Unaufgeräumtes Arbeitszimmer für ein Interview nutzen?

vom 27.05.2015, 23:11 Uhr

Ich schaue mir im Fernsehen ab und an gerne Dokumentationen an und normalerweise wird dort auch immer geachtet, dass man einen aufgeräumten Hintergrund hat, wenn mit jemandem ein Interview führt. Das ist aber nicht immer so. Neulich habe ich ein Interview verfolgt und der entsprechende Experte wurde in seinem Arbeitszimmer gezeigt. Vor ihm auf dem Schreibtisch lagen vier Berge mit Papier und im Hintergrund konnte man noch mehr davon sehen.

Sein Arbeitsplatz sah dadurch generell wirklich sehr unordentlich aus und ich konnte mir nicht vorstellen, wie der Mann in den Sachen noch etwas finden möchte. Das ist auch nicht gerade fördernd, was seine Seriosität angeht, wenn man mich fragt. Ich würde zumindest nicht unbedingt jemanden engagieren wollen, dessen Arbeitszimmer so aussieht. Es gehört für mich schon irgendwie dazu, dass man als halbwegs intelligenter Mensch auch weiß, wie man seine Sachen ordnet und das Zimmer vernünftig gestaltet.

Wie findet ihr es, wenn jemand in einem Interview ein solches Arbeitszimmer präsentiert? Findet ihr die Person dadurch unseriöser oder ändert das nicht an eurer Meinung?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Grundsätzlich gebe ich dir Recht, dass ich persönlich für ein Interview meine Wohnung, wie auch speziell den Raum, in dem das Interview stattfinden wird, ordentlich herzurichten. Jedoch hatte ich bei der Überschrift dieses Themas erwartet, dass der sogenannte Experte im absoluten Chaos - einem Messie gleich - vor sich her vegetiert und war auf Einiges gefasst.

Nun habe ich die Sendung nicht gesehen und stelle mir aufrund deiner Schilderung einen Schreibtisch vor auf dem vier Papierstapel vorzufinden sind. Diese sind womöglich schon nach bestimmten Kriterien vorsortiert, sodass der genannte Experte vielleicht doch weiß, wie er in dem scheinbaren "Chaos" ohne weitere Schwierigkeiten oder Zeitverzögerungen seine Arbeit fortsetzen kann. Schließlich handelt es sich ja in erster Linie um seinen Arbeitsplatz und wenn er einen Überblick oder auch eine gewisse Struktur in seiner Ablage hat, dann sei es ihm gegönnt.

Natürlich weiß ich jetzt nicht, wie hoch diese Stapel waren und ob es den Anschein eines bereits kritischen Bergs von unüberwindbarer Arbeit erweckte oder sich in einem gewissen Rahmen - abhängig davon was genau seine berufliche Tätigkeit ist und inwiefern diese Stapel eventuell vielseitige Konzepte aufwiesen, welche vielleicht viel Platz einnahmen aber an sich vielleicht "nur" zehn bis zwanzig verschiedene Exemplare darstellten, welche demnächst durchgesehen werden müssten.

Mehr oder minder ordentliche zusammen gestellte Stapel auf einem Schreibtisch müssen noch längst keine Unordnung symbolisieren. Und wenn der Experte sämtlichen Papierkram nur für das Interview aus dem Bild geräumt hätte und dann alles mal eben schnell ohne jegliches Konzept in eine Kiste zusammen geworfen hätte, hätte der Zuschauer womöglich einen akkuraten Zustand des Arbeitsplatzes wahrgenommen und das Ansehen jener Person wäre vielleicht in dessen Augen gestiegen. Doch anschließend hätte der sogenannte Experte einen erheblichen Mehraufwand leisten müssen, um sich durch seinen neu kreierten Papierdschungel zu kämpfen, bevor er wieder zur Tagesordnung zurück kehren könnte. - Und dies alles für ein - sagen wir mal - fünfzehn-minütiges Interview? Meinst du das hätte sich tatsächlich für ihn gelohnt?

Da ich auch im Büro arbeite und mein Schreibtisch während meiner Arbeitszeit nicht selten einem Schlachtfeld gleicht, weil mir stets irgendwelche Dokumente und Arbeitsanweisungen immer wieder zwischendurch zufliegen, will ich meinen, dass ich mir die oben erwähnte Situation nicht fremd vorkommt. Immerhin fallen dort Späne, wo gehobelt wird und diese werden nicht alle paar Minuten weggeräumt, sondern zum Ende des Arbeitstages oder der Gesamtaufgabe. Zu meinem Feierabend sortiere ich alle Unterlagen, die sich auf meinem Tisch befinden nach Prioritäten für den kommenden Tag vor und hinterlasse einen ordentlich wirkenden Schreibtisch.

