Die Sachen von Verstorbenen nicht wegschmeißen können

vom 16.01.2015, 15:15 Uhr

Mein Opa ist ja vor einiger Zeit gestorben und ich gehe sehr oft meine Oma nun besuchen. Wenn ich bei ihr bin, dann fällt mir auf, dass sie sich überhaupt nicht von irgendwelchen Sachen trennen kann, die Opa gehört haben. Opa hatte immer eine ziemlich abgegriffene Tasse, die Oma eigentlich immer schon wegschmeißen wollte. Aber nun will sie diese nicht wegschmeißen.

Auch Klamotten im Schrank, die sie schon zu Lebzeiten von Opa immer sortieren wollte und in den Kleidersack schmeißen wollte sind im Moment ihr Heiligtum. Ihr Bett hat sie neu bezogen und das von Opa hat sie so gelassen wie es ist. Sie scheut einfach die Sachen von Opa anzufassen und zu entsorgen. Ich habe ihr auch angeboten ihr dabei zu helfen, doch das will sie nicht. Sogar Zeitungen, die Opa gelesen hat kommen nicht ins Altpapier.

Es ist jetzt auch erst ein paar Wochen her und ich denke, dass Oma einfach noch ein wenig Zeit braucht. Aber ich habe das auch bei meinem Großonkel gesehen, der nach dem Tod meiner Großtante noch nach zwei Jahren nichts aussortiert hat und es einfach nicht kann.

Wie kommt es, dass man Dinge, die man zu Lebzeiten des Toten gehasst hat und immer wegschmeißen wollte auf einmal nicht mehr entsorgen kann? Warum tut man sich das selber an und schaut immer wieder auf die Gegenstände und ist traurig?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke einfach mal, dass Trauer einfach auch etwas ist, was man zulassen muss. Ferner gehen Menschen damit auch sehr verschieden um. Die einen wollen sich von dem was noch übrig bleibt gar nicht lösen, andere werfen sofort alles raus. Ich denke, dass ist ein Prozess, der durchlebt werden muss und den man dem Trauernden auch lassen muss. Des Weiteren leben Erinnerungen durch Gegenstände auf und dies muss ja nicht nur schlecht sein. Vielleicht ist es auch manchmal die Angst, dass man diese Erinnerungen verliert, wenn man die Gegenstände nicht mehr hat.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Man mochte sich eben einen Teil der Person behalten und nichts hergeben. Es ist doch normal, dass man nach so kurzer Zeit noch nichts entsorgen kann und alles noch behalten will, weil man es selber ja noch gar nicht richtig fassen und begreifen kann. Deswegen würde ich mir aber auch wenige Sorgen machen, dass sie euch zu traurig und einsam erscheint, das ist nach so einem Verlust absolut normal, gebt ihr doch bitte Zeit.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Du kannst nicht erwarten, dass sich jemand so kurz nach dem Tod eines geliebten Menschen von dessen Sachen trennt. Auch die alte Tasche, die immer schon weg sollte, birgt nun Erinnerungen, die Oma in Gedanken durchlebt und sich fragen wird, warum der Opa so sehr an der abgegriffenen Tasche hing.

Ich nehme an, es kommt deiner Oma wie ein Verrat vor, wenn sie so kurz nach seinem Tode alles wegschmeißen würde. Du weißt nicht, was deine Oma an seinem Grab erzählt. Vielleicht sagt sie, dass sie die alte Tasche in Ehren halten will, weil er sie gern hatte und keine andere wollte.

Lass deiner Oma ihre Träume und warte ab, bis sie selbst entscheidet, was mit den Sachen werden soll. Sie kann es noch nicht und braucht Zeit dazu. Es ist ein großer Unterschied, ob jemand noch lebt und es werden seine Sachen aussortiert oder ob er verstorben ist. Es sind sozusagen für deine Oma Reliquien.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich denke, dass jeder nach dem Verlust eines geliebten Menschen anders mit deren Sachen umgeht. Ich kann nachvollziehen, dass man nicht gleich nach dem Tod der Person alle Sachen wegräumt oder aussortieren mag oder kann. Das braucht sicherlich Zeit.

Anderen mag es helfen, wenn sie die Sachen und Kleidung dann ausmisten können und weggeben. Sie beschäftigen sich so und können vielleicht auch den Tod des Menschen besser verarbeiten.Ich würde auch sagen, dass deine Oma einfach mehr Zeit braucht und man ihr diese auch geben sollte. Du kannst ja irgendwann nochmal deine Hilfe anbieten, wenn du meinst, dass deine Oma sie nun beim ausmisten annehmen würde.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Hier steht doch gar nichts über die Dauer geschrieben und von "kurz" lese ich im Eingangsthread ebenfalls nichts. Manch einer hat nach 40 Jahren noch alles so und sich von nichts getrennt und das ist dann schon alles andere als normal, wie es hier angetan wird. Denn die Leute müssen auch mit ihrer Trauer fertig werden und dazu gehört am Ende auch die Akzeptanz und wenn man in dieser Phase ist, dann trennt man sich auch von den Dingen. Steckt man immer in der ersten Phase fest und will es nicht wahr haben und das über einen langen Zeitraum, dann ist das einfach nur pathologisch und nicht "normal".

Von daher wäre es viel interessanter und wichtiger zu erfahren, wann der Großvater gestorben ist und wie lange das schon geht. Denn eine Vermieterin von mir hat über 40 Jahre alles so gelassen, wie ihr Mann gestorben ist. Als sie gestorben ist ist das ganze Zeug dann das erste mal entsorgt worden und auch die Zimmer von ihrem Mann durften da das erste mal betreten werden. Wie das ausgesehen hat, wollt ihr euch gar nicht vorstellen und war auch einer der Gründe mit dafür, warum das Haus am Ende abgerissen werden musste da niemals gelüftet wurde und durch das alte Zeug was da stand, sich der Schimmel durch die kompletten Hauswände gezogen hatte, dass nichts mehr zu retten war. Oder wollt ihr hier auch das Argument anführen, dass 40 Jahre erst "kurz" sind und das noch normal ist?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


MissMarple hat geschrieben:Es ist jetzt auch erst ein paar Wochen her und ich denke, dass Oma einfach noch ein wenig Zeit braucht. Aber ich habe das auch bei meinem Großonkel gesehen, der nach dem Tod meiner Großtante noch nach zwei Jahren nichts aussortiert hat und es einfach nicht kann.

Ganz ehrlich? Ich finde es nicht besonders lang, wenn man die Sachen von einem Verstorbenen für einige Wochen, Monate oder auch für zwei Jahre liegen lässt. Ich finde es auch richtig pietätlos und frech, dass du deiner trauernden Großmutter zur Hand gehen willst und das ganze Zeug von ihrem verstorbenen Mann entsorgen möchtest.

Einige Menschen brauchen in der Trauer mehr Zeit und ich finde es ziemlich fies, wenn du dich da so aufspielst und dich da einmischst. Deine arme Großmutter hat einen heftigen Schicksalsschlag zu verarbeiten, das Ausmisten von der Wohnung ist da doch mehr als nebensächlich. Ich würde so ein Verhalten auch nicht zulassen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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