Eltern zurechtweisen, wenn schlechte Vorbilder für Kinder?

Ich war am vergangenen Samstag auf einer Familienfeier, wobei im Garten gegrillt worden ist. Es war sehr angenehm, aber es war auch mein Schwager A dabei, der ein wenig sehr arrogant und eingebildet ist und das auch ständig betonen muss.

A war ohne seine Frau mit dem Auto da. Seine beiden Kinder sind minderjährig, wobei seine Tochter mit 17 gerade dabei ist, den Führerschein zu machen. Wie weit sie mit dem Führerschein ist, kann ich jedoch noch nicht sagen, sie hat auf jeden Fall noch nicht die theoretische Prüfung gehabt. Jedenfalls ist es so, dass A sich auf der Grillparty ein Bier gegönnt hat und anschließend auch ein zweites Bier wollte, während seine Tochter daneben gestanden hat. Ich habe das natürlich mitbekommen und da konnte ich nicht anders und habe ihn kritisiert, weil er eben so ein schlechtes Vorbild ist.

Seine Tochter ist vom Kopf her einfach noch nicht so weit und ich habe ihm direkt gesagt, dass er ihr mit seinem Verhalten klar macht, dass es vollkommen in Ordnung ist, nach mehreren Bierchen sich hinter das Steuer des Auto zu setzen und nach Hause zu fahren. Seine Tochter ist außerdem noch viel kleiner und leichter als er, sodass der Alkohol bei ihr noch stärker wirken würde, selbst wenn sie dieselbe Menge trinken würde wie er.

Er ist am Ende tatsächlich nach 2 Bier noch Auto gefahren und seine Tochter saß mit im Wagen. Ich finde das absolut verantwortungslos und mir fehlt dafür jedes Verständnis. Würdet ihr Eltern zurechtweisen, wenn sie ganz offensichtlich schlechte Vorbilder für ihre Kinder sind? Gerade bei Alkohol am Steuer kann doch sonstwas passieren.

Auf der Straße würde ich das nun nicht unbedingt machen, aber ich würde das auf jeden Fall innerhalb der Familie machen. Dein Verhalten finde ich absolut richtig, auch um dem Mädchen zu zeigen, dass es nicht normal ist, was der Vater da macht. Mich hätte das auch sehr genervt und ich wäre wohl auch nicht nett geblieben, wenn ich das gesehen hätte.

Auch wenn dir das Verständnis für das Verhalten des Vaters fehlt der nach 2 Bier noch ins Auto gestiegen ist und gefahren, mit welchen Recht möchtest du ihn belehren? Er ist ein erwachsener Mensch, er darf damit legal Alkohol trinken wann er möchte und auch in welcher Menge. Wenn er sich damit hinter das Steuer setzt und fährt muss man das nicht gut finden, aber auch dann ist die Polizei dafür zuständig da es sich um eine Straftat handelt und nicht du als Familienmitglied.

Du hast keine rechtliche Handhabe dafür und würdest dich nur lächerlich machen. Ich würde auch darüber lachen wenn zu mir jemand kommt und mir erzählt, ich bin ein schlechtes Vorbild für mein Kind, einfach weil die Personen mir nichts zu sagen haben. Dafür gibt es entsprechende Amtsträger und wenn jemand noch nicht einmal in der Lage ist das selbst zu erkennen mit Alkohol am Steuer und Kinder im Auto, dann würde auch keine Standpauke von einem Familienmitglied etwas bringen. Da wird am Ende nur "Ja" gesagt und dabei gedacht "Leck mich sonst wo" aber nachhaltig ändert sich daran rein gar nichts.

Und ganz ehrlich wenn das Kind mit 17 Jahren nicht ganz dämlich ist und auch entsprechend gerade die Fahrschule besucht, dann wird es dort zum Thema Alkohol am Steuer auch einiges gesagt bekommen. Darunter ebenfalls, dass für die Fahranfänger 0,0 gilt und damit kein Bier oder zwei in Ordnung sind. Ist man nicht ganz dämlich dann setzt man das auch um und richtet sich nicht nach dem, was Vati gerade vor macht. Denn dieser ist kein Fahranfänger mehr, für ihn gilt diese Grenze nicht und wenn er mit seinen zwei Bier unter der 0,5er Grenze bleibt, dann kann er auch das legal machen.

Aber das ist mal wieder typisch, dass angenommen wird der Affe macht es vor und alle anderen zwangsläufig nach ist schon traurig. Immerhin unterstellt man der Menschheit, dass diese ein Gehirn haben und auch nachdenken können was sie machen und nicht einfach nur blind alles nachmachen. Aber gerade hier könnte man diese Annahme wieder komplett vergessen, da einfach vorausgesetzt wird, dass das Kind das durchaus ebenfalls macht nur weil es das gesehen hat. Das ist aber noch gar nicht erwiesen oder passiert. Somit wird auch die Tochter als dumm, dämlich direkt mit betitelt und hingestellt, weil man Vati eine Standpauke über das Thema Alkohol am Steuer macht während das "Kind" selbst dabei ist den Führerschein zu erlangen.

Ich finde es anmaßend wenn jemand einen Erwachsenen in der Hinsicht belehren will, weil sich dieser ein zweites Bier geholt hat. Das ist ja nun mal seine Entscheidung und mit 17 Jahren sollte die Tochter durchaus schon so viel Verstand haben, dass sie weiß, dass man sich nicht alkoholisiert hinter das Steuer setzt.

