Kann man euch schnell und leicht seelisch verletzen?

vom 17.02.2017, 23:21 Uhr

Ich bin ein Mensch, der sich sehr leicht seelisch verletzen lässt. Wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, wenn ich genau weiß, dass ich richtig gehandelt habe und man mir vorwirft etwas falsch gemacht zu haben, wenn man mich hintergeht oder wenn man mich betrügt und belügt, hat meine Seele immer sehr lange dran zu knabbern.

Psychisch habe ich schon einiges im Leben mitgemacht und ich kann schon sagen, dass meine Seele einige Narben hat. Die seelische Verletzung war aber früher sehr viel schlimmer als heute. Heute stehe ich ein wenig mehr über den Dingen. Aber dennoch kann man mich noch sehr leicht seelisch verletzen und mir weh tun.

Kann man euch schnell seelisch leicht verletzen? Wie verkraftet ihr es, wenn man euch seelisch verletzt hat?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich finde, dass das sehr auf die Person ankommt, die einen da verletzen möchte. Wenn es eine nahestehende Person ist, die einen verletzt, ist das schon schneller so, dass ich mich seelisch sehr angegriffen fühle, weil ich mir von dieser Person sehr viel Nähe verspreche und nicht, dass sie mich verletzt. Abgesehen davon lasse ich mich viel weniger seelisch angreifen als ich das noch in meiner Jugend getan haben, damals war ich einfach nicht gefestigt in meiner Person, sehr schüchtern und hatte einfach kein Selbstvertrauen, das ist heute aber anders.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich denke, es kommt auf die Umstände an. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass jeder Mensch einen oder mehrere wunde Punkte hat und da kann die Person noch so stark nach außen hin sein, wenn man den wunden Punkt triggert, dann ist die Person verletzt und das ist Fakt. Es lässt sich eben nur nicht jeder durch Pokerface und dergleichen anmerken.

Dann kommt es auch auf die Person an, die triggert, egal ob bewusst oder unbewusst. Ich glaube, dass ein wunder Punkt immer weh tut, egal wer ihn triggert, aber bei Menschen aus dem direkten näheren Umfeld ist man vielleicht verletzter und enttäuschter, weil man von diesen Person ein derartiges Verhalten nicht erwartet hätte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es kommt bei mir einfach darauf an, um welche Personen es geht. Bei Personen, denen ich nicht nahe stehe, ist es mir mehr oder weniger egal, was sie sagen und sie schaffen es auch nicht, mich wirklich zu verletzen. Bei Personen, bei denen ich denke, dass es Freunde sind, ist das anders. Wenn ich von solchen Menschen belogen werde, dann ist das auch bei mir eine Sache, an der ich lange zu knabbern habe.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich weiß gar nicht so genau, ab wann man von einer "seelischen Verletzung" sprechen kann. Natürlich ärgere ich mich öfter über meine Mitmenschen, bin auch mal gekränkt oder beleidigt, und wenn ich mich im Unrecht fühle, kann ich auch eingeschnappt sein und jemanden nicht mehr mögen. Aber "verletzt" ist für mich eigentlich ein zu starkes Wort, und es ist bisher noch nicht so oft vorgekommen, dass ich den Eindruck hätte, man würde es absichtlich darauf anlegen, mich psychisch zu zerstören.

Oft geschehen Kränkungen ja völlig unabsichtlich, und dann kann ich sie auch normalerweise früher oder später verzeihen. Gerade Menschen, die mir nahestehen und mich mögen, kann ich nicht dauerhaft böse sein. Ich selber habe schließlich auch schon oft genug etwas Dummes oder Gemeines gesagt, und würde auch nicht wollen, dass man den Kontakt mit mir wegen einer Dummheit oder eines Missverständnisses abbricht.

Ich kann auch nicht behaupten, dass ich "Narben auf der Seele" hätte. Schließlich wurde ich in meinem Leben glücklicherweise nicht missbraucht oder systematisch psychisch aufgerieben. Zwar gehen mir ein paar Ereignisse auch noch nach Jahren nahe, wenn ich zu sehr darüber nachdenke, aber dabei handelt es sich eher um Dinge wie Tod oder Krankheit, und weniger darum, dass mich meine Betreuerin im Praktikum regelmäßig abgekanzelt hat oder ähnliches. Zwar bin ich auch deswegen nicht mehr so leichtgläubig und optimistisch wie in meiner Jugend, aber ich betrachte dies eher als normale Konsequenz aus der Tatsache, dass das Leben kein Ponyhof ist und viele Menschen mehr oder weniger fies.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ob das gleich einer seelischen Verletzung gleichkommt, aber das sieht sicherlich jeder anders. Trotzdem muss ich zur Titelfrage sagen "nein" kann man nicht. Das liegt aber, so habe ich das Gefühl daran, dass ich ein hartes Kind bin, welches aus Kreisen kommt, die sowieso mit ganz anderen Bandagen zu kämpfen haben. Das was ich seelisch sowie körperlich erleben mussten, werden andere nie erleben, kennen andere nur aus Büchern und von Opfern, die das sagen sowie aus dem TV.

