Richtlinien, was ein Kind wann können müsste
Nicht jedes Kind entwickelt sich gleich und auch ist oft die Erziehung daran Schuld, wenn Kinder irgendwas noch nicht können, was sie eigentlich können müssten, wie man in diesem Thema lesen kann Von Kita erwarten, dass diese 3,5 jähriges Kind füttert?.
Nun gibt es ja doch irgendwelche Richtlinien, wonach sich auch ein Kinderarzt bei den Untersuchungen richtet, was ein Kind können sollte und was noch Zeit ist. Das beginnt ja schon beim drehen, beim krabbeln, beim hochziehen an den Möbeln und dann beim freien Laufen. Auch das Sauberwerden ist da nicht unerheblich.
Komischerweise fällt mir immer wieder auf, dass bei manchen Dingen die Eltern sagen, dass man ein Kind nicht unter Druck setzen soll. Besonders bei der Sauberkeitserziehung und auch beim Laufen. Demnach kenne ich einige Kinder, die mit 3 noch im Buggy herumgefahren werden, weil das Kind einfach nicht laufen will, obwohl es das kann, aber dadurch, dass es nicht gefördert wird nicht sicher auf den Beinen ist. Auch kenne ich Kinder, die mit 4 noch in die Hose machen und die Eltern das ganz normal finden. Auch können sich viele Kinder mit 4 noch nicht alleine anziehen (zumindest Pullover und Hose und Unterwäsche)
Das sind jetzt Beispiele von Kleinkindern. Aber auch wenn die Kinder größer werden kommt es zu Dingen, die ein Kind einfach können sollte, wie Schleife binden, Reißverschluss zumachen, Knöpfe zumachen, schwimmen, alleine zur Schule gehen und einiges mehr.
Gibt es irgendwelche Richtlinien, wann Kinder was können sollten? Ausnahmen wird es immer wieder geben und wie schon erwähnt ist es ja nicht nur die Entwicklung, sondern auch die Erziehung, die einige Kinder eben hemmt. Auch denken manche Eltern, dass ein Kind mit 6 noch keine Schleife binden brauchen und kaufen lieber Klettverschlussschuhe. Auch denken viele Eltern, dass Schwimmen beibringen Aufgabe der Schule ist.
Haltet ihr euch an Richtlinien und bringt den Kindern von euch auch das bei, was es in einem gewissen Alter können sollte? Macht ihr euch Sorgen, wenn es etwas noch nicht kann, was es eigentlich können sollte? Oder denkt ihr eher bei allem, dass jedes Kind eben eine andere Entwicklung hat?
Unter Druck setzen hat auch gar keinen Sinn. Ein Kind das ständig überfordert ist, weil es mir leisten soll, als es kann, wird sich nicht schneller entwickeln, als ein Kind das sich frei nach seinen jeweiligen Fähigkeiten entwickeln kann Vielleicht wird solch ein Kind auch eher ängstlicher und eher an seinen Fähigkeiten zweifeln, als ein kleiner Freigeist.
Die Kinderkrippe und der Kindergarten können das soziale Gemeinschaftserleben der Kinder unterstützen und so aus ihnen kleine Menschen machen, die Rücksicht auf andere nehmen, sich aber auch behaupten können. Die Kindereinrichtungen hilft, Fähigkeiten des Kindes zu fördern und zu unterstützen. Aber Aufgabe der Kindereinrichtung ist es meiner Meinung nach nicht, dem Kind das Schleifen binden oder Fahrrad fahren beizubringen.
Solche Dinge erlernte meine Tochter daheim und mit Freude. Ich erinnere mich noch, welche Zeremonie ich veranstaltete, als ich ihr mit über vier Jahren das Schleife binden beibringen wollte. Ich legte einen langen Bademantelgürtel um das Treppengeländer und zeigte ihr, wie man eine Schleife bindet. Anschließend animierte ich sie zum Nachmachen. Sie dachte gar nicht daran. Als ich nicht aufgab, nahm sie einfach einen Schnürschuh und band ratzfatz eine Schleife. Da hatte ich sie wohl eher unterfordert.
