Neue Identität für Straftäter kein Problem?

vom 10.08.2017, 14:51 Uhr

Scheinbar ist es ja für Straftäter gar nicht so schwierig, sich im Zuge einer Resozialisierung eine neue Identität zuzulegen. So hat sich auch Magnus Gäfgen mal schon vorsorglich für den Fall einer vorzeitigen Entlassung aus dem Strafvollzug, eine neue Identität zugelegt. Geht das denn überhaupt so einfach und was haltet ihr denn davon? Findet ihr es gut, wenn sich entlassene Straftäter einfach mal so eine neue Identität zulegen können? Was spricht denn dafür und was dagegen?

» baerbel » Beiträge: 1517 » Talkpoints: 601,73 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Für Straftäter gelten die gleichen Regeln wie für alle anderen auch. Warum sollte das auch anders sein? Welche Chancen hat denn eine ehemaliger Straftäter nach Verbüßen der Strafe noch, wenn sein eher seltener Name auch nach Jahrzehnten noch von großen Teilen der Bevölkerung mit einem bestimmten Verbrechen in Verbindung gebracht wird?

Wo könnte denn ein Dieter Degowski unbehelligt wohnen? Wer stellt einen Magnus Gäfgen ein? In welchem Verein könnte Dieter Zurwehme Mitglied werden? Einen Thomas Wolf kann man als neuen Partner vorstellen, da denkt keiner an den Bankräuber. Auch Ulrich Schulz ist nicht automatisch als Kinderschänder bekannt.

Und dass die Leute nach Verbüßen der Haft ein halbwegs normales Leben führen können, das ist in unser aller Interesse. Denn die Einbindung in ein soziales Umfeld, ein Job, ein Leben eben, ist der größte Faktor, der weitere Taten verhindern kann.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


So sehe ich das auch. Verbüßt ist verbüßt. Wenn es dann soweit ist. Dafür leben wir nun mal in einem Rechtsstaat. Und die Änderung des Namens ist nicht die Änderung der eigenen Identität. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Jeder Bürger kann seinen Vor- und auch seinen Nachnamen ändern lassen. Wenn er nachweisen hat, dass er ohne Änderung erhebliche Nachteile zu erwarten hat oder schon erleidet. Und kostenlos ist so etwas auch nicht. Hier wurde schon völlig richtig gehandelt.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich sehe es schon so, dass bei gewissen Straftaten wie zum Beispiel öffentliche Fahndungen nach Dagobert oder diese Geiselnehmer damals aus Recklinghausen oder was da los war, wirklich ihre Namen ändern müssen. Alles, was in den Medien war ist nachzusehen und somit wäre ein Jobverlust denkbar und dadurch auch eine Spirale der Kriminalität.

Bei Kinderschändern sehe ich das etwas anders. Denn es ist nur unterdrückbar, seinem Trieb weiter nachzugehen. Pädophilie ist meiner persönlichen Meinung nach nicht heilbar. Das sagen aber auch viele Experten der Psychologie aus etlichen Ländern. Dazu muss man sich auch nur die Rückfallquoten & Co anschauen. Ich würde es daher verantwortungslos finden, wenn die Leute ihre Namen ändern und potenzielle Arbeitgeber nicht direkt wissen, wer das ist und in Zukunft Angst haben müssten, dass dort die Tochter oder jugendliche Praktikantin angegangen wird.

Wobei ich dann wieder im Gegenzug sagen muss, damit würde die Arbeitslosspirale weiter gehen, der Mann würde uns auf der Tasche hängen und auch weiterhin vielleicht für andere kriminelle Machenschaften entsprechend in Erscheinung treten. Wie ich es drehe und wende, ich muss gestehen, es bleibt einfach nichts übrig, als den Namen in vielen Punkten zu verändern, um eine Spirale zu beenden. Was jedoch nicht bedeutet, dass ich einem geläuterten Pädophilen glaube, dass dies nicht mehr passiert oder die Gedanken nicht weiterhin da sind.

