Im Vorstellungsgespräch nach Hobbies fragen gutes Zeichen?
Ich habe neulich eine sehr interessante These gehört. Eine Bekannte hat die Erfahrung gemacht, dass es wohl sehr positiv zu werten ist, wenn man im Vorstellungsgespräch gefragt wird, welchen Hobbys man nachgeht und wie die Freizeitgestaltung aussieht. Denn das wäre der Moment, wo man sich sicher wäre, genau diesen Bewerber einzustellen und wo man den Bewerber eben auch auf privater Ebene etwas besser kennenlernen möchte.
So pauschal kann ich das gar nicht beurteilen. Ich bin in Vorstellungsgesprächen nie nach Hobbys gefragt worden, auch nicht bei denen, wo ich den Job hinterher gekriegt habe. Da ging es eher um fachliche Qualifikationen und keinen Privatkram. Bei uns ist es eher üblich, dass man die favorisierten Kandidaten im Team bekannt macht, um zu sehen, ob es harmoniert.
Wie seht ihr das? Haltet ihr es für ein gutes Zeichen, wenn man im Vorstellungsgespräch Small Talk macht und dann über die Hobbys und Freizeitgestaltung ausgefragt wird? Wurden euch dazu auch schon Fragen gestellt und ihr hattet den Job sicher? Oder ist das eher Zufall und hat damit gar nichts zu tun? Woran habt ihr im Vorstellungsgespräch gemerkt, dass ihr den Job sicher habt?
Ich denke nicht, dass man einen potentiellen Mitarbeiter nur nach seinen Hobbys fragt, wenn man sich sicher ist, dass man ihn einstellen möchte. Bei uns ist es so üblich, dass die Hobbys gleich im Lebenslauf erwähnt werden. So kann sich der potentielle Arbeitgeber bereits bei der Durchsicht der Unterlagen ein ungefähres Bild von der Person machen, die bald ein neuer Mitarbeiter im Unternehmen sein könnte.
Ich finde, dass man anhand der Hobbys viel über die Person erfahren kann was Zuverlässigkeit und Lebenseinstellung betrifft. Wenn sich bei mir jemand bewirbt, der als Hobby Freunde angibt, würde ich direkt davon ausgehen, dass derjenige viel auf Partys unterwegs ist und dadurch eher am Wochenanfang ziemlich abgeschlagen bei der Arbeit aufkreuzt. Auch wenn ein Bewerber Kontaktsportarten wie z.B. Fußball spielt würde ich ihn nicht einstellen wollen, da man hier davon ausgehen kann, dass der Mitarbeiter öfter mal durch Verletzungen, die er am Fußballplatz erleidet sich im Krankenstand befindet.
Auch kann man durch das sprechen über die Hobbys überprüfen, ob der Mitarbeiter beim Erstellen der Bewerbung ehrlich war. Wenn er in der Bewerbung Kochen und Lesen angibt und im Gespräch selbst von Klettern oder sonstigem spricht, weiß man schon woran man ist. Ich denke nämlich nicht das eine einzige Person 10 verschiedene Hobbys haben kann.
Wie kommt sie denn darauf, dass man denjenigen direkt einstellen will nur weil man danach fragt? Das sind ganz normale Fragen und man möchte damit etwas über das Umfeld des Bewerbers in Erfahrung bringen. Denn Grundsätzlich sind Bewerber und Arbeitnehmer weniger krank, wenn sie ein gesundes und soziales Umfeld haben, sich sportlich betätigen und auch ansonsten in ihrer Freizeit einen Ausgleich finden. Entsprechend wird danach gefragt, aber mir ist es auch so etwas von egal, ob derjenige nun strickt als Hobby oder Ski fährt oder auch Mitglied in einem Verein ist, solange es auch authentisch ist und ich daran feststellen kann, derjenige ist gut eingebunden und damit vermutlich weniger oft krank an seinem Arbeitsplatz.