Noch im Kinderkrippenalter konnte sich mein Kind vollständig selbst ankleiden und mit drei Jahren einen Reißverschluss seiner Jacke schließen. Als wir im Italienurlaub waren, war es vier Jahre alt. Wir schauten im Kinderclub vorbei. Alle Kinder bekamen eine Kappe und waren angehalten, ihren Namen darauf zu schreiben. Für die kleinen Kinder sollten das bitte die Eltern übernehmen. Noch bevor wir überhaupt die Kappe greifen konnten, hatte unsere Kleine die schon beschriftet. Mein Mann lachte abends noch über die verdutzten Gesichter der anderen Eltern.
Zum fünften Geburtstag gab es dann ein Fahrrad und am Abend konnte sie selbständig und ohne Stützräder fahren. Die hatten wir heimlich abmontiert; das Fahrrad war nur mit Stützrädern erhältlich. Zum sechsten Geburtstag gab es einen Schwimmkurs geschenkt, da wir es uns nicht zutrauten, ihr professionell das Schwimmen beizubringen. Das klappte dann auch hervorragend.
Wir haben unser Kind immer gefördert aber auch nur seinen Anlagen entsprechend. Die Kindergärtner waren immer begeistert von uns und erzählten uns, dass sie das einzige Kind wäre, das mit vier Jahren schon wusste, welcher Wochentag gerade war, wann es geboren ist und wo es genau wohnt. Das tut auch mal gut. Also nicht, dass das die anderen Kinder noch nicht konnten, sondern das bemerkt wurde, dass die Kleine schon ganz schön pfiffig unterwegs war.
Ich halte mich im groben an die Richtlinien, die die U-Untersuchungen her geben. Denn dort wurde in den letzten Jahren auch einiges geändert und manches noch mit aufgenommen wie die U7a, die neben der U7 dann noch stattfindet. Dabei wird dann auch weiter geschaut, wie das Kind sprachlich, motorisch und feinmotorisch unterwegs ist und damit auch "schwieriger" als die einfache U7 zu bestehen und dort hinterher keine Einschränkungen darauf vermerkt zu bekommen. Die Kosten übernimmt nicht jede Krankenkasse für die U7a, da werden manche Eltern dann selbst zur Kasse gebeten wenn sie das wollen und kostete hier in Eigenleistung 25 Euro.
Mit der Sauberkeitserziehung ist es so eine Sache. Schau dir mal andere Beiträge an von Eltern, die für ihr Kind einen Kindergarten suchen. Viele Kindergärten und Städte nehmen nur auf, wenn das Kind auch sauber ist. Da die Eltern auch arbeiten müssen und auf die Betreuung angewiesen sind, bekommen natürlich viele Torschlusspanik wenn das Kind knapp 3 Jahre ist, der Wechsel ansteht und es noch keine Anstalten in diese Richtung gibt. Was meinst du denn, warum sich die Bücher mit Toilettentraining in 2 Tagen so gut verkaufen?
Laufen ist es doch das gleiche, im Endeffekt weiß es jeder wie schädlich die Gehfreis sind und dennoch stopft fast jeder Elternteil sein Kind in solch ein Gerät mit rein, da er meint, dass das Kind nicht früh genug damit anfangen kann und die meisten erwarten es auch, dass das Kind mit 12 Monaten dann sicher steht und rennt. Muss es doch gar nicht, weder von der U Untersuchung her noch von etwas anderem und wenn diese mit 18 Monaten dann sicher laufen, dann ist es vielleicht später als andere, aber immer noch im Rahmen.
Aber ich kenne auch diese Rahmen und wie sehr manche daran festhalten mit Stichtagen. Als mein Sohn nicht auf den Stichtag seine Hände aufgemacht hatte bei der U3, wurden wir direkt zur Krankengymnastik verdonnert an 5 Tagen die Woche nur damit das noch etwas wird, laut der Kinderärztin. Da die U3 einige Tage vorgezogen werden musste, konnte er es da halt noch nicht, eine Woche später hat er es von alleine gemacht und das auch ohne Krankengymnastik die ich komplett verweigert habe und als unnötig angesehen. Und siehe dar, nichts von einem Defizit.
