Fremden Menschen etwas von sich anbieten?

Ich sehe derzeit öfter eine Werbung, in der ein Mann in einer Bushalte sitzt und den Leuten neben sich ein Bonbon anbietet. Ich muss sagen, dass ich noch nicht erlebt habe, dass mir eine völlig fremde Person etwas anbietet, wie eben ein Bonbon und das auf offener Straße. An sich finde ich diese Geste aber wirklich höflich und in der Werbung wird das Bonbon auch von den anderen Wartenden angenommen.

Ich habe es schon mal gemacht, dass ich jemand Fremden ein Taschentuch angeboten habe. Die Frau hatte offensichtlich Not und kramte in ihrer Tasche und fand wohl keins auf die Schnelle. Da ich Taschentücher griff bereit hatte, habe ich ihr dies dann angeboten. Sie hat es auch dankbar angenommen. Ansonsten würde ich mich eigentlich eher nicht einmischen und irgendwas anbieten. Es sei denn das offensichtlich ist, dass irgendwie Hilfe gebraucht wird.

Würdet ihr fremden Personen irgendwas von euch anbieten? Oder habt ihr das selbst schon so erlebt? Würdet ihr das angebotene dann auch vielleicht auch annehmen oder doch eher aus Prinzip ablehnen? Welche Erfahrungen habt ihr schon damit gemacht?

Als Raucher kenne ich es natürlich, dass man Feuer angeboten bekommt, wenn man mit der nicht brennenden Zigarette im Mund in der Tasche kramt. Das kommt recht häufig vor, vor allem durch die räumliche Nähe aller Raucher auf der Raucherinsel auf Bahnhöfen.

Aber ansonsten habe ich das so auch nicht erlebt. Persönlich esse ich unterwegs nichts, was man anderen anbieten könnte. Bonbons sind ja einzeln verpackt. Da kann ruhig jeder mal in die Tüte greifen und auch ein Bonbon herauszunehmen und jemandem hinzuhalten, ist kein Problem. Beispielsweise bei Chips würde das ja keiner machen.

Nur, wenn man schon ein bisschen Kontakt hat, wird auch öfter mal etwas angeboten. Im Zug hat mich beispielsweise mal meine Banknachbarin um Hilfe gebeten, als sie ihre Packung kandierten Ingwer nicht aufbekam. Als ich es dann öffnen konnte, hat sie mir natürlich etwas angeboten. Das finde ich ganz normal. Aber dass jemand einfach umstehende Menschen fragt, mit denen er noch kein Wort geredet hat, kenne ich nicht.

Aber ich finde es auch ausgesprochen nett. Das hebt doch gleich die Stimmung. Ich denke zwar nicht unaufhörlich darüber nach, aber es ist schon ein ganz kleines Bisschen bedrückend, zwischen Fremden rumzustehen und auf den Bus zu warten. Da wird einem eine Nähe aufgezwungen, weil man nicht einfach weitergehen kann. Durch so ein nettes Angebot, wird die Nähe sehr viel angenehmer.

Das Taschentuch wäre auch das höchste der Gefühle. Mehr als ein Taschentuch im akuten Bedarfsfall würde ich auch nicht anbieten wollen. Auch mache ich das nur, wenn ich direkt gefragt werde, wobei das auch eine Sache des Charakters ist.

Als ich mal mit der Bahn gefahren bin hatte sich ein junger Mann direkt neben mich gesetzt und mir angeboten, von seinem Croissant abzubeißen, was ich aber dankend abgelehnt habe. Das war mir dann doch zu viel des Guten. Mir war klar, dass der Flirten will, aber ich hatte zu dem Zeitpunkt erstens eine Beziehung und zweitens finde ich es schon ekelhaft, bei wildfremden Menschen vom Essen abzubeißen. Wir kannten uns zu diesem Zeitpunkt vielleicht 10 Sekunden und hatten uns nie vorher gesehen.

Ein Taschentuch und ein Feuer damit der Raucher auch seine Zigarette rauchen kann, ist für mich dann schon das höchste der Gefühle was ich von mir anbieten würde. Mir würde es im Traum nicht einfallen, dass ich nun anfange mein Brötchen zu teilen damit jemand anderes fremdes etwas bekommt oder auch meine Bonbons an jemand anderen geben.

Alles andere finde ich schon ein wenig aufdringlich und hat dann auch für mich einen negativen Beigeschmack. Denn wer verschenkt denn schon ohne Hintergedanken Bonbons? So etwas kennt man dann doch eher davon, dass damit Männer die Kinder anlocken die sie dann in ihrem Auto mitnehmen. Oder auch damit man Sachen in die Hand gedrückt bekommt wie ein Getränk mit KO Tropfen, damit man hinterher dann gefügig ist. Sprich ich denke da doch eher, dass mehr dahinter steckt und gehe nicht davon aus, dass das jemand ganz ohne Hintergedanken macht wenn er zu viel von sich dann anbietet oder auch gar aufdrängt.