Konsequenter Erziehungsstil reine Utopie?
Ich habe kürzlich einen sehr interessanten Artikel gelesen, in dem es um Kindererziehung ging. Es ging grob formuliert darum, dass Kindererziehung nie konsequent wäre, sondern immer von der guten oder schlechten Laune des Erziehungsberechtigten. Wenn der Erziehungsberechtigte gute Laune hätte, dann würde er oder sie auch mal fünf gerade sein lassen. Bei schlechter Stimmung würde entsprechend härter durchgegriffen werden. So wäre keine Konstante in der Kindererziehung vorhanden, keine Konsequenz. Diese konsequente Erziehungsmethode wäre reine Utopie und unmöglich umzusetzen.
Da ich persönlich keine eigenen Kinder habe und in Bezug zu Erziehungsfragen nicht mit eigener Erfahrung glänzen kann, würde ich gerne wissen, wie die Eltern unter uns das sehen. Könnt ihr diese These bestätigen oder seht ihr das komplett anders? Wie konsequent seid ihr in der Kindererziehung und wie stark beeinflusst eure Stimmung eure Erziehungsmethoden?
Die Quelle würde mich jetzt aber mal wirklich interessieren, kann sie bitte noch nachgereicht werden? Seine Launen am Kind auslassen, geht auf gar keinen Fall und ist in der Regel auch nie vorgekommen. Noch dazu, wo ich voll berufstätig bin. Muss man sich mal vorstellen: Man ist schlecht gelaunt, weil es auf der Arbeit nicht gut lief. Dann holt man das Kind aus dem Kindergarten ab, grüßt schon kaum, zerrt es ins Auto, und düst davon. Anschließend wird zu Hause erst einmal gebrüllt und das Kind in sein Zimmer geschickt.
Später gibt es wortlos Abendessen, dann Zähneputzen und ins Bett. Keine Geschichte wird vorgelesen o.ä., denn ich bin ja schlecht gelaunt. Wer so reagiert, hat eigentlich gar keine Kinder verdient. Als Elternteil sollte man schon reifer sein, als sein Kind. Das schmollt ja auch nicht den ganzen Tag, weil Leon ihm das Lieblingsauto im Kindergarten wegnahm. Weiterhin pflege ich ja mit dem Kind einen vertrauten und liebevollen Umgang und wenn es auf der Arbeit mal nicht rund läuft, weiß ich spätestens dann worauf es im Leben ankommt, wenn mir mein Kind strahlend in die Arme läuft.
Und je mieser die Laune, umso besser ist es Zeit mit dem Kind zu verbringen. Denn Kinder sehen die Welt nun mal mit anderen Augen, da ist es ganz einfach, sich von denen die schlechte Stimmung wegpusten zu lassen, wenn man sich nur in ihre Welt begibt.
Ich kann mich Quasselfee nicht anschließen und finde hier, dass sie stark übertreibt. Pauschal unterstellt sie, dass jeder der auf der Arbeit schlechte Laune hat, hinterher alles am Kind auslässt und es anbrüllt wie es ihm gerade in den Kram passt. Wie kommst du denn auf diese These? Es gibt sehr wohl genug Eltern, die das differenzieren können aber dennoch merkt man es hinterher, dass diese schneller gereizt sind und auch mal schneller etwas untersagen, was bei guter Laune dann noch durchgeht. Von zusammen brüllen und zerren, Gute Nacht Geschichte auslassen und solche Dinge, da gehört doch einiges mehr dazu als nur schlechte Laune von der Arbeit her.
Wirklich einen Stil zu haben ist ohnehin nicht das wahre. Denn wie sieht das denn aus? Streng in jeder Richtung, oder zu locker mit allem oder doch ein anderer Stil? Die Mischung macht es aus und es gibt in einer anständigen Erziehung in meinen Augen nicht nur einen Stil sondern mehrere, die mal konsequenter eingehalten werden und mal nicht. Alleine wenn man einen Kompromiss schließt mit dem Kind "nur noch 5 Minuten im Hof spielen" und nicht direkt "jetzt reicht es, komm rauf" sind doch schon zwei unterschiedliche Dinge. Mal erlaubt man es, mal dann wieder nicht. Das hat aber nicht nur etwas mit der eigenen Laune zu tun, sondern auch mit weiteren Rahmenumständen wie z.B. Termine die anstehen oder Freizeit, wenn 5 Minuten nicht ausmachen, Ferien am nächsten Tag oder aufstehen damit es zur Schule geht usw.
