Selektion von Embryos bei künstlicher Befruchtung korrekt?

vom 09.08.2017, 05:23 Uhr

Ich habe gelesen, dass es Wissenschaftlern gelungen sein soll, menschliche Embryos auf Erbkrankheiten nicht nur zu untersuchen, sondern diese Erbkrankheiten durch eine Genschere auch zu entfernen und den Embryo dadurch quasi zu "heilen". Da es über 10.000 Erbkrankheiten gibt, die dann noch dazu nicht alle heilbar oder behandelbar sind, glaubt man den Menschen damit vielleicht sogar etwas Gutes zu tun.

Dass dieser Fortschritt nicht jedem gefällt sollte klar sein und ich habe auch schon Kritik vernommen, wonach es hieß, dass das doch nicht ethisch korrekt sein könnte. Man könnte ja nicht "Gott" spielen, wenn man so will. Mag sein, aber was ist denn mittlerweile anders? Bei einer künstlichen Befruchtung werden die Embryos ja auch angeschaut und auf Erbkrankheiten untersucht und die, die eben vorbelastet sind, werden dann knallhart ausselektiert und dürfen sich gar nicht erst zum Menschen entwickeln.

Ist das dann ethisch korrekter? Ich finde nicht. So oder so greift der Mensch in die Natur ein. Wie seht ihr das? Haltet ihr eine Selektion bei einer künstlichen Befruchtung für ethisch korrekter als das Hantieren mit einer Genschere direkt am Erbgut? Oder macht das für euch keinen Unterschied?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Dir sind aber die Grenzen der Präimplantationsdiagnostik bewusst, oder? Die genetische Untersuchung von befruchteten Eizellen in Deutschland ist auf die Fälle begrenzt, bei denen schwere Schädigungen zu erwarten sind, und muss von der Ethikkommission abgesegnet werden.

Dass man dagegen nur normal entwickelte Zellen einsetzt, dürfte logisch sein. Warum sollte man Eizellen einsetzen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Schwangerschaft auslösen? Das widerspricht dem Charakter der künstlichen Befruchtung, schließlich soll ein Kind entstehen.

Außerdem tust du so, als wäre eine natürlich entstandene Schwangerschaft heutzutage noch "gottgegeben" oder unabwendbares Schicksal. Aber der Ultraschall, die Fruchtwasseruntersuchung oder das Entschlüsseln des kindlichen Genoms aus Speichel und Blut der Eltern geben Ärzten und Eltern viele Eingriffs- und Entscheidungsmöglichkeiten. Die Pränataldiagnostik kann heute viel und führt ebenfalls zur Selektion.

Und das ist das Mindeste, was man vergleichen muss. Die Möglichkeiten, die Eltern bei natürlich entstandenen Schwangerschaften haben, müssen auch Eltern bei künstlicher Befruchtung zur Verfügung stehen. Und wenn man die Möglichkeiten bei künstlicher Befruchtung früher nutzen kann, dann sollte das so sein, weil es alle Beteiligten entlastet.

Die Genetik eines Kindes aktiv zu verändern, das ist eine ganz andere Geschichte, das ist mit der Selektion, die auch bei normalen Schwangerschaften passiert, nicht zu vergleichen. Ob man das zulassen möchte oder nicht, das erfordert ganz andere Abwägungen.

Denn natürlich ist es für Paare mit bestimmten Defekten der einzige Weg zu einem gesunden eigenen Kind. Aber die Medaille hat auch eine Kehrseite. Denn dann können Wohlhabende Wunsvhkinder nach Maß bestellen und der Rest der Welt muss nehmen, was die Natur liefert. Möchte man das?

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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