Doch sobald ich am nächsten Morgen mit meiner Arbeit beginne, verteile ich die ein oder anderen Aufgaben stapelweise nach Kategorie auf meinem Schreibtisch, um mir eine Übersicht zu verschaffen, was noch alles anliegt. Dies tue ich auch, weil ich bei manchen Angelegenheiten noch auf Rückmeldungen warte oder entweder per Mail, Anruf oder durch einen Mitarbeiter der im Laufe des Tages in mein Büro kommen sollte. Um also die entsprechenden Unterlagen sowohl im Visier, als auch schnellstmöglich griffbereit zu haben, bereite ich sie schon einmal vor.

Vermutlich würde niemand anderer durch meine Systematik durchsteigen, da ich da sicherlich ganz eigene Ideen habe, wie ich mich effizient organisiere. Aber ich pflege gerne zu sagen: "das Genie überblickt das Chaos" :wink:

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich habe gegen ein wenig "kreatives Chaos" überhaupt nichts einzuwenden, zumal wie der User vor mir schon sagte, jeder sein eigenes Ordnungssystem hatte bei dem er am Besten durchsteigt. Was andere Menschen als absolutes Chaos bezeichnen, ist meistens nach meiner eigenen Logik sortiert und ich komme damit sehr gut zurecht.

Ich finde es gar nicht so schlimm, wenn einige Stapel da herumliegen und der Schreibtisch etwas unordentlich ist. Wichtig ist mir nur, dass eben keine verschimmelten Lebensmittel oder toten Tiere da herumliegen und das ganze Arbeitszimmer einer Messi-Wohnung mit Dreck und allem gleicht. Ansonsten ist es doch egal, ob da ein paar Stapel Papiere etwas unordentlich herum stehen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



In unserem Ort gibt es zahlreiche Professoren, die auch mit Zettelstapeln arbeiten. Man kommt also ins Zimmer und sieht den Professor sitzen und vor ihm Stapel. Man möchte meinen, dass da niemand etwas finden kann, aber tatsächlich wird bei Bedarf genau der passende Zettel zu Tage gefördert. Kreatives Chaos ist durchaus zu durchblicken, auf meinem Schreibtisch sieht es auch nicht anders aus.

Ich finde. dass das keinesfalls unseriös wirkt oder man dadurch ein schlechtes Bild von der Person bekommt. Jeder muss doch selber mit seinem Schreibtisch auskommen und wenn er das passende Papier findet, ist es doch in Ordnung. Alles für ein Interview zu verändern und letztendlich nichts mehr zu finden finde ich auch nicht richtig.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Die Frage ist, ob man das Interview auch wirklich im Arbeitszimmer machen muss oder ob ein neutraler Hintergrund nicht ausreicht. Wenn das Arbeitszimmer wirklich unaufgeräumt ist, dann würde ich auch kein Interview darin führen. Wenn es aber aufgrund der Papiermenge für Außenstehende einfach nur unordentlich aussieht, dann ist es etwas anderes und akzeptabel.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich finde es auch nicht gerade förderlich, wenn während des Interviews das Zimmer chaotisch aussieht. Denn was sagt das wohl über diese interviewte Person aus? Dass sie chaotisch und unordentlich ist und wahrscheinlich auch gar keine Kontrolle über das Chaos hat, da aber auch nicht gerade viel Wert darauf legt.

Ich möchte zumindest niemanden einstellen, der mir so etwas vermittelt und seinen Arbeitsplatz nicht unter Kontrolle hat. Das wirkt sich nicht gut auf sein Image aus.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Auf mich wirkt ein sauberes und aufgeräumtes Arbeitszimmer eher abschreckend, wenn sich dort nichts auf dem Schreibtisch befindet und auch ansonsten nichts zu sehen ist, dass dort auch gearbeitet wird. Da kommt mir dann eher das Bild einer Kulisse die künstlich geschaffen worden ist, eher in das Auge und ich finde das sogar eher negativ da in meinen Augen da nicht gearbeitet wird, wenn es sauber ist und alles fein säuberlich geordnet, die Stifte noch ausgerichtet und was weiß ich alles.

Ich mag es lieber, wenn dort auch zu sehen ist, dass man auch da arbeitet und so sieht es bei mir auch aus. Ich räume auch nicht auf wenn ich hier ein Interview gebe oder auch eine Videokonferenz habe bei der man den Hintergrund dann mit sieht. Hier stehen auch die Stapel an Ordnern und Papier herum, ich weiß wo etwas liegt und kann damit auch arbeiten. Würde ich hier nun alles aufräumen und einsortieren, dann würde im Endeffekt nichts mehr finden und mir auch selbst im Weg stehen. Denn warum sollte ich die Dinge immer fein säuberlich in den Schrank stellen, wenn ich sie keine 5 Minuten später dann ohnehin wieder brauche?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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