Deswegen habe ich im Laufe meines Lebens schon früh begonnen, mir wenig zu Herzen zu nehmen. Auf viele Weisen wirke ich daher abgestumpft, aber wisst ihr? Das ist schwer zu beurteilen, wenn man nicht darin steckte, wo ich aufgewachsen bin oder wo ich alles schon dabei war. Sei es, wo meine Mama halb tot geprügelt wurde. Wo mein Erzeuger uns verbal so Angst machte, nächtliche Bedrohungen, Briefe mit Bedrohungen, Polizeischutz usw. All das waren auch seelische Grausamkeiten, die mich heute grenzenlos kalt lassen. Als Kind war das anders.

Heute bin ich erwachsen und sitze locker in der Runde. Wenn Thema "Missbrauchsfälle" aufkommen habe ich nicht einmal mehr ein Problem damit, wie zur Jugend zu sagen, dass ich Opfer von einer Vergewaltigung wurde und mehrfachen Missbrauch als Kind. Ich empfinde das als vollkommen normal. Meine Therapeutin, die auch eine Freundin von mir ist, sieht das natürlich auch etwas pragmatischer und sagt klar, dass dies ein Prozess im Kopf war, der dies eben zur nahezu endlosen "Kälte" gezaubert hat. Neben posttraumatischen Belastungsstörungen rede ich eben darüber, wie andere beim Kaffee trinken über ihre Kids.

Mich belastet sowas eher, wenn andere es trifft. Ich sitze dann immer da und denke mir, wieso nicht lieber ich, ehe ein unschuldiges Kind? Ich verpacke Dinge daher sehr anders, wie andere. Wo andere seelisch ein Wrack wären, bin ich mittlerweile abgestumpft. Das ist natürlich kein schöner Zustand, aber ich lebe damit gut und sehr gut. Ich habe einfach gelernt, die Dinge zu schätzen, die mir positiv widerfahren und wenn es Negatives gibt? Dann finde ich das vollkommen normal, weil ich es ja eigentlich auch nicht anders kenne.

Schon surreal oder? Es ist schwer darüber zu schreiben, weil ich gar nicht weiß, wie ich es euch erklären soll. Da muss man offenbar drin stecken, um das zu kapieren. Doch seelisch verletzt mich niemand und körperlich auch nicht. Ich bin da so abgestumpft. Sage zwar nicht, dass ich keine Schmerzen in der Seele hätte, aber die merkt niemand, weil ich so gut gelernt habe, damit umzugehen, dass ich eben in Dingen, wo andere verletzt wären, total kalt wirke. Das ist aber auch mein Schutzbutton, um es mal so zu sehen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich denke das ist auch eine Frage vom Charakter. Gut ich hatte auch keine schöne Kindheit, wurde geschlagen und alles, aber ich würde nicht sagen, dass das Narben auf der Seele hinterlassen hat oder etwas daran ändert wer das ganze gemacht hat. Denn ich messe dort nicht mit zweierlei Maßstab und es ist ganz gleich wer das macht, wenn er den richtigen Punkt erwischt dann kann man mich auch damit erwischen, ob das nun ein Partner ist, die eigenen Eltern oder der Typ aus der Straßenbahn den man nicht kennt.

Bei mir fällt das nur weniger auf, da ich mir das nicht anmerken lasse und auch das Pokerface aufgesetzt habe. Von daher weiß das Gegenüber das meistens auch nicht, was mich trifft und mich verletzt auch wenn es da ist und ich habe auch nicht vor, dass öffentlich zu präsentieren welche Punkte das sind. Denn damit würde ich mich noch mehr angreifbar machen als wenn man nicht alles offen auf der Stirn geschrieben getragen sieht und von sich selbst sagt, dass man schon bei jeder kleinen Sache die einmal gewesen ist direkt eine Narbe auf der Seele hat.

Es ist auch ein wenig Ansichtssache. Mir wurde auch schon nachgesagt, dass das alles was ich mitgemacht habe doch einen Sprung in meiner Schüssel verursacht hat. Ich sehe das wieder anders als andere Menschen und nehme das anders wahr. Von daher muss man hier auch mit der Selbstwahrnehmung und der Fremdwahrnehmung unterscheiden und manch einer der sich nun als Selbstbewusst und stark präsentieren will, diese Worte von sich gibt, der erzeugt in meinen Augen dann auch wieder eher das Bild einer armen kleinen Wurst, die darüber nicht hinweg ist und genauso angreifbar wie vorher ist sowie verletzlich.

Wie Täubchen es schon genannt hat, es kommt nur auf den Punkt drauf an der getroffen wird aber nicht jeder lässt sich alles anmerken, aber jeder hat so seine Sachen auf die er reagiert. Manche auf jeden kleinen Mist, andere eben nicht und nicht jeder lässt sich das dann auch heraus hängen. Bei mir geht das definitiv nicht schnell sondern dauert und braucht dann schon mehr, als einfach nur ein Wort oder ein Satz der ohne Kontext gesagt wird. Aber anmerken würde ich mir das nie lassen, wie sehr das getroffen hat.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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