Durch leeren Schreibtisch auf wenig Arbeiten schließen?

Vor kurzem erzählte eine Freundin, die in einem Büro arbeitet, dass ihr Vorgesetzter doch glatt der Meinung gewesen wäre, dass sie zu wenig Arbeit hätte und sie darauf angesprochen worden wäre. Dies hätte ihr Chef darauf geschlossen, dass ihr Schreibtisch sehr aufgeräumt gewesen wäre. Es hätten sich nur ein Schreibblock, ein paar Stifte , sowie ein Kalender und der übliche Computer und das Telefon darauf befunden.

Meine Freundin meinte aber, dass sie wert auf einen ordentlichen Schreibtisch legen würde und diesen immer recht übersichtlich halten würde. Sie würde das auch generell so handhaben und wunderte sich, dass ihrem Chef dies nun erst aufgefallen ist. Sie konnte die Situation dann wohl auch aufklären. Fühlte sich aber dennoch unwohl und überlegt, ob sie nun nicht doch ein paar mehr Unterlagen dort liegen lassen sollte.

Habt ihr schon erlebt, dass jemand durch einen aufgeräumten Schreibtisch meinte, dass ihr zu wenig Arbeit hättet oder dies bezüglich nicht ausgelastet wärt? Macht ein leerer bzw. ordentlicher Schreibtisch da eher einen negativen Eindruck? Würdet ihr deswegen lieber einige Unterlagen dort liegen lassen?

Du warst doch gar nicht dabei, du weißt doch gar nicht wie das gewesen ist. Es kann genauso gut sein, dass der Chef ironisch gefragt hat, ob sie denn nichts zu tun hätte, weil der Schreibtisch so leer ist oder er eben durch die Blume gefragt hat ob sie beruflich ausgelastet genug ist. Wenn sie diese Ironie oder dieses Fragen durch die Blume nicht versteht, ist das ihre Sache, sich aber deswegen drüber aufzuregen halte ich für unpassend.

Ich zum Beispiel ziehe Tacheles und direkte Kommunikation vor und so wird das bei uns auf Arbeit auch gehandhabt. Aber es gibt auch genug Menschen, die sind schüchtern und fragen lieber indirekt oder verpacken alles in Ironie, weil sich jemand sonst durch direkte Rede angegriffen fühlen könnte.

Wenn ich einen fast leeren Schreibtisch sehe, ist mein erster Gedanke, dass die Person sehr ordentlich und organisiert und strukturiert sein könnte. Ich denke nicht, dass sie zu wenig zu tun hätte. Aber ich denke, dass der Chef einfach die Kapazitäten abfragen wollte. Möglicherweise hat er noch irgendwelche Aufgaben zu delegieren und wollte vorher abchecken, welcher seiner Mitarbeiter die meisten Kapazitäten dafür frei hätte.

Ich würde auch sagen, dass es darauf ankommt, wie diese Frage formuliert und mit welchem Unterton sie vielleicht gestellt wurde. Vielleicht war es ja gar nicht so gemeint, wie es vielleicht gewirkt hat, dass der Chef wirklich davon ausgeht, dass sie wenig zu tun hat. Vielleicht sollte es einfach nur ein Spruch sein und der Chef hat gar keine großartige Reaktion erwartet.

Das weiß man alles nicht, wenn man nicht dabei war. Ich selber würde bei jemandem mit einem leeren Schreibtisch nicht unbedingt darauf schließen, dass derjenige, der diesen Schreibtisch nutzt, nicht viel zu tun hat. Wenn man viel am PC arbeiten muss, dann reicht dieser doch aus und man muss nicht viel zusätzlichen Kram auf dem Tisch liegen haben, den man sowieso nicht nutzt.

Wenn sie die Situation doch aufgeklärt und der Chef es auch verstanden hat, dass seine Angestellte sehr ordentlich ist und der Schreibtisch darum so aussieht, würde ich es dabei eigentlich auch belassen. Wenn sie Unterlagen liegen lässt, fühlt sie sich selber vermutlich nicht so wohl, weil sie es eben gerne ordentlich hat und das muss doch auch nicht sein.

Wenn ich morgens mein Büro betrete, schalte ich zuerst den Computer ein. Dann öffne ich die Fenster. Anschließend öffne ich die Schränke und lege einige Mappen und Unterlagen auf den Tisch und mache auch schon ein kleines geordnetes Durcheinander, dass es nach Arbeit aussieht. Jetzt könnte schon der Chef reinkommen, kein Problem. Anschließend koche ich halt Kaffee.

Als ich damals neu in der Abteilung war, teilte ich mir ein Zimmer mit einer sehr gut organisierten Kollegin. Deren Schreibtisch war auch immer tipp topp aufgeräumt, egal wie viel Arbeit sie hatte. Ich bin doch eher die Chaosqueen. Eines Tages kam auch mal die Chefin ins Büro, die Kollegin war gerade nicht am Platz. Halb staunend halb im Scherz fragte meine Chefin, ob der Kollegin wohl die Arbeit ausging. Ich klärte das dann auf, nicht ohne zu erwähnen, dass sich dieser Eindruck beim Anblick meines Arbeitsplatzes eher nicht einstellen könnte.

Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, warum man von einem leeren Schreibtisch auf wenig Arbeit schließen kann. Vor allem nicht in Zeiten, in denen die meiste Arbeit sowieso über den Computer geht. Da braucht man teilweise nicht mehr als seine Bildschirme, Computer samt Zubehör und Telefon auf dem Tisch. Ab und zu noch einen Notizblock, den habe ich aber auch erst gezückt, wenn der erste Anruf rein kommt und die kommen nicht oft. Ich habe auch nicht wenig auf der Arbeit zu tun.

Aber wir haben auch eine sogenannte Clean Desk Policy. Das heißt, wenn wir den Arbeitsplatz verlassen, darf da nicht mehr drauf stehen als Computer samt Zubehör, Telefon, Laptop-Docking-Station und die Bildschirme. Wir haben teilweise mehr Mitarbeiter als freie Schreibtische, sodass man auch mal in Homeoffice gehen kann und ein anderer dann am eigenen Schreibtisch steht. Da muss es dann halt immer sauber sein.

Ich selber habe zu Hause auch einen sehr kleinen Schreibtisch, damit sich da nicht so viel drauf sammelt. Bei großen Schreibtischen habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Fläche dann auch genutzt wird und sich dann da nicht nur Staub, sondern auch allerhand Irrelevantes ansammelt und der nach und nach zugemüllt wird. Die Arbeit das aufzuräumen sieht man dann schon, er ist ja voll. Aber wie gesagt, ich bin der Meinung, dass die Gegenstände auf dem Schreibtisch nicht darauf schließen lassen, wie ausgelastet man ist und wie viel Arbeit man generell zu tun hat.