"Wilde Ehen" auch heute noch verpönt?

Natürlich haben wilde Ehen heute noch in allen möglichen Bereichen echte Nachteile, obwohl es bescheuert ist. Wäre mein holder Gatte mit Mitte 30 noch ledig gewesen, wäre in seiner konservativen, aber nicht ansatzweise christlichen Branche Schluss mit weiterer Karriere gewesen. Hätte er dann noch die vorhandenen Kinder ohne Trauschein gezeugt, wäre es noch schlimmer gewesen. Das wäre als unverbindlich, verantwortungslos und zu progressiv eingestuft worden. Wer privat so ist, der wird beruflich ähnlich agieren, deshalb passt der nicht zur Unternehmenskultur und ist ein Risiko, in das man nicht investiert.

Unser Vermieter findet es auch toll, dass wir angeblich die klassische Familie leben. Da sind drei Kinder und fünf große Hunde gleich gar kein Problem. Der Mann ernährt die Familie und die Frau ist für die Kinder da. Dass ich ebenso gut wie der Mann verdiene, das geht nicht in seinen Kopf. Ich bin Hausfrau, basta.

Andersherum sieht es aber ganz anders aus. Während der Gatte von Ehe und Nachwuchs profitiert, sieht es für Frauen in der gleichen Branche mit Trauschein gleich anders aus. Da kommt dann auch gerne mal die Frage auf, ob der Ehemann den Job und die Arbeitszeiten akzeptiert. Außerdem steigt die Gefahr, dass sie sich vermehrt.

Also vorab: Wenn man sich von seinem Partner trennen möchte, ist es egal ob man verheiratet ist oder nicht - bei einer "wilden Ehe" trennt man sich einfach und ansonsten folgt die Scheidung.

Leider wird man heute noch in vielen Gebieten schief angeschaut wenn man in "wilder Ehe" lebt und nicht ans Heiraten denkt. Vor allem bei den älteren Personen in unserer Gesellschaft sitzt dieses alte Vorurteil noch ziemlich tief. Dasselbe ist mit unehelichen Kindern. Das wird sich bestimmt auch nicht so schnell ändern.

Im Fall deiner Bekannten muss wird sie betreffend der gewünschten Stelle eine Entscheidung treffen müssen: Entweder befolgt sie die Regeln die in der katholischen Einrichtung gefordert werden und sonst muss sie sich nach einem anderen Job umsehen. Wenn sie persönlich diese Werte nicht vertritt kann sie diese an die Kindergartenkinder auch nicht weitergeben und ist meiner Meinung nach fehl am Platz. Da wäre sie in einem anderen Kindergarten bestimmt besser aufgehoben und würde sich wahrscheinlich auch um einiges wohler fühlen.