Sich gefallen lassen, bei Beerdigung ausgeladen zu sein?

vom 20.07.2016, 14:31 Uhr

Ich habe kein gutes Verhältnis zu meiner Verwandschaft. Doch hier passiert es garantiert nicht, dass mich jemand von der Beerdigung ausladen würde und ich würde es mir auch nicht gefallen lassen. Schon gar nicht, wenn es um enge Verwandte geht und da lasse ich mir nicht reinreden, wenn das nicht der Wunsch des Verstorbenen selber gewesen ist.

In meinem Bekanntenkreis gibt es nun einen Todesfall von einer Freundin. Sie wurde auf der Beerdigung von ihrer Stiefmutter ausgeladen, weil sie mit der Stieftochter im Streit liegt. Doch der Papa hat ausdrücklich in den letzten Briefen geschrieben, was er sich von seiner Tochter wünscht, aber die Stiefmutter nimmt das nicht ernst.

Die gesamte Verwandtschaft dreht deswegen jetzt durch und der Streit ist garantiert. Die Stiefmutter ist ein geldgeiles "Stück" und nimmt die Wünsche des Vaters sowie des Testaments nicht richtig ernst. Sie will so günstig wie möglich die Beerdigung auslegen, damit sie mehr Kohle hat.

Die Tochter des Verstorbenen sagt nun, dass sie nicht geht, damit er eine friedliche Beerdigung hat. Das sieht der Rest der der Verwandschaft nicht ein, weil sie sich an die Wünsche des Vaters zu halten hat und alle die ausgeladen wurden, kommen in jedem Fall.

Wie würdet Ihr denn jetzt reagieren? Lasst Ihr euch ausladen oder haltet ihr Euch strikt an die Wünsche des Verstorbenen? Ich selber wüsste nämlich echt nicht, was ich tun würde.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wenn ich solche Dinge lese werde ich schon wütend, obwohl es mich nicht mal selber direkt betrifft. Ich würde es mir keinesfalls verbieten lassen zu der Beerdigung eines Verwandten oder einer anderen mir nahestehenden Person zu gehen. Wie ich mich von der verstorbenen Person verabschiede ist schließlich allein meine Sache.

Wenn mir also irgendwer verbieten wollte zu besagter Beerdigung zu erscheinen, so hätte derjenige damit wahrscheinlich kaum Aussicht auf Erfolg. Ich würde mich über ein solches Verbot schlicht hinweg setzen und trotzdem zu der Beerdigung gehen.

» Kami » Beiträge: 265 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich würde mich auch nicht einfach so ausladen lassen und trotzdem gehen. Immerhin hat es dem Wunsch des verstorbenen entsprochen und die restliche Verwandtschaft kann mich dann mal kreuzweise. Was soll auch passieren? Rechnet deine Bekannte damit, dass die ganze Beerdigung zu einem Desaster wird nur weil sie dort auftaucht und die Stiefmutter eine entsprechende Szene vor all den anderen Gästen machen?

Kann ich mir kaum vorstellen, denn so viel Anstand haben doch die meisten Leute noch sich auf der Beerdigung zu benehmen. Allerdings würde ich von einem anschließenden Leichenschmaus oder ähnlichem Abstand nehmen. Aber alleine bei der Beerdigung wäre ich schon dabei und würde mich auch nicht ausladen lassen, denn immerhin ist das quasi die letzte Gelegenheit sich nochmals verabschieden zu können und für sich selbst damit zurecht zu kommen.