Von daher würde ich es hier nicht auf eine Laune schieben. Klar habe ich auch bescheidene Tage auf der Arbeit und mir hängt das teilweise auch noch hinterher Zuhause nach. Dafür kann mein Sohn aber nichts und warum sollte ich ihn dann anbrüllen nur deswegen? An den Tagen sieht es dann auch so aus, dass es schon kleinere Dinge sind die ansonsten nicht jucken die aber schon dafür sorgen, dass etwas verboten oder untersagt wird.
Mit dem Beispiel nur noch 5 Minuten, dass hatten wir hier letzte Woche so oft und ich ewig viel zu tun, dass diese 5 Minuten dann nicht mehr drin waren vor den restlichen Umständen die noch anstanden. Hätte ich nicht den Termindruck die komplette Woche gehabt und hätte jeden Abend um 20 Uhr an Ort X sein müssen, dann hätten mich diese 5 Minuten auch nicht gejuckt wenn mein Sohn dann auch später ins Bett gegangen wäre. Aber angebrüllt, zerren und Co hat definitiv nicht stattgefunden, wie Quasselfee das hier pauschal unterstellt.
Natürlich ist es reine Utopie zu glauben, dass man immer pädagogisch wertvoll, absolut konsequent und immer genau auf einer Linie erzieht. Das gelingt niemandem, weil jeder ein Mensch und keine Maschine ist. In die Interaktion mit anderen menschen fließt immer die eigene Stimmung und die aktuelle Belastung mit ein. Wer etwas anderes behauptet, der lügt sich in die Tasche.
Das bedeutet nun aber nicht, wie Quasselfee unterstellt, dass man deshalb seine Kinder anschreit, komplett gegensätzlich oder ungerecht behandelt und z.B. lieb gewonnene Rituale ändert. Aber ich bin auch wenig geneigt, dem Großen den Ausgang zu verlängern, wenn ich todmüde und gestresst bin. Denn so groß, dass man nicht mehr auf ihn warten muss, ist er nun auch noch nicht. Allerdings reicht es bei mir immer noch für eine Begründung und es gibt nicht nur ein schroffes Nein.
Ich schrieb, dass man sich das mal vorstellen soll, wie das ablaufen könnte. Und ich schrieb nicht, dass ich das anderen unterstelle. Was andere machen, interessiert mich nicht, dazu habe ich gar nicht die Zeit und die Lust darüber nachzudenken.
Wie schon geschrieben, ich finde es fantastisch, wenn man nach der langen Arbeit ein gut gelauntes Wesen aus der Kindereinrichtung abholt und sich dann auch noch in seine fantasievolle Welt begibt. Der erste Absatz war ja lediglich ein kleines von mir erfundenes Horrorszenario, mehr nicht.
Qusselfee, entschuldige, aber du idealisierst ziemlich heftig. Man holt nämlich nicht immer ein gut gelauntes Wesen aus der Kindertageseinrichtung ab. Auch Kinder haben schlechte Laune. Und man kann auch nicht automatisch immer in die Welt des fantasievollen Kindes eintauchen, weil auch nach dem Job noch zig Dinge anstehen, die erledigt werden müssen.
Außerdem werden Kinder auch größer, dann sind Laune und Fantasie aber durchaus ganz anders. Und erziehen muss man die Kinder trotzdem während der ganzen Zeit und da kann mir niemand erzählen, dass er immer und andauernd wie eine Maschine funktioniert. Das schafft einfach kein Mensch.
Ich finde auch, dass das sehr Idealisiert geschrieben ist und wenn man das dann weiter ließt, mit "Eltern die keine Kinder verdient haben" sind dann in deinen Augen wohl alle, die nicht jeden Tag das Kind freundestrahlend in den Arm nehmen oder bei denen das Kind mürrisch entgegen kommt, wenn es abgeholt werden soll. Liebevoller Umgang im Allgemeinen und einzelne Situationen muss man ganz klar differenzieren und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass in den ganzen Jahren bei dir pure Freude geherrscht hat mit deinem Kind, es immer mit Sonnenscheinstrahlen einhergegangen ist und immer klar alles differenziert worden ist.
