Als Tätowierer Motiv immer nur einmal stechen?

Ich habe am Wochenende einige Tattoos gesehen, die ein Tätowierer gerne mal stechen wollte. Das nennt man wohl "Wann-a-Do". Diese werden aber wohl nur einmal vergeben. Wenn der Tätowierer dies gestochen hat, sticht er es kein weiteres mal.

Ich habe auch gelesen, dass viele wohl an einem bestimmten Motiv interessiert waren. Das hätte locker 10 mal gestochen werden können. Aber der Tätowierer meinte, dass er diese Motive nur einmal sticht. Er hätte ja gutes Geld verdienen können, wenn er das Motiv mehrfach gestochen hätte.

Ist es durchaus üblich, dass ein Tätowierer ein Motiv immer nur einmal sticht? Oder ist das nur bei diesen "Wann-a-Do" Motiven so? Kennt ihr euch da etwas aus? Spricht es für einen Tätowierer, wenn er ein Motiv nicht mehrfach sticht? Oder ist das eine reine Einstellungssache?

Wenn man damit seine Brötchen verdient, dann kann man es sich nicht immer aussuchen was man sticht und was man macht. Ist man in der Szene bekannter und man hat ein volles Auftragsbuch, dann kann man sich solche Dinge dann auch erlauben und wenn du mal schaust wer das anbietet, dann brauchen sich diese Tätowierer nicht mehr um Kundenfang bemühen, diese kommen von ganz alleine an.

Bist du nur ein 0815 Künstler, dann nimmst du mit was du bekommen kannst, damit die Miete vom Laden bezahlt werden kann und du hinterher auch was zu mampfen auf dem Tisch hast. Sicherlich kommen da auch Kunden an, die ihr eigenes Motiv gerne hätten und was damit ein Unikat ist und damit nur einmal gestochen in der Form, aber die Laufkundschaft bedient sich aus den Vorlagenbücher seiner Arbeiten.

Damit man erst mal bekannt ist, muss man gut sein und auch einige Dinge liefern die andere nicht haben z.B. mit einem ganz besonderen Stil oder einer Technik die andere nicht so drauf haben. Mein Motiv gibt es auch nur einmalig, es findet man auch nicht im Vorlagenbuch von demjenigen der das gestochen hat, aber es existiert ein Bild davon, welche er auch als Werbung für sich benutzt damit er weitere Kundschaft davon überzeugen kann. Da es meine Vorlage war, ich diese gemacht habe und damit das Urheberrecht bei mir liegt, müsst er sich ohnehin meine Zustimmung einholen wenn er das nochmals ein zweites mal jemanden verpassen wollte.

Ich sehe das so wie Sorae. Wenn jemand genug Aufträge hat um davon leben zu können, dann kann er es sich auch leisten, Aufträge abzulehnen und da könnte ich mir dann auch vorstellen, ein Tattoo nur einmal im Leben zu stechen, denn sonst kommt ja eine ganze Horde und will eine Kopie davon auf der Haut haben. Bei einem eh schon zu knappen Terminkalender ist das gar nicht zu bewerkstelligen. In so einem Fall muss man eben selektieren und das ist eine gute Methode dafür finde ich.

Viele Tätowierer scheinen sich ja (oftmals durchaus zu Recht) nicht als Handwerker oder Dienstleister, sondern als ernstzunehmende Künstler oder Künstlerinnen zu verstehen. Ich kenne zwar nur Anekdoten aus zweiter Hand, aber für mich war es eigentlich immer ganz offensichtlich, dass es der Beruf mit sich bringt, dass man einerseits den Kundenwünschen Folge zu leisten hat, um damit Geld in die Kasse zu spülen, aber andererseits auch seine eigenen künstlerischen Ideen und Visionen verwirklichen kann und möchte. Ich stelle es mir auch auf Dauer nicht besonders attraktiv vor, immer die gleichen bescheuerten Sternchen, Federn und Tribalmotive aus dem Vorlagenbuch abzupausen, wenn man seinen Job halbwegs ernst nimmt und nicht einfach nur willkürlich gegen Geld Leute verschandeln möchte.

Sprich, wenn jemand das Talent, den Ehrgeiz und das Bedürfnis hat, ist es dessen gutes Recht, ein Motiv nur einmal zu stechen und so ein hundertprozentiges Unikat zu schaffen. Ein Maler oder Bildhauer macht es schließlich auch nicht anders, und nur weil man seine Fähigkeiten gegen Geld zu Markte trägt, ist man nicht verpflichtet, die gleiche Statue 50mal zu meißeln, nur weil sie gerade modern ist und jeder so ein Ding im Garten stehen haben möchte. Exakt das Gleiche gilt für mich auch für "tragbare" Kunst, und ich würde es wohl auch nicht anders halten, wenn ich in diesem Bereich mein Geld verdienen würde.