Und wegen dem Thema günstiger Beerdigung und das danach mehr vom Erbe übrig bleibt. Die Kosten für eine Beerdigung können steuerlich geltend gemacht werden. Ist die Summe zu niedrig, dann kann sie es nicht ansetzen. Von daher legt sie am Ende sogar drauf nach ihren anfänglichen Gedanken dadurch mehr Geld zu sparen. Außerdem finden die Beerdigungskosten auch im Testament Bereich entsprechende Anrechnung auf den Pflichtanteil bzw. was darin vermerkt steht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich denke, dass es eine schwierige Situation ist. Auf der einen Seite kann ich die Tochter des Verstorbenen verstehen - der Verlust eines geliebten Menschen ist schlimm genug und ich kann mir vorstellen, dass sie nach dem Todesfall einfach nicht noch die Kraft hat sich mit streitenden Leuten auseinanderzusetzen beziehungsweise mit solche, die unbedingt auf Teufel komm raus einen Streit vom Zaun brechen wollen. Für so was fehlt einem in der Trauerphase, verständlicherweise, jede Lust und Motivation, da man grade andere Sorgen hat.

Ich denke jedoch, dass man die Umstände berücksichtigen sollte. So wie es klingt wurden von der neuen Ehefrau des verstorbenen Vaters mehrere Leute ausgeladen, die trotzdem hingehen. Ich würde mich an dieser Stelle in ihrem Fall dafür entscheiden auch hinzugehen, da sie nicht die Einzige ist. Wenn es mehrere Leute sind, die dort auftauchen, dann ist es weniger wahrscheinlich, dass die frisch gebackene Witwe eine Szene macht, als wenn die junge Frau alleine dort auftaucht. Ich denke nicht, dass die Witwe sich gleichzeitig mit mehreren Erwachsenen anlegen wird, da dies ja auch für sie sehr peinlich wäre.

Des Weiteren denke ich, dass deine Freundin es aus Liebe zu ihrem Vater dennoch tun sollte. Es war sein letzter Wunsch, dass sie bei seiner Beerdigung anwesend ist und dann denke ich, dass sie ihm diesen Wunsch auch erfüllen sollte. Schließlich war es der letzte, den er an sie hatte, und wenn er ihr zu Lebzeiten auch immer versucht hat, ihr jeden Wunsch zu erfüllen, dann ist sie ihm dies mehr als schuldig. Auch wenn es unangenehm wird, heißt es dann "Augen zu und durch". Es wird das letzte Mal sein, dass sie sich mit diesen Menschen auseinander setzen muss, darauf soll sie sich freuen! Es wird sie viel mehr ärgern, wenn sie mit vor Stolz erhobenem Haupt dort auftritt und sich nicht unterkriegen lässt.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Irgendwie klingt das ein wenig durcheinander. Wer ist denn da nun gestorben und wer will deine Freundin nicht dabei haben? Im ersten Moment liest es sich, als wenn die Stiefmutter verstorben wäre. Wenn dem so ist, dann sollte man sich schon überlegen, ob man da vielleicht bei der Beerdigung noch einen Streit vom Zaun brechen will oder lieber ein paar Stunden später am Grab steht.

Ist es aber direkte Verwandtschaft, wie der erwähnte Vater, dann wäre ein klärendes Wort vorher der sinnvollste Weg. Die leibliche Tochter kann man, wenn ein normaler Kontakt bestand, wohl kaum fernhalten. Eventuell können da auch andere Verwandte vermitteln.

Allerdings sehe ich nicht so wirklich, was es mit der angeblichen Geldgeilheit der Witwe zu tun hat. Denn wirklich Geld sparen könnte sie nur, wenn es eine schlichte Beerdigung geben würde und der Verstorbene sich aber etwas prunkvolles gewünscht hat. Ansonsten kostet eine Beerdigung so oder so recht viel Geld, da gewisse Dinge einfach vorgeschrieben sind.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich bin gerade auch etwas verwirrt, bzw. mir war bis dato gar nicht klar, dass man zu Beerdigungen ein- bzw. ausgeladen wird oder werden kann. Allerdings fanden die Beerdigungen, die ich organisiert habe, immer in sehr traditionellem, ländlichem Rahmen statt, wo jeder jeden kennt und weiß, was sich gehört, weil eben auch niemand aus dem Rahmen fallen möchte. Soziale Kontrolle nennt man so etwas.