Mit persönlichem Kennenlernen hat das rein gar nichts zu tun und wieso sollte ich auch jeden "näher kennenlernen" wollen der in meinem Unternehmen oder das ich vertrete hinterher arbeite? Stelle dir mal vor, du hast ein Unternehmen mit 200.000 und mehr Angestellten, da kannst du nicht jeden "kennenlernen" und es ist auch am Ende des Tages wieder vergessen und wenn du denjenigen nach 10 Jahren nach dem Einstellungsgespräch das erste mal wieder sehen solltest, dann wirst du sein 0815 Hobby auch nicht mehr Wissen. Von daher eine falsche Annahme und falsch gedeutet, warum diese Frage gestellt wird und damit ist noch lange nichts in sicheren Tüchern oder näher an einer Einstellung, als wenn nicht danach gefragt werden würde.
Es gibt sogar Jobs, da ist es mit eine Voraussetzung, dass man sich körperlich oder sportlich betätigt. Bei der Bundeswehr z.B. ist es fast schon eine Pflicht, dass man mindestens eine sportliche Aktivität mit ausführt und diese auch im Bewerbungsverfahren dann mit eine tragende Rolle spielt. Jemand der Krafttraining macht, wird mit dem BMI beim Arzt nicht hinkommen und wird entsprechend zur Nachuntersuchung geschickt, bei dem er dann Ergometer strampeln darf. Bringt er da seine Leistung nicht, dann ist er raus von daher machen sich Ausdauersportarten immer besser dort, als wenn jemand nur in der Muckibude ist und Gewichte stemmt aber nach 3 Meter schon komplett außer Atem ist. Sagte mir jemand nur das und verneinte die Frage auf Ausdauersportarten, dann reicht es in 95% der Fälle auch nicht für eine erfolgreiche Einstellung hinterher.
Ich hatte bisher auch eher den Eindruck, dass ich die gleichen 08/15-Fragen gestellt bekomme wie jeder andere Bewerber auch. Man war zwar meistens höflich und freundlich, weil das zu einem professionellen Auftreten gehört und weil man ja auch das Unternehmen repräsentiert, aber ich hatte eigentlich nie den Eindruck, dass man sich für mich als Menschen interessiert. Das wäre in meinen Augen auch ein bisschen viel verlangt, wenn man Dutzende Bewerbungsgespräche abarbeiten muss und die meisten Bewerber brav ihre Ratgeber gelesen haben und ihre vorgefertigten, weichgespülten und optimierten Antworten und Angaben abliefern.
Ich denke von daher ebenfalls, dass es hier weniger darum geht, dass der potenzielle Arbeitgeber sich wirklich dafür interessiert, was ich als letztes gelesen oder gestrickt habe, sondern, wie schon erwähnt, dafür, ob ich psychisch gefestigt und sozial eingebunden bin. Wenn beispielsweise im Vorstellungsgespräch nur allzu klar wird, dass ich eigentlich für mein Hobby lebe und den Job nur als Broterwerb ansehe, werde ich damit eher weniger Pluspunkte sammeln.
Und solche Details findet man am besten über Small Talk und nebenbei gestellte Fragen zum Privatleben heraus. Oder es stellt sich heraus, dass jemand in seiner Freizeit gerne Kreuzstich stickt, und der Job ebenfalls eine friemelige Schreibtischtätigkeit darstellt, wird dies vielleicht eher positiv vermerkt als wenn jemand lieber Holz hackt oder Marathon läuft, als sich mit den frickeligen Details von Excel-Tabellen herumzuschlagen. Es geht hier meiner Erfahrung nach also wirklich nur sehr bedingt darum, welchen Menschen man hier einstellt, mit all seinen Träumen, Wünschen und Eigenheiten, sondern eher darum: Ist die Dame/der Herr halbwegs gesund, geistig regsam, psychisch nicht labil und sozial gefestigt, oder halsen wir uns hier irgendein Wrack auf, welches zwar gute Noten hat, aber sonst völlig im Eimer ist?
Gerbera hat geschrieben:Oder es stellt sich heraus, dass jemand in seiner Freizeit gerne Kreuzstich stickt, und der Job ebenfalls eine friemelige Schreibtischtätigkeit darstellt, wird dies vielleicht eher positiv vermerkt als wenn jemand lieber Holz hackt oder Marathon läuft, als sich mit den frickeligen Details von Excel-Tabellen herumzuschlagen.
Das kann man so nicht sagen, dass es immer einen positiven Eindruck macht wenn jemand Zuhause das gleiche macht wie in seiner Arbeitsstelle. Ist er daheim nur am stricken und auf der Arbeit sitzt er ebenfalls nur, bietet dazu das passende körperliche Bild, dann kann ich davon auch ausgehen, dass dieser Mitarbeiter nicht den körperlichen Ausgleich hat und dadurch auch nicht weniger krank sein dürfte.
