Wann andere Menschen besser nicht auf Fehler hinweisen?

vom 29.10.2016, 00:54 Uhr

Diese Woche in der Uni hatte ein Dozent einen Fehler gemacht, der mir so gar nicht aufgefallen wäre, wenn ich ehrlich bin. Er erzählte irgendetwas über einen Ort und nannte dann auch eine Region, wobei dann ein Kommilitone meinte, dass der besagte Ort ja gar nicht in der Region liege.

Der Dozent stimmte ihm dann auch direkt zu und bedankte sich dafür, dass der Kommilitone ihn berichtigt hatte. Meine Freundin flüsterte mir aber zu, dass sie lieber nichts gesagt hätte, aus Angst, dann bei dem Dozenten quasi unten durch zu sein.

Weist ihr andere Menschen immer auf Fehler hin oder achtet ihr auch immer darauf, wann es angebracht ist und wann nicht? Wie hättet ihr in dem Beispiel reagiert? Wann ist es wirklich besser, lieber nichts zu sagen, auch wenn man weiß, dass jemand falsch liegt?

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Bei einem Lehrer oder auch Dozenten Fehler zu verbessern sollte immer erlaubt sein, und ich denke, dass man bei einem guten Lehrer damit dann auch nicht unten durch ist. Mein Mathelehrer in der Oberstufe sagte uns sogar oft genug, dass es immer gut sein kann, dass er da einen Fehler eingebaut hat, und wir dann etwas sagen sollen, mein Deutschlehrer scherzte dann immer, das sei ein Test gewesen, ob wir es mitbekommen. Beide haben es dann verbessert, und übel genommen wurde das nicht.

Andererseits hatte ich auch mal eine Lateinlehrerin, die durchaus Wortbedeutungen aus dem Stowasser einfach als "Tippfehler" abgetan hat, und uns dann gesagt, wie es denn "richtig" ist. Da hat Verbessern eben auch nichts geholfen, und in solchen Fällen hält man als Schüler dann auch lieber den Mund, um dem Lehrer nicht unsympathisch zu werden.

Generell finde ich, dass es eigentlich immer auch legitim ist, andere auf Fehler hinzuweisen, denn wie soll man sich sonst verbessern? Gerade, wenn man anderen etwas beizubringen versucht, sollte es ja gewünscht sein, dass diese es auch richtig lernen. Wenn man allerdings in der Position quasi "unter" dem Fehlermacher steht und weiß, dass man sich ihm dadurch sehr unsympathisch macht, kann ich es durchaus verstehen, wenn man lieber nicht korrigiert.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Warum sollte man nicht auf Fehler hinweisen dürfen? Niemand ist unfehlbar und macht Fehler. Werden diese nicht korrigiert und nicht berichtigt, dann wird auch fehlerhaftes Wissen weiter gegeben. Als einfaches Beispiel. In der Schule wird behauptet, dass 1+1 5 ergibt. Niemand weist auf diesen Fehler hin und bemerkt das. Die Schüler kommen damit durch, geben ihr Wissen weiter und somit verbreitet sich dieser Fehler im Wissen wenn niemand den Mund aufmacht und sie korrigiert.

Damit ist es doch klar, dass überall wo Fakten und Tatsachen herrschen die Fehler korrigiert werden müssen, da ansonsten fehlerhaftes und falsches Wissen weiter vermittelt wird. Überall da, wo es nur um eine persönliche Meinung geht und man diese nicht teilt und als falsch ansieht, kann man auch mal seinen Mund halten. Sobald aber versucht wird das als Wissen zu verkaufen, dann hat man auch dort seinen Einwand zu erheben und das zu korrigieren.

Auch wenn manche Menschen sich für unfehlbar halten und abstreiten einen Fehler begangen zu haben ist es wichtig seinen Mund aufzumachen. Gerade bei Lehrern, denn dort wird der Fehler direkt 30 Leuten aufgetischt und nicht jeder erkennt es als Fehler, eignet sich das Wissen an und verbreitet es weiter. Auch wenn der Lehrer damit nicht zurecht kommt, ist diese Korrektur zum wohle der Allgemeinheit und wer so etwas persönlich nimmt, der hat ohnehin ein Problem mit der Kritikfähigkeit in seinem Leben und sollte dringend daran arbeiten diese auszubauen.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Gerade bei Dozenten würde ich schon auf Fehler hinweisen. Sorae hat die Kettenreaktion schön erläutert. Besser man korrigiert einen Dozenten bevor alle anderen Studenten, die bei ihm im Unterricht sitzen, das dann falsch beigebracht bekommen und es hinterher vielleicht sogar falsch im Berufsleben anwenden. Das ist doch auch blöd. Da hätte man das doch so leicht korrigieren können und nur weil man den Dozenten korrigiert hat, wird er einen noch lange nicht durchfallen lassen.