Krabbeln haben wir hier ausgelassen mehr oder weniger, die 2 Tage die er das gemacht hat sind nicht wirklich von Bedeutung und danach wollte er laufen, hat sich an allem hoch gezogen und ist glücklich um den Couchtisch gelaufen mit festhalten. Mit 10 Monaten war er dann schon eine richtige Rennwurst, ist sicher unterwegs gewesen und da war er dann einfach mal früher mit dabei. Sauberkeit war hier nie das Thema, hat er von alleine gemacht und wollte keine Windel mehr tragen, da war er dann knapp 2 Jahre alt und ebenfalls früh dabei. Er hat das in der Kita von den anderen Kindern gesehen und wollte dann auch auf die Toilette und keine Windel mehr tragen.
Essen war bei uns eher schwierig das Thema und hat lange gedauert. Erst hat er nichts vertragen, dass wir mit fester Nahrung erst spät anfangen konnten, dann hatte er kein Interesse daran es in die Hand zu nehmen und sich selbst zu füttern. Mein Sohn hatte generell nie das Interesse daran, sich dreckig zu machen und auch immer sauber gegessen, kaum ging etwas daneben wischte er mit den Händen nach und auch anfassen wollte er nichts, da er sich dreckig macht und das war nichts für ihn. Entsprechend musst er erst langsam daran geführt werden was immer in Absprache und enger Zusammenarbeit mit der Kita erfolgte, damit nicht am Ende zwei Konzepte gefahren werden sondern nur eines. Damit waren wir dann ein wenig später dran als andere, aber auch nur um 3-4 Monate. Mit 2 hat er dann Messer und Gabel gehalten und seine Sachen auch selbst geschnitten zum Essen und das Essen mit dem Messer auf die Gabel geschoben und damit andere wieder überholt, da er nicht die Hände verwenden wollte um etwas auf die Gabel zu schieben wenn es mal nicht klappte, wie andere Kinder. Daher dann auch früher das Messer bekommen als weiteres Hilfsmittel.
Ich finde es daher wichtig, dass ein Kind in die Kita geht da es dort die meisten Sachen direkt schon sieht und dann auch von sich aus will. Dann muss man auch nicht mit Förderungen anfangen und dem Kind etwas schmackhaft machen wie das Töpfchen und sich dann wundern, wenn es rein gar nichts mehr wird nur weil man aufgrund der Torschlusspanik oder der Angst, dass das Kind hinten nach sein könnte, dann den Druck erhöht oder auch den Druck selbst schon bekommt, indem man nur einen Kita Platz bekommt wenn das Kind auch Stubenrein ist. Wickeln erfordert wieder Zeit und Platz wie auch Personal, dass ist dann nicht vorgesehen und kann auch nicht geleistet werden auf den normalen Plätzen, sondern nur auf denen mit einem erhöhten Förderungsbedarf.
Aber die Plätze für den erhöhten Förderungsbedarf die kosten direkt mal mehr an Elternbeiträgen. Ich sehe das auch als gerecht hat, wer wenig Einkommen hat, kann sich das fördern lassen von der Stadt auf Antrag, wer ein behindertes Kind hat, stellt ebenfalls den Antrag und bekommt damit auch einen Teil erstattet. Gutachten vom Kinderarzt werden ebenfalls anerkannt und wenn man dann weniger zahlen will, das Kind aber nicht bereit dafür ist, dann muss man sich einfach kümmern. Macht man das nicht, dann zahlt man dafür entweder damit es den Eltern im Geldbeutel weh tut und sie dann ihre Erziehungsmethoden mal überdenken oder sie bringen Gutachten und Nachweise an und zahlen dann auf einem Förderungsplatz auch das Gleiche, wie andere auf den normalen Plätzen oder der ermäßigten Beitrag, bei geringem Einkommen oder auch gar nichts, wenn das unter der Einkommensgrenze von 920 Euro netto im Monat liegt.