Von daher macht sich dann da eine Ausdauersportart oder Bewegung immer gut, wenn man einen Schreibtischjob hat. Marathon ist ebenfalls ein gutes Stichwort, ich laufe selbst. Als ich eine Bewerberin vor mir hatte mit guten 120 Kilogramm, die mir auch davon berichtet hat aber ich sie vorher an den 15 Stufen zu meinem Büro atemlos gesehen habe, habe ich das auch nicht für voll nehmen können.
Es geht insgesamt um den Ausgleich und vor allem, dass es auch authentisch ist. Jemand der seine 200 Kilogramm wiegt und schon beim sprechen schnauft wie ein Walross und kaum Luft bekommt, der als Hobby aber Marathonlaufen oder auch Fallschirmspringen angibt, der ist nicht authentisch und sorgt dafür auch nicht für Pluspunkte dank seiner Unehrlichkeit. Bei einem Schreibtischjob erwarte ich es ehrlich gesagt schon, dass derjenige sich auch um seine Gesundheit bemüht und eine sportliche Aktivität als Ausgleich hat oder macht und danach frage ich auch gezielt bei diesen Jobs. Zudem ich auch das gleiche in meinem Unternehmen anbiete, mit Förderungen für Studios, ein Fitnessraum im Unternehmen enthalten ist sowie mehrere Gruppen verschiedener Sportarten die sich gelegentlich treffen. Pflicht ist es nicht, dass der Bewerber das im Unternehmen macht, wenn er lieber alleine für sich ist. Aber mir zeigt das, dass derjenige sich um seinen Körper bemüht und damit auch weniger krank ist.
Verletzungsbedingter Ausfall durch Freizeitgestaltung im sportlichen Bereich ist dennoch eher die Ausnahme, weil das hier auch angesprochen worden ist. Und ich habe einige Mitarbeiter mit kuriosen Hobbys bei denen das Verletzungsgefahr nicht gerade unerheblich ist. In all den Jahren meines Unternehmens (bei knapp 1000 Angestellten, knapp 10 Jahre am Markt), gab es nur einen einzigen der hinterher nicht mehr an den Arbeitsplatz kam, wegen seinem Hobby, da er tödlich verunglückt ist beim Klettern.
Der Rest war auch nach kurzer Zeit wieder da wenn etwas in der Freizeit an Verletzungen war, dafür sind die Mitarbeiter die sportlich aktiv sind im restlichen Jahr deutlich weniger ausgefallen, als Mitarbeiter die als Hobby Schach, Stricken oder PC Spiele spielen, sprich nur sitzen. Schaut man in die Krankenkassenzahlen, dann ist Psyche und Rücken immer noch unter den führenden Dingen, warum Arbeitnehmer krank geschrieben sind und beides kann man mit Sport Vorbeugen und damit sorgen, dass diese weniger krank sind.
Mit Small Talk hat der Personaler, der mich eingestellt hat bei meinem Vorstellungsgespräch bzw. bei beiden Vorstellungsgesprächen immer angefangen. Von daher konnte ich daran nichts Positives oder Negatives festmachen.
Nach einem für mich relativ normalen Vorstellungsgespräch, also technische Interessen, Zeugnisse, Unikurse etc. kamen wir dann aber auch auf das Thema Freizeitgestaltung und Hobbies. Das kann natürlich einerseits daran liegen, dass man sich als Personaler sicher ist, dass man den Bewerber haben möchte und nun wieder etwas Small Talk machen will. Oder aber, weil man erfahren möchte, ob der Bewerber ein fauler Mensch ist, sich isoliert oder dergleichen. Ich habe keine Ahnung von der Psychologie, die dahinter stecken kann oder muss. Ich habe auf jeden Fall erzählt, dass ich mich ehrenamtlich engagiere und das scheint gut gewesen zu sein, ich hab den Job bekommen.
Wirklich sicher war ich mir dann, als er sagte „Ich würde Sie gerne einstellen als…“. Und dann ging es eigentlich nur noch darum den Vertrag zu schicken, zu unterschreiben und dann zurück zu schicken. Ich denke aber, dass die Frage nach den eigenen Hobbies sowohl gut sein kann (weil es dann in Richtung Small Talk geht) oder eben neutral zu bewerten ist, weil der Personaler noch aussondiert und weitere Antworten sucht.