Denn das bringt ein Zusammenleben mit sich und auch Kinder, dass immer mal wieder etwas an falscher Stelle abgeladen wird, die Frage ist dann auch nur wie. Sei es nun das kurze angebunden sein, die Geschichte mal kürzer ausfallen muss am Abend weil man müde ist oder noch etwas zu tun hat, oder auch einfach mit den Gedanken woanders ist, wenn man dem Kind sein Lieblingsessen in den Hals schiebt. Ganz normal, menschlich aber du haust direkt mit der Keule drauf und meinst, jeder der das nicht zu 200% immer bringen kann, jeden einzelnen Tag im Leben, der hat keine Kinder verdient? Kinder verdient man sich auch nicht, die zeugt man und bekommt sie, da braucht es keine Auszeichnung dafür, Titel und sonstiges damit man das "verdient". Von daher ist diese Formulierung auch sehr unglücklich und sollte stattdessen dann wohl übertragen eher ausdrücken, dass diese Eltern keine Kinder haben sollte.
Wenn bei dir alles Reibungslos war, dann gratuliere ich dir und du scheinst dann auch ein Roboter gewesen zu sein. Aber vergiss eines nicht, die Robotertechnologie ist noch lange nicht soweit, dass diese echte Emotionen vorweisen kann und das auch nicht vor 18 Jahren und nicht mal heute. Von daher kann mir das keiner erzählen, dass immer alles Sonnenschein und Friede Freude Eierkuchen war, selbst mit einem Pflegeleichten Kind.
Meiner ist auch echt Anspruchslos und Pflegeleicht von Anfang an gewesen was mir vieles abgenommen hat. Berufstätig war ich direkt nach dem Mutterschutz wieder, da war kein Partner der das geregelt hat, das Kind musste nebenbei "mitlaufen" neben dem restlichen Sachen. Füße hochlegen und mal abschalten weil Kindsvater was macht, sicherlich nicht. Jede Laune habe ich ausgehalten, von ihm, meine, die von der Arbeit und was andere mir noch unterstellt haben als Alleinerziehende.
Ich würde nicht mal sagen, dass mehr als 80% Sonnenschein sind, dafür ist der Alltag zu unterschiedlich. Und mein Kind geht gerne in die Kita, zu gerne, dass er traurig und mürrisch ist wenn Ende ist und er abgeholt wird für den Tag und von daher das freundestrahlend in die Arme fallen, von sehr kurzer Dauer ist bis es an das Schuhe anziehen geht. Ganz unabhängig davon, wie die Zeit bei mir vorher war und was hinterher noch ansteht, das heimfahren ist jedes mal ein Nörgeln und Meckern von hinten. Das legt sich mal schneller bevor wir Zuhause sind, mal wenn wir Zuhause sind und teilweise geht das bis zum Bett gehen oder am morgen, wo es dann nicht schnell genug in die Kita gehen kann.
In einer Woche sind Sommerferien, frage mal nicht wie das aussieht wenn er da drei Wochen nicht hin darf, weil diese geschlossen ist ... willst du nun auch pauschal sagen, dass das Verhältnis gestört ist weil er dort gerne ist und nicht nur auf mir kleben will? Oder behauptest du dann, dass ich nun 3 Wochen schlechte Laune haben muss, weil er sie hat da die Kita zu ist und ihn anbrülle? Für mich geht der Alltag weiter, mit einer Belastung mehr die ich mir ansonsten einige Stunden abnehmen lassen kann und muss auch laufen, aber sicherlich kreische ich nicht wie ein aufgescheuchtes Huhn herum und kürze die Rituale ein, weil er seine Launen auch an mir ablässt. Klar nervt es mit der Zeit auch und manches nervt dann mehr, als wenn es Tage wären an denen ich ihn nicht zu 100% auf der Backe kleben habe.