Ansonsten mache ich mir dazu wenig einen Kopf und renne auch nicht mit dem Förderprogramm hinterher, nur damit er dieses und jenes dann kann. Er sucht sich seine Sachen selbst aus und macht das dann auch, ich lasse ihn machen und renne nicht hinterher und schreie "nach Richtlinie darfst du das nicht und dieses solltest du" sondern einfach machen lassen. Laufrad hatten wir mit 2 Jahren, war erst uninteressant und stand herum für ein paar Monate, danach heiß geliebt und seit Juni sind wir nun am Radfahren und er wird erst noch 4 dieses Jahr. Lesen interessiert ihn auch gerade brennend und da hat ihn gerade der Ehrgeiz gepackt und Schwimmen machen wir auch schon etwas länger, dass er seine 25 Meter jetzt auch schon schafft. Alles ohne Druck, sondern weil er es möchte, diese Dinge von anderen sieht oder aufschnappt in der Kita oder bei seinen Freunden wenn er dort nachmittags ist zum spielen.
Ach ja, ich kaufe übrigens immer noch Schuhe mit Klettverschluss. Nicht weil mein Sohn nicht auch eine Schleife machen könnte oder sich selbst die Schuhe zu machen, denn das kann er. Hat er in der Kita selbst sich beigebracht durch reines abschauen und macht seinem Harem dort auch die Schuhe immer sehr fürsorglich zu. Er mag aber Schuhe mit Klettverschluss lieber und sucht sich diese auch selbst aus, warum sollte ich sie dann verwehren? Können tut er es, aber ich muss ihm seinen Geschmack nicht abstreiten oder ihn zu Schnürsenkeln zwingen. Denn dieser wird sich schon noch früh genug ändern auch ohne mein Zutun. Anziehen macht er auch schon lange alleine, Schuhe aus ging unter einem Jahr inklusive der Socken und das selbstständige anziehen hat angefangen mit rund 18 Monaten mit den Schuhen und Hosen. Sachen über den Kopf ziehen hat etwas länger gedauert wie auch das Thema Jacke aber das war mit 2 1/4 dann auch alles kein Thema mehr. Seither bestimmt der junge Herr auch was getragen wird und gekauft.
Wie soll man sich den als Eltern bitte an die Richtlinien halten? Die zeigen eigentlich nur, dass vielleicht etwas nicht ganz optimal läuft und dass man mal nachsehen muss, ob das Kind Schwierigkeiten hat. Aber wenn ein Kind im passenden Alter den Affengriff, den Pinzettengriff oder den Zangengriff nicht zeigt, wie soll ich mich als Mutter dann an die Vorgabe halten?
Andere Vorgaben existieren vielleicht mehr im Kopf oder eben in den Regeln der Tagesstätte. Meine Kinder konnten beispielsweise erst spät Schleifen binden. Da der Einfachheit halber Schuhe mit Klettverschluss vorgeschrieben waren, war das Interesse am Binden einer Schleife erst einmal nicht sonderlich ausgeprägt. Das kam ganz schnell mit den Schuhen mit Schnürsenkeln für den Fußballverein.
Trocken zu sein, das ist auch so eine Sache. Medizinisch interessant wird, wenn das Kind mit 5 Jahren immer noch nicht trocken ist. ich habe mir keinen Stress gemacht und die Jungs haben mit um die Drei irgendwann freiwillig am Tag auf Windeln verzichtet. Es gab keine fünf Unfälle. Was will man mehr. Nachts war die Windel noch erwünscht, aber einige Monate später fühlten sie sich sicher und schliefen von allein ohne. Warum sollte ich da Stress machen, damit mein Kind möglichst schnell trocken ist. Unfälle machen mehr Arbeit und nehmen dem Kind das Selbstvertrauen, wenn es zu oft vorkommt und Druck von den Eltern kommt.
Ich denke, dass man seinem Kind oft einfach auch ein bisschen Zeit lassen sollte gewisse Dinge zu erlernen. Die U Untersuchungen sind meiner Meinung nach ein guter Richtwert, aber dennoch muss man auch sehen, was das eigene Kind leisten kann und was es vielleicht erst in ein paar Monaten schafft. Generell sollte man sicherlich sehen, was das Kind mag und dementsprechend versuchen Dinge zu fördern, die interessant sind und auch Dinge vorzeigen und vorleben.
Unter Druck setzen sollte man sich meiner Meinung nach dennoch nicht und Richtlinien braucht es da auch nicht. Jedes Kind ist doch ein bisschen anders, lernt anders und entwickelt sich unterschiedlich weiter. Wenn man nur noch mit Druck arbeitet ist das für keinen gut.
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