Ich würde es nicht zwingend als gutes Zeichen werten, wenn man in einem Vorstellungsgespräch nach den Hobbys gefragt wird. Schon gar nicht würde ich dann davon ausgehen, dass ich den Job sicher habe. Das ist für mich auch einfach eine Frage, mit der man das Umfeld des Bewerbers beleuchten möchte und vielleicht auch die Teamfähigkeit.
Wenn man dann angibt, dass man gerne zu Hause bleibt und liest und sonst keine Hobbys hat, dann kann ich mir vorstellen, dass das nicht so positiv gewertet wird, als wenn man angibt, dass man sich gerne mit Freunden trifft und Sport macht, um einen Ausgleich zu haben von der Arbeit.
Auf jeden Fall wäre ich bei solchen Fragen in einem Vorstellungsgespräch auch noch vorsichtig. Es kann ja sein, dass deine Bekannte dann immer den Job bekommen hat, wenn die Hobbys thematisiert wurden. Aber das würde ich dann auch eher als Zufall werten.
Dass man bei der Frage nach den Hobbys den Job schon sicher hat, würde ich so nicht sehen. Vielfach gehört das zu den Standardfragen einer Bewerbung und man soll ja die Hobbys auch im Lebenslauf mit angeben. Ich hatte an der Uni Bewerberkurse und da wurde auch darüber gesprochen, was man als Hobby nehmen könnte und was nicht. Denn ich bin so ein Kandidat, der am liebsten fernsieht, aber als Hobby Fernsehen angeben, geht natürlich nicht.
Darum habe ich in die Hobby-Spalte meines Lebenslaufs die Vereine eingetragen, in denen ich damals war und ich hab Schokolade rein geschrieben. Den Tipp hatte ich von einer anderen Teilnehmerin dieser Bewerberkurse und sie meinte, das komme immer gut an. War auch so, das war dann gleich der Einstieg meines Vorstellungsgespräches und die Frau, mit der ich da sprach, fand das sympathisch.
Vielleicht geht es bei den Hobbys letztlich nur darum, sympathisch zu wirken und bei dem anderen einen gewissen nerv zu treffen. Wenn jemand selbst übelst sportlich ist und viel Wert auf Sport legt, dann wird er einen Bewerber sympathisch finden, der auch Sport macht. Ich bin eher unsportlich und für mich wäre es eher abschreckend, wenn ein Bewerber mir sagt, dass er Kraftsport betreibt. Das wäre dann eher ein Ausschlussgrund, weil ich solche Fitness-Verrückten nicht mag. Da würde ich bei gleichen Qualifikationen eher den unsportlichen Bewerber nehmen.
Ich würde auch von jemandem, der am Schreibtisch arbeitet, nicht verlangen, dass er in seiner Freizeit Sport macht. Das ist Privatsache und da ich es auch nicht mache, würde ich es auch nicht von anderen verlangen. Genauso würde ich aber in meinem Unternehmen auch keine Sportkurse fördern. Ich finde, wer Sport machen will, soll das selbst bezahlen, genau wie alle anderen Hobbys auch.
Früher habe ich auch mal in einem Unternehmen gearbeitet, in dem solche Fitnesskurse bezuschusst werden. Das wurde mir auch ein paar Mal angedreht und ich habe das nie nutzen wollen. Da entstand dann schnell so ein Gruppenzwang, dem ich mich dann erfolgreich widersetzen musste. Ich finde man sollte Leute einfach nicht bedrängen und wer keine Lust auf Fitness hat, den sollte man damit in Ruhe lassen.
Meistens bekommt ja der Arbeitgeber von den Hobbys nichts mit. Weil man die ja privat ausübt und nicht auf der Arbeit. Und wenn man keine vorzeigbaren Hobbys hat und sich dann was überlegt, was gut klingt, dann kann das der Arbeitgeber meistens nicht feststellen, ob es gelogen war. Wenn jemand, der halbwegs sportlich aussieht, behauptet, er würde gerne joggen, dann weiß der Arbeitgeber nicht, ob das stimmt oder ob derjenige in Wahrheit eine faule Socke ist. Geht den Arbeitgeber ja auch nichts an.
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