Eine Selbstmorddrohung in der Partnerschaft ernst nehmen?

vom 01.08.2017, 09:36 Uhr

Frau A ist psychisch sehr labil und ist auch in Behandlung. Sie ist auch schon seit einiger Zeit mit einem Mann zusammen, der sie am Anfang auch wirklich geliebt hat. Nur ist es mehr und mehr nun zu Vorfällen gekommen, die den Mann die Beziehung überdenken lassen. Denn es häuft sich immer wieder, dass A den Mann psychisch unter Druck stellt. Wenn er seinem Hobby nachgehen will kommen Sätze wie "Wenn du jetzt gehst, bringe ich mich um" und auch als es ihm total zu viel wurde hat er geäußert, dass die Beziehung keinen Sinn mehr hat und schon kam wieder diese Drohung, dass sie sich umbringen will, wenn er Schluss macht.

Liebe ist es von seiner Seite schon lange nicht mehr und er hat Angst sie zu verlassen, weil er glaubt, dass sie sich wirklich das Leben nehmen würde. Vor dem Psychologen, mit dem der Mann auch schon gesprochen hat, bestreitet A diese Wortwahl. Wann sollte man eine Suiziddrohung wirklich ernst nehmen? Ich muss zugeben, dass ich auch mal in so einer Beziehung war und dieser Mann mir genauso gedroht hat. Ich habe mich dann, als es einfach nicht mehr ging, umgedreht und gesagt "Dann mache es doch und lass mich in Ruhe" und er hat sich nicht umgebracht.

Sicher weiß ich nicht, was gewesen wäre, wenn er sich wirklich umgebracht hätte und ich mir dann Vorwürfe gemacht hätte. Aber ich kann ja nicht alles mit mir machen lassen, nur weil jemand droht sich umzubringen. Wann würdet ihr sowas ernst nehmen und wie würdet ihr reagieren? Würdet ihr es wirklich als Selbstmorddrohung oder als emotionale Erpressung ansehen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das ist ein schwieriges Thema aber ich kann hier beide Seiten verstehen, die Dame die versucht in der Tat ihren Mann damit emotional zu erpressen indem sie damit droht. Und er, der sich trennen will aber das nur aufgrund der Erpressung nicht macht steht mit dem Rücken an der Wand und weiß nie, ob das nun inflationär wieder nur gesagt wurde oder auch mal etwas mehr dahinter steht.

Auch wenn sie es hinterher bei einem Psychologen dann anders darstellt und sagt, dass sie es nicht gesagt hat, wird man auch irgendwann dem die Beachtung schenken. Ich denke nicht, dass es in diesem konkreten Beispiel darum geht, dass die Dame hier Suizid begehen will, sondern das nur als emotionale Erpressung verwendet.

Aber ich kann es verstehen, dass der Mann sich seine Gedanken dazu macht, denn wenn es nicht nur dahin gesagt wird sondern einmal Realität wird, dann macht er sich die Vorwürfe weil er es dann nicht mehr ernst nehmen konnte. Von daher schwierig, sehr schwierig und ich würde einfach folgendes machen, nach jeder Androhung kann man den Patienten für 24 Stunden einweisen lassen durch einen Hausarzt oder auch Notarzt und das konsequent machen, denn damit habe ich meine Pflicht erfüllt, muss mir keinen Kopf machen und bin den Erpresser dann auch für eine Weile los.

Ernst nehmen sollte man das immer, schon alleine für sich selbst aber das ist auch nicht immer das einfachste, wenn man das 10 mal am Tag an den Kopf geworfen bekommt. Auch das "dann mach halt" kenne ich auch, ich habe auch schon jemanden an den Kopf geworfen, dass er doch nun entweder springen soll oder seinen Hintern ran schieben, damit wir vom Dach kommen und ich Feierabend machen kann. Der hat mit der Ansage nicht gerechnet, kam dann angetrabt und ist nicht gesprungen, hätte aber auch anders ausgehen können und mir hat das Getue einfach gereicht nach mehreren Stunden auf dem Hochhausdach.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Vor solchen Leuten sollte man generell halt machen. Ich selber habe das alles auch schon erlebt und muss sagen, dass ich mich gerade aus dem Grund dann von der Person getrennt habe, weil ich mich sicher nicht psychologisch fertig machen lasse von einer Person.

Ich lasse mich nicht psychisch dazu zwingen, mit einem Menschen zusammen zu bleiben, wenn es gegen meinen Willen ist, nur damit es ihm gut geht. Eine psychische Krankheit zusammen durch zu stehen ist etwas anderes, als sich mit hinein ziehen zu lassen. Außerdem machen die Menschen, die davon sprechen es überhaupt nicht.