In meiner Welt sind Beerdigungen immer dreiteilig: Kirchliches Ritual, Friedhof, geselliges Beisammensein. Die Einladung zum sogenannten Leichenschmaus ergeht immer pauschal an alle Beerdigungsteilnehmer, aber die ungeschriebenen Regeln besagen, dass nur die enge Verwandschaft daran teilnimmt, damit es nicht zu teuer wird für die Hinterbliebenen. In dem von dir geschilderten Fall würde ich somit den geselligen Teil in jedem Fall ausfallen lassen, um das Drama klein zu halten, wenn nach dem emotional anstrengenden Sarg- und Weihrauch-Teil die Emotionen hoch kochen.

Ob man in die Kirche geht, würde ich auch von der individuellen religiösen Einstellung abhängig machen, aber von einer säkularen Trauerfeier würde ich mich nicht fern halten lassen, wenn mir der Verstorbene wichtig war. Diese wird dadurch auch nicht teurer, wenn mehr Zuschauer daran teilnehmen. Auch bei der traditionellen Bestattung auf dem Friedhof, so sie denn anschließend stattfindet, kann meiner Meinung nach dabei sein, wer will, solange sich die Person angemessen benimmt.

Fernbleiben würde ich dabei nur, wenn wirklich Gefahr besteht, dass die Person, die mich nicht dabei haben will, anfängt zu schreien, um sich zu schlagen und den ganzen sowieso schon schmerzhaften Aufwand für alle Beteiligten noch schlimmer macht. Wenn sie mich nur mit Blicken durchbohrt, wäre mir das auch egal.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Mir wäre das so etwas von egal. Sind wir mal ehrlich, der Tote wird das nicht merken und wenn es sonst Streit geben würde zur Beerdigung, würde ich es auch nicht machen, Wunsch hin oder her. Wobei es mir absolut egal wäre, wie gesagt ich mache mir eh nichts aus Beerdigungen und gehe wirklich nur hin, wenn es einen Verwandten oder Freund betrifft und derjenige das auch gemacht hat.

In dem Fall würde ich dazu raten hinzugehen aber sich im Hintergrund zu halten. Man kann ja vielleicht von weiter weg schauen und da stehen bleiben und für sich trauern und Abschied nehmen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Ich bin gerade auch etwas verwirrt, bzw. mir war bis dato gar nicht klar, dass man zu Beerdigungen ein- bzw. ausgeladen wird oder werden kann.

Du sprichst mir aus der Seele. Genau das habe ich beim Lesen auch gedacht. Ich kenne das eher so, dass allgemein bekannt gegeben wird, wann die Beerdigung stattfinden wird und wer das Bedürfnis hat, zu kommen und Abschied zu nehmen, der kommt eben, egal was die anderen Leute sagen.

Daher verstehe ich diese Diskussion auch nicht wirklich. Ich würde einfach das tun, was ich für richtig halte, egal was die anderen Leute sagen. Es wird ja wohl kaum jemand Szene machen, weil man "uneingeladen" zu einer Beerdigung erscheint. Das wäre dem Anlass entsprechend unangemessen und taktlos.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich würde es mir auch niemals verbieten lassen, zu einer Beerdigung zu gehen. Gerade wenn es darum geht, die letzte Ehre zu erweisen. Wer sollte sich dieses Recht rausnehmen? Und wenn es um den Vater geht,sollte keiner ein so etwas vorschreiben.

Selbst wenn der Verstorbene und ich, zum Zeit Punkt des Totes nicht gut miteinander waren und der verstorbene selbst es nicht möchte, würde ich trotzdem darüber nachdenken, hinzugehen. Vielleicht möchte man sich noch in Ruhe verabschieden, hat sich nochmals Gedanken gemacht und kann das ganze nicht in Streit stehen lassen. Schon alleine um damit abzuschließen, halte ich es für sehr wichtig zu der Beerdigung zu gehen.

» Sali161 » Beiträge: 11 » Talkpoints: 3,40 »


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