Trotzdem werde ich wohl damit leben müssen zu sagen, dass auch hier ich der Meinung bin, es geht wohl nicht anders. Da muss man eben Cooper & Co zustimmen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Bei jedem Job oder bei der Jobsuche muss man doch einen Lebenslauf hinzu geben. Wie schreibt denn der Straftäter einen lückenlosen Lebenslauf ohne seine Straftat oder den Gefängnisaufenthalt dort zu schreiben und seinen Namen dann auch anzugeben? Was macht er mit den Zeiten vor dem Gefängnis, wo er noch einen anderen Namen hat, wird das alles dann von den Behörden geändert?

Ich muss ja ehrlich sagen, dass ich diese Identitätsänderung nicht gut finde. Es mag sein, dass ich da falsch liegt, aber dieser Mensch kann dann ohne dass irgendjemand weiß, dass er ein Kind ermordet hat weiter so leben, als hätte er nichts gemacht und das ist für mich unverständlich. Besonders bei dem besagten Menschen, der eine lebenslange Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung abbüßen soll und dann noch früher entlassen werden könnte. Für mich nicht nachvollziehbar.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Kätzchen, es mag desillusionierend sein, aber pädophile Neigungen haben rund fünf Prozent der männlichen Bevölkerung. Und auch rund fünf Prozent der Internetnutzer suchen Kontakt mit sexuellem Inhalt mit Kindern unter 14 Jahren. Und jeder 1000. hat das echte Potenzial, ein Kind tatsächlich zu missbrauchen. Nur das Eingebundensein in die Gesellschaft und die geltenden Normen und Werte hält den größten Teil davon ab.

Und deshalb ist genau diese Einbindung nach der Strafe wichtig. Denn sie bildet die wirksamste Barriere gegen neue Taten. Wer sich draußen schlimmer fühlt als im Knast, der lässt es noch einmal richtig krachen, bis man ihn erwischt. Das kann nicht Ziel der Übung sein, auch wenn man sich menschlich den Ausschluss aus der Gesellschaft wünscht. Das führt nämlich nur zu mehr Leid und hält keinen davon ab.

Diamante, dir ist aber schon klar, dass Sicherungsverwahrung keine Lösung für die meisten Fälle ist? Es müssen hohe Hürden erfüllt werden, um einen Menschen nach Verbüßen der Strafe noch festhalten zu können. Und wenn jeder den Täter schneidet, dann wird es nicht besser. Im Gegenteil, man provoziert weitere Taten.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


@Cooper das habe ich natürlich verstanden. Ich denke, da wirst Du auch vollkommen Recht haben. Was ich den Menschen menschlich wünsche, ist natürlich eben die eine Seite, aber was letzten Endes für die Gesellschaft und ein hoffentlich reibungsloses Zusammenleben hilfreich ist, die andere. Daher ist die Identität zu wechseln oftmals wohl nur die einzige Lösung, um z.B. bei Pädophilen & Co die Opfer und potenziellen Opfer zu schützen, wenn man das Subjekt einfach in die Gesellschaft integriert und beschäftigt.

Das habe ich durch einigen Posting von Dir schon mittlerweile verstanden. Auch wenn es mir persönlich, du weißt auch anhand anderer Beiträge wieso, stinkt. Ich habe auch die Namensänderung beantragt und viele psychologische Gründe, samt ehemalige Straftaten an mir usw. genannt. Ich wollte nicht mal einen fremden Namen haben, sondern den Mädchenname meiner Mama. Wurde mir nicht gestattet, aber ich gebe nicht auf!

Und es ist erschreckend, was Du schreibst. 5 Prozent haben diese Neigung? Jeder 1000 könnte einem Kind gefährlich werden? Und fünf Prozent der Internetuser? Örgs, abartiges Volk, sorry. Unmöglich und wirklich grausam zu wissen, wie die Zahlen eigentlich sind. Jeder Prozent ist da zu viel, aber nun gut, daran werde ich nie was ändern können.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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