Ich würde Menschen dann nicht auf Fehler hinweisen, wenn mir mein Instinkt sagt, dass ich mir sonst ins eigene Fleisch schneiden würde ,wenn ich das tue. Beispielsweise immer dann, wenn das Zeitgenossen sind, mit denen nicht gut Kirschen essen ist und man ist von ihnen abhängig. Dazu zähle ich zum Beispiel die Behörden und die ganze Bürokratie. Oft sind Prozesse so dermaßen intransparent, sodass man nie weiß, warum man bestimmte Sachen bewilligt bekommt und warum nicht.

Wenn es also darum gehen würde, dass ich Geld bekomme und ich merke, dass der Sachbearbeiter ein ziemlicher Misanthrop ist und null Empathie hat, dann würde ich ihn bestimmt nicht auf Fehler hinweisen, weil ich da schon mal schlechte Erfahrungen gemacht habe und mir hinterher das Geld unrechtmäßig gekürzt worden ist. Da kann man dann auch nichts machen, wenn die andere Person am längeren Hebel sitzt und man von ihr und ihren Launen abhängig ist.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es auch richtig, dass man eine Lehrperson auf Fehler hinweist. Immerhin würde er es ansonsten vielleicht nicht merken und den Schülern oder Studenten den Fehler weiterhin vermitteln. Ich denke, dass ein guter Lehrer oder Dozent auch damit umgehen kann. Was bringt es denn, wenn er etwas falsches unterrichtet?

Ich kenne auch einige Schüler, die es sich regelrecht zur Aufgabe gemacht hatten, nach möglichen Fehlern des Lehrers Ausschau zu halten und dann eine Diskussion begonnen haben, wenn sie denn meinten einen gefunden zu haben. Manche Lehrer fanden das dann auch immer ganz amüsant.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich bin nicht der Meinung, dass man seine Mitmenschen immer und unter allen Umständen darauf aufmerksam machen soll, dass sie etwas Falsches gesagt haben. Oft genug erscheint man dann nämlich wirklich wichtigtuerisch und "siebengescheit", wie man in Bayern sagt, aber letzten Endes kommt es auch hier auf den Kontext, den Gesprächspartner und die Art der Korrektur an.

Wenn beispielsweise ein Student in der Vorlesung den Dozenten herablassend darauf hinweist, dass Ort X seit der Gebietsreform von 1972 nicht mehr im Landkreis Y läge, das Thema der Vorlesung sich aber mit der Gesteinsbeschaffenheit in der Gegend befasst, ist es in meinen Augen unklug und unnötig, hier ein Fass aufzumachen und vom Thema abzukommen.

Manche Leute sind auch dafür bekannt, nicht zuhören zu können oder sich immer gleich persönlich angegriffen zu fühlen. Diese Zeitgenossen können meinetwegen brabbeln, was sie wollen, ich werde den Teufel tun und ihre Bildungslücken schließen. Das ist ja auch nicht mein Job. Statt dessen mache ich mir nur eine geistige Notiz, kein Wort von dem ernst zu nehmen, was diese Leute sagen. Aber belehren muss ich sie nun wirklich nicht.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Kommt drauf an. Einer Freundin von mir ging es wirklich sehr schlecht und sie war auch am Weinen, wobei sie sich beim Sprechen ständig verhaspelt hat und auch mehrmals eine falsche Grammatik angewendet hat. Sie war wirklich aufgelöst gewesen und hat nicht einmal den Satzbau richtig zustande gebracht. In so einer Situation muss man wirklich nicht den Oberlehrer spielen und alles korrigieren. In solchen Fällen geht es eher darum, dass man den Inhalt versteht.

