Zu Lebzeiten notieren, was nach eigenem Tod nötig ist?
Ich kann ja nachvollziehen, dass sich ältere Menschen öfter mal Gedanken um ihren Tod machen. Aber nun habe ich mitbekommen, wie jemand der schon alt ist, eine Liste gemacht hat, was alles nach seinem Tod geregelt werden muss.
Darauf stand dann zum Beispiel, welche Zeitschriften abbestellt werden müssten und ähnliches. Ich finde das schon irgendwie übertrieben und für die Angehörigen auch nicht so schön, wenn jemand solch eine Liste erstellt und sie das mitbekommen. Die Angehörigen wissen eigentlich, was in solch einem Fall dann zu tun ist. Anders ist das sicherlich, wenn man die Person selten sieht und keinen großen Kontakt mehr hatte.
Die ältere Dame meinte aber, dass sie alles geregelt haben möchte, bevor sie dann stirbt. Sie möchte ihren Angehörigen so wenig Arbeit wie möglich hinterlassen und meint wohl, dass sie daher so viel Vorsorge treffen möchte wie möglich. Irgendwo auch verständlich. Aber ich habe da zum ersten Mal gehört, dass jemand eine Liste erstellt mit Dingen, die nach dem eigenen Tod erledigt werden müssen und woran die Hinterbliebenen dann denken müssen.
Findet ihr es gut und verständlich, dass man solch eine Liste vor dem Tod zusammenstellt? Oder findet ihr das auch übertrieben? Habt ihr schon erlebt, dass jemand so eine Liste erstellt hat? Wie würdet ihr euch dabei fühlen, wenn ihr ein Angehöriger wärt? Würdet ihr das sehr verantwortungsbewusst finden?
Ich habe selbst so eine Liste erstellt. Als ich gerade Mitte 30 war. Aber ich hatte immer Angst, dass mir zusammen mit meinem Mann etwas passiert - am ehesten der klassische Autounfall, wenn wir beide zusammen drin sitzen. Meine Familie wohnt weit weg und kennt die Abläufe bei uns daheim nicht. Und da ich vor allem viele Tiere habe, musste da schon einiges geregelt werden.
Also habe ich das alles aufgeschrieben. Bei welchen Banken wir Konten haben, wie die Tiere versorgt werden, ich hab auch Freunde gefragt, ob sie die Tiere nach unserem Tod aufnehmen würden und diese Nummern eben in dem Brief hinterlegt. Lauter so Sachen eben.
Ich finde das überhaupt nicht komisch oder übertrieben. Was dich dabei stört, ist wahrscheinlich die Auseinandersetzung mit dem Tod, aber damit habe ich einfach kein Problem. Meine Angehörigen werden nach meinen Tod (hoffentlich, wahrscheinlich) ziemlich traurig sein. Ich fände es daher eher grausam, sie so total im Regen stehen zu lassen.
Denn es gibt dann unglaublich viel zu regeln. Über das Offensichtliche wie die Beerdigung und die Auflösung des Haushaltes hinaus. Und gerade, wenn die Angehörigen nicht im Geld schwimmen, muss das auch recht zügig vonstatten gehen. Ein Zeitschriftenabonnement ist jetzt nicht so wahnsinnig teuer, aber wenn die Dame drei davon hat summiert es sich schon. Und ihre Kinder werden kein Interesse an der "Bild der Frau" haben und dann wird da unnötig Geld rausgeworfen.
Ich kann sehr gut verstehen, dass man seine Angehörigen damit nicht alleine lassen will. Als Mutter und Großmutter hat sie sich wahrscheinlich immer gekümmert und geholfen, wo sie konnte. Als sie älter wurde, hat sie bestimmt versucht, so viel wie möglich noch alleine zu machen und keine Hilfe anzunehmen. Und nach dem Tod soll sie dann einfach alles auf die Schultern ihrer Angehörigen abladen? Das ergibt doch keinen Sinn.
Dieses Verhalten kenne ich meist nur von wirklich älteren Leuten, die schon deutlich die 70 oder gar 80 überschritten haben und ich ziehe absolut vor jedem meinen Hut, der da da so rational und konsequent sein kann, sich um diese Dinge frühzeitig zu kümmern. Ich kenne eine alte Dame, die hat zu Lebzeiten im Pflegeheim ihre komplette Beerdigung organisiert und die Finanzen zur Verfügung gestellt, weil sie wusste, dass die Kinder sich da ohnehin nicht adäquat drum kümmern werden.