Du konntest ja auch nicht wissen, dass der Schwager dann nach dem Bier wirklich noch mit dem Auto fährt. Aber wegen zwei Bier wäre es sicherlich auch nicht gerade gut angekommen, wenn man ihm die Schlüssel abgenommen hätte. Ich wäre mit solchen Belehrungen eher vorsichtig. Bei guten Freunden kann man das vielleicht mal vorsichtig zur Sprache bringen, aber ich muss auch ehrlich sagen, dass ich da nicht weiter darauf achte oder mit zähle wie viel Bier jemand trinkt.

Ich bin mit solchen Belehrungen auch immer sehr vorsichtig. Bei Freunden vor allem bei mir im Schützenzug, wo ja gerne mal das ein oder andere Bierchen getrunken wird, kommt es schon mal öfter vor, dass ich sage "fahr doch mit dem Taxi" oder "ich kann dich auch nach Hause bringen", wenn ich mal nichts getrunken habe. Vielleicht würde es auch in der engeren Familie passieren, aber da kommt das eher seltener vor.

Das mache ich dann aber meistens eher unter vier Augen und ich mache da auch keine Szene draus. Meistens ist es dann aber auch gut und entweder entscheidet die Person sich richtig oder eben nicht. Da reden wir in der Regel aber nicht von zwei Bier. Dass das verantwortungslos ist, da müssen wir nicht drüber reden. Allerdings sehe ich mich auch nicht als Kindermädchen der Leute, nur weil die trinken und ich an einem Abend mal nicht trinke. Das muss jeder für sich selber wissen.

Jetzt weiß ich allerdings nicht, was für eine Statur der Schwager hat und wie oft er denn sonst noch so trinkt und was es für Bier war. Zwei Gläser 0,2 Liter Radler ist mit Sicherheit etwas anderes als zwei Gläser 0,5 Liter Starkbier. Von daher kann ich nicht sagen, ob ich nach zwei Bier eingeschritten wäre oder mit gedacht hätte, das verkraftet der schon. Wären wir ein paar Jahre in der Vergangenheit, wäre auch mehr als ein Glas Bier vor dem Autofahren durchaus noch legal gewesen. Also ohne weitere Informationen kann ich nicht beurteilen wie ich gehandelt hätte und auch nicht, ob das jetzt übertrieben war oder nicht.

Ich kann die Belehrung nicht im geringsten verstehen. Natürlich in dem Hinblick dessen, dass Du es so siehst, verstehe ich es. Du meinst, er sei ein schlechtes Vorbild, weil er seiner 17-jährigen Tochter damit zeigen würde, dass man mit zwei Bier ins Auto steigen darf oder kann. Das sehe ich jedoch anders und versuche es mal kundzutun.

Zum einen lernt Madame 17 Jahre in der Fahrschule, dass sie sowieso keinen Alkohol trinken darf, weil sie Fahranfänger ist und damit auch keinen einzigen Schluck trinken kann oder darf. Somit muss der Vater gar nichts berücksichtigen, weil die Fahrschule dem Mädel bereits mitgeteilt hat, in den Theoriestunden und Lehrstunden, dass für Fahranfänger eine Grenze von 0,00 Promille besteht.

Wenn sie mit 17, wie Du sagst, vom Kopf her nicht so weit ist, dann wäre der Führerschein nebenher gesagt, vielleicht erst mal das kleinste Übel, worum man sich bei dem Mädel kümmern sollte! Das mal ganz nebenbei gesagt.

Nach der 2 Jahre Übungszeit für Fahranfänger greift die 0,5 Promillegrenze, die eben auch beim Papa, den Du verantwortungslos findest, greift. Das heißt, dass ein Mann mit circa 115 Kilogramm und 1000ml Bier in etwa auf 0,49 Promille kommt. Er darf damit rein fiktiv Auto fahren und wo ist er dann verantwortungslos deiner Meinung nach?

Wie möchte man jemanden Verantwortungslosigkeit vorwerfen, wenn der Staat als Gesetzgeber maximal 0,5 Promille erlaubt? Dann ist ein bis zwei Bierchen völlig Okay und gesetzlich legitim, wenn man eben kein Fahranfänger ist. Damit ist das Thema Verantwortungslosigkeit für mich schon direkt vom Tisch, weil man ein rechtskräftiges Argument vorweisen kann, welches den Vater nicht maßregelt, sondern aufzeigt, mein lieber bis hier her trinken und dann Schluss.

Belehrungen dieser Art, halte ich sowieso im Allgemeinen für sinnvoll. Auch die 0,5 Promillegrenze. Ich kenne Leute, die nach einem Glas Wein wirken, als haben sie zwei Flaschen getrunken. Ich kenne aber auch jemanden, der regelmäßig 2 Promille hat und kerzengerade läuft, weil er Übung hat. Man muss da auch einfach mal etwas aufpassen.

Für mich müsste es heißen am Steuer kein Alkohol, aber mal sehen, wie lange ich auf diese Gesetzesänderung warten darf. Trotzdem halte ich Belehrungen für quatsch, weil das nichts bringt. Die lernen es erst, wenn sie mit dem Auto am Baum gelandet sind.