Benutzeravatar

» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das kommt darauf an, ob es einem etwas ausmacht, dass einen das Gegenüber im Zweifelsfall für eine neunmalkluge Alleswisserin hält oder nicht. Nicht jeder, ich würde sogar sagen, die wenigsten wissen es zu schätzen, wenn ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Bildungslücken im Gespräch korrigiert werden, da es ja meistens auf ganz andere Inhalte ankommt als darauf, ob Wale Säugetiere sind oder ob Wunsiedel im Fichtelgebirge liegt oder was auch immer.

Meiner Erfahrung als neunmalkluger Alleswisserin ist es jedenfalls geschuldet, dass ich nunmehr nur noch im Extremfall Leute auf falsche Fakten oder Wissenslücken hinweise. Eigentlich kann es mir ja sowieso egal sein, ob jemand die Hauptstadt von Spanien kennt, und ich finde es unabhängig davon, ob die Korrektur gerechtfertigt ist, oft schon reichlich wichtigtuerisch und anmaßend, wenn jemand in einem Gespräch mit "Bielefeld gibt es übrigens gar nicht!" oder "Tolkien wurde gar nicht in England geboren!" dazwischengrätscht und sich dann noch beifallheischend umschaut.

Kurz gesagt, es kommt in meinen Augen darauf an, was einem im Einzelfall wichtiger ist: Recht zu bekommen oder von den Leuten halbwegs gemocht zu werden. Und bei einem Dozenten oder der Chefin ist es schon strategisch klüger, halbwegs gemocht zu werden. Bei irgendeinem dahergelaufenen Trottel auf einer Familienfeier oder ähnlichem kann man ja den Oberlehrer heraushängen lassen, was zugegebenermaßen auch manchmal Spaß macht. Aber allgemein halte ich mich lieber zurück, da ich es umgekehrt auch nicht immer zu schätzen weiß, wenn man mich korrigiert, besonders wenn es sich nicht um Familie oder Freunde handelt.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ob ich einen Menschen auf einen Fehler hinweise oder nicht, mach ich von der Person abhängig und die Art und Weise wie sie sich gibt. Man merkt ja schon, ob man mit einem Menschen zivilisert reden kann oder nicht. Ist es also ein Mensch, der sich schon als kritikunfähig zeigt und grundsätzlich überhaupt kein Interesse hat bzw. alles was er sagt als Recht sieht, dann würde ich nichts sagen. Besonders nicht, wenn es ein Dozent ist. Denn die sehen das dann auch nicht ein, wenn sie falsch liegen bzw. man macht sich unnötigen Stress.

Auch kommt es auf das Thema an. Einen Versprecher oder kleinere - insoweit unbedeutende - Fehler würde ich wohl auch nicht unbedingt korrigieren. Ich hab da auch schon schlechte Erfahrung gemacht, dass man mir Besserwisserei vorgeworfen hat. Auch bei Korrektur von Grammatik und Satzbau. Man gilt schnell als kleinlich, wenn man winzigere Details oder Ungenauigkeiten korrigiert.

Bei größeren Sachen ist das was anderes. Gerade bei relevantem Lernstoff oder wo es um die Richtigkeit der Details (bei Bewerbungen zum Beispiel), da würde ich in jedem Fall korrigieren. Wie schon gesagt wurde im schlimmsten Fall hat das Folgen für alle Beteiligten, wenn man nicht korrigiert. Klar kann man trotzdem als Besserwisser eingestuft werden, aber was das ist mir lieber als das mehrere Personen negative Folgen erwarten, wenn ich es nicht tue.

Der Kontext ist also somit auch entscheidend. Natürlich sollte man sowas wie Kritik oder Korrekturen immer diplomatisch anbringen. Eine weitere Lehre ist nämlich, dass der Ton die Musik macht. Wenn du einem Dozenten natürlich auf herablassende Weise begegnest, dann kann sich das auch negativ auswirken. Die meisten Menschen jedenfalls reagieren nicht so schlimm, wenn man mit ihnen diplomatisch begegnet.

Allgemein muss ich aber sagen, dass ich bei Dozenten bzw. Lehrende niemals die Erfahrung gemacht habe, dass eine Korrektur an sich unerwünscht ist. Mir ist dies bisher nur im normalen Umfeld passiert. Kritik hört halt niemand gern.

» *-Mimi0971-* » Beiträge: 25 » Talkpoints: 18,95 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^