Dass es einem unangenehm ist, sowohl bei sich als auch bei anderen, hat sicher auch ein ganzes Stück mit magischem Denken zu tun. Wenn ich drüber nachdenke, wird etwas passieren. Man lebt in der Angst, ein schlechtes Omen zu kreieren. Natürlich ist das Blödsinn, aber ich kann mich da auch nicht in Gänze von freimachen und habe allenfalls meinem Partner mündliche Anweisungen gegeben, die sich meist um finanzielle Dinge drehen. Um andere Dinge wie Kinder oder Tiere muss ich mich nicht kümmern und meine materiellen Güter versuche ich generell klein und zusammenzuhalten.
Ich habe es sowohl direkt am eigenen Leib als auch bei Freunden erlebt, was es bedeutet, wenn in der Familie jemand stirbt und wirklich absolut gar nicht vorher geregelt wurde. Man kann da wirklich vor dem reinsten Chaos stehen. Und damit meine ich nicht nur die Organisation einer Beerdigung, die einem nervlich schon alles abverlangt, sondern auch die Zeit danach. Viele Leute denken gar nicht nach, welchen Scherbenhaufen an ungeklärten Gesprächen, aufgelaufenen Schulden, unübersichtlichen Geldangelegenheiten, unsicheren Wohnverhältnissen für Verwandte und überfüllten Häusern sie einmal hinterlassen.
Von daher finde ich es gut und richtig, wenn man sich in alle Richtungen immer schon Gedanken macht, was man mal so hinterlassen wird. Über so eine Liste wäre ich auch schon mal sehr dankbar gewesen. Geschweige denn von allen anderen möglichen Sachen, die sich plötzlich ergeben können. Aber wer organisiert oder unorganisiert lebt, wird auch so sterben.
Nelchen hat geschrieben:Darauf stand dann zum Beispiel, welche Zeitschriften abbestellt werden müssten und ähnliches. Ich finde das schon irgendwie übertrieben und für die Angehörigen auch nicht so schön, wenn jemand solch eine Liste erstellt und sie das mitbekommen. Die Angehörigen wissen eigentlich, was in solch einem Fall dann zu tun ist. Anders ist das sicherlich, wenn man die Person selten sieht und keinen großen Kontakt mehr hatte.
Ach, wissen die Angehörigen auch, was zu tun ist wenn es gerade drunter und drüber geht wegen der Beerdigung und alles geregelt werden muss? An die wichtigsten Sachen wird man hierbei denken, mal ehrlich. Beispielsweise die Sterbeurkunde entsprechend ausstellen und weiterleiten lassen, den Bestatter beauftragen, das Testament etc. aber an solche Details wie Zeitschriften-Abos abbestellen, daran denkt doch in so einer Minute kein Mensch. Das fällt einem vielleicht Monate später ein, wenn einigermaßen Ruhe eingekehrt ist, aber dann läuft das Abo fleißig weiter und man muss Geld dafür bezahlen, obwohl man diese Zeitschriften gar nicht braucht.
Ich finde das sehr rücksichtsvoll und vorbildlich, sich um derartige Angelegenheiten zu Lebzeiten zu kümmern und mir wäre das egal, ob ich das als ANgehöriger mitkriegen würde oder nicht. Wenn Angehörige damit ein Problem haben sollten, haben sie meiner Meinung nach nur Angst davor, sich mit dem Tod der jeweiligen Person auseinanderzusetzen und loszulassen, wenn es darauf ankommt.
Je nach Alter der Person ist das aber gar nicht so unrealistisch, dass die Person bald sterben wird, gerade wenn gerade noch gesundheitliche Probleme vorhanden sind. Meint man, die Menschen leben ewig oder was? Das ist doch albern. Mein Großvater ist schon Ende 80 und wenn der eine derartige Liste anfertigen würde (hat er vielleicht schon), dann würde ich damit weder traurig noch schockiert reagieren, sondern ganz neutral und nüchtern. Der Tod ist etwas, das zum Leben dazu gehört. Nur weil man alles nicht sehen will, was mit dem Tod zu tun haben könnte, verbannt man den Tod doch nicht aus dem Leben und von diesem Planeten. So eine Denkweise ist in meinen Augen ziemlich unreif.
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