Die Person, die mir das damals angedroht hat, hat es bis heute nicht gemacht. Natürlich konnte sie auch nicht damit abschließen, denn sie hat nie wieder eine Partnerin gefunden. Das ist aber nicht mein Problem. Ein Stück weit hat man sein Leben einfach selber im Griff und wenn nicht, dann muss man den Schritt tun, sich helfen zu lassen.

Es ist eine kluge Entscheidung, der Person, die einem droht Hilfe durch einen Psychologen oder Psychiater zu besorgen und sich so schnell wie möglich von der Person zu trennen, wenn sich daran nichts ändert. Solche Personen machen dir das Leben zur Hölle und werden dich immer wieder in jeder Situation emotional unter Druck setzen und es auf ihre psychische Labilität schieben. Das tut man nicht.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich war glücklicherweise noch nie in einer vergleichbaren Situation und habe es daher leicht damit, mal wieder alles besser zu wissen. Aber zumindest rein theoretisch bin ich durchaus der Meinung, dass man Selbstmord-Drohungen generell durchaus ernst nehmen sollte. Es haben sich schon so viele Leute umgebracht, bei denen es zuvor immer geheißen hat: "Er will doch nur Aufmerksamkeit" oder "Sie hat schon immer aus allem ein Drama gemacht" und für die Angehörigen ist es immer eine Katastrophe.

Andererseits würde dies für mich aber wohl nicht bedeuten, dass ich dauerhaft in einer Beziehung bleibe, die mich unglücklich macht, weil jemand es geschafft hat, mir erfolgreich einzureden, dass ich das Einzige bin, was ihn (oder sie) am Leben hält. Den Schuh würde ich mir nicht anziehen wollen! Die Verantwortung ist schließlich immens, und auf diese Art wird auch keines der zugrundeliegenden Probleme gelöst, welche eine Person überhaupt erst dazu bringen, diese Drohungen auszusprechen. Ein psychisch halbwegs gefestigter Mensch begreift schließlich im Regelfall, dass eine auf Erpressung basierende Beziehung auch nichts Erstrebenswertes ist.

Ich wäre also vermutlich nicht so kaltschnäuzig, zu sagen: "Dann häng dich halt auf, ich bin hier draußen!" und meine Sachen zu packen, auch wenn ich ein gewisses Verständnis dafür habe, dass man so weit getrieben werden kann. Selbst Selbstmord-Drohungen lassen einen irgendwann abstumpfen, wenn man sie schon 20 Mal gehört hat. Aber ich würde in jedem Fall nach Alternativen recherchieren und versuchen herauszufinden, wie man für eine selbstmordgefährdete Person als Angehörige(r) Hilfe bekommen kann und an welche Stellen man sich wenden muss, wenn hier Gefahr im Verzug ist. Das würde ich auch tun, wenn ich persönlich davon ausgehe, dass die Drohung nicht ernst gemeint ist. Schließlich kann ich mich hier immer täuschen, und wenn ich der Person Hilfe von Außen zukommen lassen kann, brauche ich mir selber keine Vorwürfe mehr zu machen und kann getrost das Weite suchen.

Und wenn die Betreffende nur eine Show abgezogen hat und sich im entstehenden Drama gesonnt hat, wird es für sie mindestens extrem peinlich, wenn sie Fachkräften aller Art vermitteln muss, dass es beispielsweise nicht nötig ist, sie unter Beobachtung zu stellen oder was auch immer man mit akut selbstmordgefährdeten Leuten so macht. Besonders angenehm stelle ich es mir jedenfalls nicht vor, wenn dich die Leute am Wickel haben, deren Job es ist, dich psychisch soweit aufzupäppeln, dass du dich nicht vor den Zug wirfst.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Mir ist das auch mal passiert im zeitlichen Kontext einer von mir initiierten Trennung. Eine furchtbare Nacht am Telefon war das, die dann damit endete, dass ich die Polizei rief, die Vorgeschichte kurz schilderte und die ausgesprochene Drohung betonte. Die Herren von der Dienststelle waren dann auch so nett, den jungen Mann aufzusuchen, der leider natürlich alles abgestritten hat. Wenn dann Aussage gegen Aussage steht und die diensthabenden Polizisten das Gefühl haben, dass der Mensch hinreichend stabil scheint, können sie nicht viel machen.

Meiner Erfahrung nach, auch in anderen Fällen mit anderem Thema, ist man hierzulande verdammt vorsichtig, jemanden einfach mal so mitzunehmen. Zum Glück hat der Mann noch bei seinen Eltern in einer Einliegerwohnung gewohnt und ich habe die Mutter, die über Nacht weg war, kontaktiert und ihr alles geschildert. Er hat sich nicht umgebracht oder es versucht, weder in dieser Nacht noch später. Das heißt natürlich nicht, dass so jemand es nicht doch einmal versucht, denn fast jeder Suizid oder Suizidversuch wird vorher in der ein oder anderen Form angekündigt.

» Verbena » Beiträge: 4943 » Talkpoints: 1,99 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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