Da muss man durch, aber da gibt es schon mal eher ein Verbot oder ein Nein, was mich ansonsten nicht jucken würde. Einfach da ich keine Maschine bin und Emotionen auch nicht einfach abgeschaltet werden können und manches brodelt, man merkt es, auch wenn man es nicht ausspricht. Aber nicht nur bei mir, sondern auch bei meinem Sohnemann. Ich sehe mich auch nicht als Entertainer, der dafür zuständig ist das Kind immer bei guter Laune zu halten, da die schlechte Laune genauso mit dazu gehört wie auch der Umgang damit von beiden Seiten in unterschiedlichen Situationen. Von daher kann es nicht nur einen Stil geben, sondern eher eine Richtung, die auch mal konsequenter und mal inkonsequenter verfolgt wird.
Also so drastisch würde ich das jetzt nicht sehen. Quasselfee stellt ja hier nur eine Theorie auf und immerhin liefert sie Diskussionspotential. Also ich bin ebenfalls der Meinung, dass ein konsequenter Erziehungsstil reine Utopie ist. Und ich kann es auch nicht abstreiten, dass ich auch schon manchmal ungewollt meine Laune an Kindern ausgelassen habe, das ist aber menschlich, so finde ich.
Im Allgemeinen versuche ich immer eine gute, konsequente Erziehung zu haben, aber Kinder lieben einen doch gerade darum so sehr weil man nicht unfehlbar ist. Das gesteht auch den Kindern zu, dass sie auch einmal Fehler machen dürfen. Außerdem habe ich einmal irgendwo gelesen, dass man nicht ständig Konflikte vor Kindern verbergen sollte, da sie sonst nie lernen, mit solchen Situationen umzugehen.
Es ist sogar wichtig, dass sich die Eltern neben dem Kind auch einmal streiten. Denn so lernt das Kind verschiedene Methoden, mit einer Auseinandersetzung umzugehen und ist nicht ganz baff, wenn es einmal selber einem Streit ausgesetzt ist. Es übernimmt gewisse Strategien um Konflikte zu lösen dann von den Eltern oder von den Vorbildern.
Wie gesagt, kein Mensch ist perfekt und es geht auch nicht perfekt weiter, wenn man erwachsen ist. Auch das Kind kann dann, wenn es erwachsen ist, wieder Ungerechtigkeiten oder Inkonsequenz ausgesetzt sein. Ich meine, es gibt auch Eltern, die nie konsequent sind und ihre Kinder alles machen lassen.
Aber diejenigen, die bemüht sind, den Kindern Grenzen zu setzen, da macht es auch nichts, wenn sie ab und an fünf gerade sein lassen. Denn Kinder brauchen Grenzen genau so, wie sie ab und an Ausnahmen brauchen.
Ich bin mir nicht sicher, ob irgendeine Erziehung wirklich komplett konsequent ist. Zumindest nicht, wenn man es als außenstehender Beobachter sieht. Zumal man doch die Frage stellen muss, was ist eigentlich konsequent? Ist es konsequent, wenn man den Stubenarrest einhält? Ist es konsequent, wenn man Verbote einhält? Fragen über Fragen, die mich dort beschäftigen würden.
Ich kann mir vorstellen, dass man immer mal abweicht von dem, was man vorher als konsequent gesehen hat. So sehe ich das jedenfalls. Ich kenne auch niemanden, der durchgehend konsequent seine Erziehung so eingehalten hat, wie angesprochen oder angenommen.
Eine Mutter in meiner Umgebung hat 3 Kinder. Die erste Tochter wurde behandelt, als sei sie das perfekte Kind. Sie musste aber auch dafür genau so perfekt sein, wie Mama es wollte. Alles wird bis heute noch mit "du warst mein perfektes Kind" usw. beschrieben. Während die anderen zwei Kinder alles durften, machen konnten was sie wollten, was das eigentlich perfekte Kind nie durfte. Das nenne ich zum Beispiel nicht gerade konsequent.
Ich finde auch, dass Abweichungen in der Erziehung nur menschlich sind. Eltern gehen doch mit der Zeit, dem Freundeskreis und der Gesellschaft mit, um so auch an ihrer Erziehung entsprechend noch etwas zu verändern oder nicht? Das sehe jedenfalls ich so und würde ich so sehen. Klare Regeln sind Okay, aber Abweichungen nicht schlimm.
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