Die Erwartungen von anderen Menschen erfüllen wollen?

Es kommt ja immer wieder vor, dass andere Menschen Erwartungen an einen haben, egal ob sie diese nun bewusst äußern oder nicht. Meine Eltern hatten und haben immer recht hohe Erwartungen an mich, gerade wenn es um Schule oder Berufliches geht. Aber sicher haben auch genügend andere Menschen irgendwelche Erwartungen an mich.

Früher war es mir immer sehr wichtig, diese auch zu erfüllen, da ich diese Menschen auch stolz machen wollte und weil es mir wichtig war, sie nicht zu enttäuschen. Mittlerweile ist das aber ganz anders bei mir. Ich finde nicht, dass irgendjemand etwas von mir zu erwarten hat. Von daher achte ich da tatsächlich nur noch auf mich, auch wenn ich andere damit enttäusche.

Wie wichtig ist es euch, bewusste oder unbewusste Erwartungen von anderen Menschen, die euch nahestehen zu erfüllen? Immerhin möchte man ja auch nicht immer Familienmitglieder und gute Freunde enttäuschen, allerdings muss man ja auch auf sein eigenes Wohl achten.

Ich denke wirklich, dass das auch viel mit Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein zu tun hat. Wenn ich meinen eigenen Selbstwert damit aufpoliere, dass ich ein Lob bekomme, wenn ich die Erwartungen anderer erfülle- für manche mag das ja der Sinn des Lebens sein.

Ich muss aber auch ganz klar dazu sagen, wenn ich dann selber auf der Strecke bleibe, dann habe ich nicht mehr viel davon und die anderen dann im Endeffekt wahrscheinlich auch nicht.

Gut kenne ich das auch noch von früher, von mir zu Hause, als ich ständig die Erwartungen meiner Eltern erfüllen musste. Und diese waren ziemlich hoch, da sie selber auch eine hohe Ausbildung, ein hohes Niveau und eine konservative Einstellung haben.

Das war dann auch der Grund, warum ich bereits vor meiner Volljährigkeit von zu Hause ausgezogen bin. Ich wollte mir endlich nichts mehr vorschreiben lassen. Und das war vor allem im Bezug auf die Erwartungen gedacht, die da an mich gestellt wurden.

Da muss ich auch sagen, ein Stück treiben die Eltern die Kinder auch selber außer Haus, wenn sie immer Dinge von ihnen erwarten, die sie nicht erfüllen wollen, oder können, weil sie eben vom Charakter her oder von den Talenten her anders sind. Oft ist es auch die Einstellung und die eigene Vorliebe wie zum Beispiel bei der Partnerwahl.

Ich selber habe mir deshalb schon lange abgewöhnt, die Erwartungen von anderen Menschen zu erfüllen, außer es bringt mir dahin gehend etwas, dass ich dafür extra bezahlt werde oder irgend etwas. Also wenn es mir persönlich einen Vorteil bringt, die Erwartungen anderer Menschen zu erfüllen, dann mache ich so etwas auch.

Ich denke, dass man sein Verhalten nur schwer wirklich dauerhaft um 180 Grad drehen kann, wenn man sein ganzes Leben lang mehr oder weniger gewöhnt ist, die Erwartungen der Umwelt zu erfüllen. Ich denke dabei nicht nur an die Eltern, die erwarten, dass man gute Schulnoten nach Hause bringt oder das Studium nicht nur mit Koks und Bordellbesuchen vertrödelt.

Diese Zeit im Leben ist irgendwann vorbei, aber die Erwartungen von anderen Menschen bleiben meiner Erfahrung nach durchaus erhalten. Generell finde ich es sowieso unmöglich zu beurteilen, was wir "unbewusst" so alles tun. Das ist bestimmt eine ganze Menge, aber wenn wir das beurteilen könnten, würden wir es ja nicht mehr "unbewusst" tun.

Ich bilde mir selber einerseits schon ein, jetzt tief im Erwachsenenalter nicht mehr viel darauf zu geben, was "die Nachbarn sagen", aber das heißt andererseits beispielsweise nicht, dass ich im Schlafanzug zum Bäcker gehe. Könnte ich durchaus, ist nicht illegal, aber die Erwartungen meiner Mitmenschen an sozial angepasstes Verhalten halten mich davon ab. Auch erwarten meine Eltern schon lange nicht mehr, dass ich Einser im Zeugnis habe, aber dass ich einen Job habe, damit sie mich nicht von ihrer Rente durchfüttern müssen, erwarten sie schon, und diese Erwartung will ich auch erfüllen.

Kurz, ich glaube, dass die meisten von uns, die in einer Gemeinschaft mit anderen leben, irgendwo doch darauf aus sind, gewisse Erwartungen zu erfüllen, da die Sanktionen bei Nichterfüllen doch recht beträchtlich sein können.

Ich wollte nie jemanden gefallen und ich will nie jemanden gefallen. Das war schon immer so und das hat mich im Leben so weit gebracht, dass ich mit mir selber vollkommen zufrieden bin. Witzig ist nur, das sagen mir auch viele von Außen, dass ich niemanden gefallen will, absolut ehrlich und direkt bin, aber mich die Leute deswegen "feiern". Das ist in meinem Umfeld auch wirklich so. Die finden das genial.

Ich rede dabei weniger von Freunden/Bekannten, mit denen ich seit über 20 Jahre verkehre, sondern auch von Leuten, die ich heute in einer Bar getroffen habe oder sowas. Ich finde sofort und schnell Anschluss und ich suche nicht einmal danach. Ich bin jetzt auch niemand, der sich in Kneipen gerne mit fremden unterhält, aber manchmal kommt es dazu und die Leute verstehen sich blendend mit mir.

Ich rede mir ein, dass dies auch damit zusammenhängt, weil ich eben der weibliche Kumpeltyp mit frecher und direkter Schnauze bin, wie ein Kerl, den sie manchmal gerne an ihren Seiten hätten. Mit Frauen hingegen habe ich häufiger keinerlei Kontakt, weil ich diese Tussi einfach nicht abkann. Brauche das Gehabe so aller Paris Hilton und den Kardashians nicht.

Ich brauche Frauen um mich, denen man nicht alles durch die Blume sagen muss. Die offen,straight und direkt sind. Das habe ich in meiner langjährigen besten Freundin gefunden und über 20 Jahre sprechen da auch für sich.

Ansonsten erwarten viele Menschen viel von mir, aber ich erfülle nichts. Habe ich nie, werde ich nie und möchte ich nicht. Ich habe genug Selbstbewusstsein, um meinen Charakter gut zu finden und wer damit nicht klar kommt, der ist sowieso bei mir komplett falsch und ich brauche den oder diejenigen auch nicht.