachen, wenn man sie eh nicht benutzt? Aber hier liegt der Fall ja ganz anders, hier werden Sachen verschenkt, wo der Beschenkte vorher ausdrücklich gesagt hat, dass er nichts damit anfangen möchte. Da frage ich mich ernsthaft, ob das eine Beziehung unter gleichberechtigten Erwachsenen ist oder ob hier jemand meint, den anderen unbedingt erziehen und bevormunden zu müssen.

Verbena hat geschrieben:Für mich wäre die Botschaft ganz klar, dass meine Aussagen und Wünsche nicht ernst genug genommen werden und ich im Endeffekt auf der Stufe mit einem unmündigen Kind stünde. Das ist natürlich jetzt eine reine Typsache, andere würden da anders handeln, aber mir würde es das Radfahren dann schon noch mehr vermiesen und ich hätte alleine aus Trotz schon keine Lust mehr.

Ich hätte in so einer Situation auch den Eindruck, dass ich zum unmündigen Kind degradiert werde und allein deswegen würde ich meine rebellische Seite zeigen und Stress machen. Wenn ich vorher klipp und klar gesagt habe, dass ich etwas nicht möchte und der andere schenkt mir das trotzdem, würde ich persönlich an der Beziehung zweifeln. Denn das ist für mich nicht nur ein Indiz, dass man dem Partner nicht wirklich zuhört und seine Wünsche und Bedürfnisse Ernst nimmt, sondern auch, dass man ihn nicht so akzeptieren kann wie er ist und ihn lieber anders hätte. Wie eine 2.0 Version, wenn man so will, nur dass man diese Version selbst durch erzieherische Maßnahmen optimieren möchte. So einen Partner hätte ich schon längst aus dem Haus geworfen und die Beziehung beendet. Denn Reden bringt hier nicht viel, wenn der Partner das einmal macht, dann wird er das Denken nicht ablegen und das immer wieder machen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


An ein Geschenk sollte man niemals Bedingungen knüpfen. Daher gibt es auch keine Schenkungsverträge, sondern höchstens Schenkungsurkunden. Ich versuche immer praktisch zu schenken. Also ein Geschenk zu überbringen, von dem ich überzeugt bin, dass es dem Beschenkten auch gefällt. Das ist für mich praktisch und das müssen keine nützlichen Geräte oder dergleichen sein, sondern zum Beispiel auch ein gutes Parfüm oder ein kleines Schmuckstück.

Ich bin auch eine gute Beobachterin und kann mir somit gut vorstellen, worüber sich der zu beschenkende Mensch freuen kann. Allerdings würde ich nichts aus Eigennutz verschenken. Es sollte von meiner Seite also kein Geschenk sein, von dem ich mir verspreche, dass es der andere gemeinsam mit mir benutzt. Dann käme ich mir ziemlich egoistisch vor und das sollte meiner Meinung nach nicht die Intension eines Geschenks sein.

Dem Beschenkten will ich mit dem Geschenk meine Wertschätzung zum Ausdruck bringen und ihn nicht auf diesem Wege zu etwas überreden, was er gar nicht gerne tut. Es wäre also sehr egoistisch von mir, ihm zum Beispiel eine einjährige Mitgliedschaft in meinem Fitnessstudio zu schenken, damit ich nicht alleine trainieren muss. Das so etwas nicht gut ankommt, damit muss ich schon rechnen, wenn ich kein Brett vor dem Kopf habe.

Gerade wenn ich von meinem Partner etwas geschenkt bekäme, was ich mir nicht wünschte, würde ich ihm das schon zeigen und mich nicht auf einen Kompromiss einlassen. Denn wenn ich nun mal keine Inliner fahre, bringt mir das auch nichts, wenn mein Partner mir eine komplette Ausrüstung dafür schenkt, nur um nicht allein fahren zu müssen. Dann würde ich echt denken, was mit ihm gerade nicht stimmt.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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