Fliegerbombenfund - wie läuft Evakuierung genau ab?

vom 22.02.2017, 17:51 Uhr

Bei uns in der Kreisstadt wurde Montag bei Bauarbeiten wieder mal eine Fliegerbombe gefunden. Wieder wurden alle Bewohner aus dem Umkreis von mehreren Kilometern evakuiert. Ich frage mich, wie so eine Evakuierung genau abläuft, damit keiner vergessen wird. Wer sagt da wem Bescheid und gehen dann die Verantwortlichen zu jeder Wohnung und klingeln dort?

So viel ich weiß, wurde die Evakuierung im Umkreis von 2 Kilometern gemacht. Das ist ja ein sehr großer Radius und da kann man doch nicht alle Menschen erreichen, oder?

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wir haben den Spaß regelmäßig und in unserem Bundesland muss die Entschärfung am gleichen Tag stattfinden. Bei uns läuft das so ab, dass sofort ein Stab eingerichtet wird. Sobald der Radius festgelegt worden ist, kommt alles auf die Homepage der Stadt. Dort gibt es auch eine Nummer, wo man sich informieren oder Transporte für Kranke oder Alte organisieren lassen kann.

Im Bereich, wo alle raus müssen, und im zweiten Ring mit Ausgangssperre fahren Polizei und Ordnungsamt mit Durchsagen über Lautsprecher. Dort, wo komplett geräumt wird, klingelt das Ordnungsamt an jeder Tür. Jeder, der angetroffen wird, wird persönlich gebeten zu gehen. Man fragt auch nach Nachbarn, die nicht zuhause sind. Adressen, die unklar sind, werden mehrfach aufgesucht.

Im zweiten Kreis versucht man in jedem Haus mindestens einen Bewohner zu erreichen und verteilt Zettel. Dann werden die Straßen gesperrt und es kann losgehen. Ich hatte schon die Variante, dass ich 400 Meter zum Supermarkt gegangen bin und die Welt war in Ordnung. 20 Minuten später stand die Ausgangssperre und ich kam nicht mehr zurück.

» cooper75 » Beiträge: 13375 » Talkpoints: 509,11 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wir haben den Spaß auch regelmäßig, wobei das bei uns nicht ganz so krass abläuft wie bei cooper. Bei uns wird auch nicht im Umkreis von 2 km evakuiert, sondern deutlich weniger. Bei der letzten Evakuierung ist ein Radius von 300 m festgelegt worden, was meiner Meinung nach ein bisschen wenig ist, aber ist eben Ansichtssache.

Bei uns ist das so, dass das Ordnungsamt an jede Haustür klingelt und dann darüber informiert, dass eben evakuiert werden muss und die Bewohner auffordert, direkt die Häuser zu verlassen. Es wird dann auch genannt, wo man hingehen könnte, wenn man nicht weiß wo man sonst hin soll. Etwa eine Stunde später folgt die Kontrolle und das Ordnungsamt klingelt wieder an jede Tür um zu überprüfen ob wirklich jeder das Haus verlassen hat.

Natürlich wird auch das Radio informiert sowie das Internet. Es gibt auch diese App "NINA", wo dann für meine Region direkt eine Fliegerbombenwarnung ausgesprochen wird. Aber selbst wenn man das nicht mitbekommen sollte, spätestens wenn man mit der Bahn fahren will und das ganze Netz lahm gelegt ist, weiß man Bescheid. Dass hier wirklich jemand mit Lautsprecher durch die Gegend fährt, habe ich persönlich noch nie mitbekommen. Ich glaube das ist hier auch gar nicht üblich.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Der Umkreis der Sperrung richtet sich nach der Größe der Bombe. Je größer das Ding desto weiter wird gesperrt. Der zweite Maßstab ist, was im Umkreis für Gebäude vorhanden sind. Eine normale Wohnbebauung oder harmloses Gewerbe ist unproblematisch.

Wenn aber beispielsweise ein Werk mit irgendwelchen gefährlichen chemischen Stoffen oder eine Überland-Gasleitung in der Nähe der Bombe sind, dann muss man den Umkreis weiter fassen. Denn sollte die Bombe hoch gehen, muss man mit einberechnen, was passiert, wenn dann noch etwas hoch geht.

Wir haben hier meist Bomben, die 400 Meter Evakuierung und 400 Meter Ausgangssperre rechtfertigen. Selten ist es weniger, noch seltener ist es mehr. Wenn es richtig blöd läuft, dann trifft es hier nicht nur die Anwohner und Güterzugverkehr, sondern auch eine Autobahn und eine Zuglinie des ÖPNV.

» cooper75 » Beiträge: 13375 » Talkpoints: 509,11 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Hier kommt das auch häufiger vor und nachdem festgelegt ist welcher Radius damit gemeint ist, dann wird das ganze auch öffentlich gemacht. Sprich man kann das im Radio hören, im Internet sehen oder auch im lokalen Fernsehen wird das gesagt. Die Adressen im unmittelbaren Umfeld werden aufgesucht, wer dort wohnt weiß das Ordnungsamt vom Einwohnermeldamt und danach wird vorgegangen. Wird jemand nicht angetroffen, dann wird mehrmals gefragt oder im Zweifel auch die Tür aufgemacht, damit keiner dort drinnen bleiben kann.

Polizei und Feuerwehr fahren durch die Straße und rufen das ganzen nochmals per Lautsprecher aus und wenn ein Haus komplett leer ist, dann kommt daran ein Siegel. Die Siegel werden auch nochmals kontrolliert von Haus zu Haus, bevor es los geht und wenn eines gebrochen worden ist und einer ins Haus gegangen ist, der wird dann wieder heraus gezogen und abgeführt. Erst wenn das alles vorbei ist, dann darf man wieder nach Hause und die Siegel brechen und der Radius ist nicht fix, von 5 Kilometer bis 200 Meter war hier schon alles mit dabei, kommt immer darauf an was dort noch alles mit liegt.

Den Spaß hatte ich auch schon, dass ich nur meinen Sohn zur Kita gefahren habe und hinterher im Supermarkt war und dann vor einer Sperrung stand, die in der Zeit aufgebaut worden ist. Dabei ist keine halbe Stunde vergangen gewesen und dann ging auch da nichts mehr und man durfte mit dem Auto warten, bis es wieder in die Tiefgarage gefahren werden konnte die gerade noch so im Radius mit enthalten war.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^