Sollten weiße Autoren über Sklaverei schreiben dürfen?
In einem anderen Beitrag schrieb ich ja schon, dass die Macher von "Game of Thrones" an einer neuen Serie arbeiten. So soll es in der Serie "Confederate" um die amerikanischen Südstaaten gehen, die sich abgespalten haben und wo in einer alternativen Realität immer noch Sklaverei herrschen soll. Nicht alle Menschen reagieren positiv darauf.
So meinen einzelne Stimmen, dass es doch skandalös und verwerflich wäre, wenn zwei weiße Autoren über Sklaverei schreiben und anschließend eine Serie zu diesem Thema umsetzen würden. Bei Twitter soll es einen ziemlichen Shitstorm gegeben haben und man zweifelt sogar an, dass sich schwarze Schauspieler dazu bereit erklären würden, in dieser Serie mitzuspielen. Wie seht ihr das? Könnt ihr diesen Shitstorm verstehen? Findet ihr es falsch, wenn zwei weiße Autoren über Sklaverei schreiben und darüber eine Serie machen wollen?
Shitstorms sind ja immer so eine Sache. Meist sind sie ziemlich spontan und beruhen auf Emotionen, nicht auf Fakten. Hier scheint es ja auch so zu sein. Die beiden weißen Autoren scheinen noch nicht ein Wort zu Papier gebracht zu haben.
Ich weiß natürlich, dass die Sklaverei ein sehr heikles Thema ist. Und auch wenn die heute lebenden Schwarzen diese ebenso wenig wie ihre weißen Mitbürger am eigenen Leib erfahren haben, ist das im kollektiven Gedächtnis und bestimmt bis heute auch zu einem gewissen Maß den Umgang zwischen Schwarzen und Weißen.
Und natürlich unterscheiden sich die beiden Seiten extrem. Ein Weißer macht nicht täglich die Erfahrung, aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert zu werden. Er wurde noch nie "Nigger" genannt. Oder von nem Mädchen angebaggert, weil sie unbedingt mal mit nem Schwarzen vögeln wollte. Ich denke schon, dass Schwarze, die neben Weißen leben, es jeden Tag merken, dass sie schwarz sind, auf die eine oder andere Weise. Dieses Gefühl kennen Weiße nicht.
Da stellt sich schon die Frage, ob man ohne diese Erfahrungen, ohne diese Empfindungen auch wirklich nachempfinden kann, was es bedeutet, das Eigentum eines anderen Menschen zu sein, weil man die "falsche" Hautfarbe hat.
Andererseits ist es in vielen Fällen so, dass Filmemacher über Dinge schreiben, die sie nicht selbst erlebt haben. Gerade lese ich das Buch "Tausend strahlende Sonnen", von einem Mann geschrieben, über zwei Frauen. Gab es da einen Shitstorm? Der Mann ist Bestsellerautor und als solcher muss man sich in viele Charaktere hineinfühlen können, deren Leben man selber nicht gelebt hat.
Man recherchiert, spricht mit vielen Menschen, die es erlebt haben. So kann dann auch eine Mischung aus vielen verschiedenen Erfahrungen und Empfindungen herauskommen. Wenn ein Schwarzer ein Buch schreibt, in dem er nur seine eigenen Erfahrungen verarbeitet, ist das womöglich weniger vielseitig und trifft weniger die Gefühle der breiten Masse.
Schwierige Sache. Es ist halt echt ein heikles Thema. Shitstorms finde ich aber generell scheiße - heißen die deshalb so? Man kann ruhig die Frage stellen, ob es eine gute Idee ist, man kann das diskutieren. Aber man kann sie doch einfach machen lassen. Mal sehen, welche Schauspieler sich bereit erklären. Wenn es wirklich kein Schwarzer machen will, haben wir die Antwort.
Vielleicht gehen sie aber auch sehr feinfühlig vor und sind nach langen Gesprächen und Recherchen in der Lage, eine Serie darüber zu machen, die der breiten Masse nicht auf die Füße tritt. Wobei es nicht ganz ohne Blessuren ablaufen wird. Das sieht man ja jetzt schon, dass manche einfach aus Prinzip dagegen sind und einige davon werden ihre Meinung auch nicht ändern.
Wenn es gute Autoren sind, ist das kein Problem. Aber genau das ist eben der Punkt, über etwas zu schreiben, womit man selbst weniger Erfahrung hat, kann immer schwierig sein und braucht deutlich mehr Recherche. Am besten auch, wenn jemand noch drüberlesen kann, in dem Fall eben ein Schwarzer.
Ich habe schon mehrfach Auszüge aus von Männern geschriebenen Büchern gesehen, in denen sie irgendetwas über Frauen oder aus Frauensicht geschrieben haben, und musste erstmal loslachen. Da kamen dann so schöne Sätze wie "Sie saß einige Minuten auf der Toilette, während sie darauf wartete, dass der Urin kam. Männer, die konnten ihn sofort beschwören [...], ihre Innereien waren nicht das Labyrinth, dass die einer Frau waren." Äh... Nein. Auch der klassische "Etwas muss passiert sein! Der BH hat ganze 20€ gekostet, da würde sie ihn niemals ohne dazu passende Unterhose tragen!"
Genauso kann es auch z.B. problematisch sein, wenn heterosexuelle Leute zum Beispiel Homosexuelle schreiben und diese dann der Einfachheit halber auf Stereotype reduzieren. Andererseits darf man es mit der Recherche und so weiter nicht übertreiben, denn wenn man sich zu sehr darauf fokussiert, dass eine Person eben schwarz/weiblich/homosexuell/sonstwas ist, dann reduziert man den Charakter nur darauf, selbst, wenn er nicht direkt dem Klischee entspricht.
Wie bereits gesagt, das kann gut gehen. Ich habe auch schon mehr als genug Bücher von männlichen Autoren gelesen, die für ihre weiblichen Charaktere keine seltsamen Verrenkungen gemacht haben in Richtung "Hey, hier! Das ist eine Frau!". Und ich kann mich an keine oder zumindest kaum Leute erinnern, die sich über die Harry Potter-Reihe beschwert haben, weil Harry nicht wie ein "richtiger" Kerl wirkt. Es ist also durchaus machbar.
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