Erwartungen herunterschrauben, um nicht enttäuscht zu werden

vom 16.07.2017, 01:28 Uhr

Ich bin immer sehr skeptisch und misstrauisch, wobei bei mir auch immer die Angst mitschwingt, enttäuscht zu werden. Das ist nicht unbedingt nur in Bezug auf Personen so, sondern bei vielem. Ich habe einfach nicht mehr so hohe Erwartungen an Urlaube, Essen oder Aktivitäten und mache mir da auch nicht mehr so viele Gedanken darüber. Im Endeffekt ist es dann meistens natürlich viel besser, als ich gedacht habe und ich freue mich.

Früher hatte ich immer sehr hohe Erwartungen und habe mir extrem viele Gedanken über bevorstehende Urlaube oder Aktivitäten gemacht. Meine Erwartungen wurden dann selten so erfüllt, weil sie eben so hoch waren. Im Endeffekt war ich dann enttäuscht. Das will ich nun wohl vermeiden.

Macht ihr es auch selbst so, dass ihr eure Erwartungen gerne herunterschraubt, um nicht enttäuscht zu werden? In Bezug auf was macht ihr das? Und funktioniert das bei euch oder seid ihr dann trotzdem immer sehr enttäuscht, wenn etwas doch ganz anders ist, als ihr gedacht habt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Bei mir kommt es immer darauf an, worum es sich handelt. Bei manchen Dingen habe ich auch von vornherein keine hohen Erwartungen und lasse mich dann gerne vom Gegenteil überzeugen. Aber wenn man seine Erwartungen herunter schraubt, dann wird man auch sicherlich weniger enttäuscht.

Aber bei Dingen auf die man sich schon lange freut, ist das sicherlich eher schwierig. Man malt sich da ja auch eigentlich schon automatisch aus, wie es werden könnte. Da hat man ja schon meist ein gewisses Maß an Vorfreude und ist dann unter Umständen doch enttäuscht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich finde es sehr, sehr schwer, mich von Erwartungen zu distanzieren und meine Ansprüche zu senken. Das kann man sich zwar rein rational einreden und sich sagen, dass man nicht so viel erwarten darf usw. Aber irgendwo überlebt die ersehnte Erwartung alle rationalen Argumentationen.

Beispielsweise habe ich oft eine gewisse Erwartung, wie sich andere verhalten sollten. Wenn ich jemandem eine Mail schreibe, dann habe ich eine gewisse Erwartung, was ich mir als Antwort erhoffe und wenn ich eine Frage stelle, weiß ich, was ich gerne hören würde und wenn das nicht erfüllt wird, ist es schon irgendwo deprimierend.

Ich denke dabei auch, dass ich vermutlich immer zu hohe Erwartungen habe, aber mir ist es bisher nicht gelungen, diese abzuändern. Ich kann es akzeptieren, wenn die dann nicht erfüllt werden, das beschäftigt mich dann nicht bis in alle Ewigkeit, aber ich bin schon immer wieder etwas vor den Kopf gestoßen, wenn die Erwartungen sich zu Enttäuschung wandeln.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir aus meinem Leben eigentlich gar kein Beispiel ein, bei dem ich Erwartungen aktiv herunterfahren musste, um mich selber vor Enttäuschungen zu schützen. Als Kind und Jugendlicher ist es mir öfter passiert, dass ich mich wunder wie auf einen Ausflug oder was auch immer gefreut habe und dann enttäuscht war, weil es doch gar nicht so toll war. Aber das ist schon so lange her, dass ich mich an das Gefühl gar nicht mehr genau erinnern kann.

Mittlerweile bin ich entweder vom Leben abgestumpft oder ich habe genug Lebenserfahrung gesammelt, dass es mich nicht mehr vom Hocker haut, wenn ein Urlaub oder sonst ein lang geplantes und ersehntes Erlebnis doch nicht so umwerfend wird, wie ich es mir ausgemalt habe. Meistens lasse ich mich mittlerweile überraschen und nehme kleinere Abstriche achselzuckend hin. Schließlich weiß ich, dass auch das tollste Urlaubsziel nie so toll sein wird wie im Reiseführer, da auch dort nur Menschen leben, oder dass Musiker und Künstler auch mal einen schlechteren Tag haben, aber deswegen bin ich definitiv nicht (oder nur sehr vorübergehend) enttäuscht.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Aber sind wir mal ehrlich, was bringt es dir dann noch? Für mich hört sich das schon eher danach an, dass man vom schlechtesten ausgeht damit man nicht noch weiter enttäuscht wird und es kann dann ja nur besser werden. Diese Grundeinstellung wäre für mich nichts was ich anstreben würde, denn dann wäre ich doch eher pessimistisch eingestellt und könnte mich auch weniger an manchen Dingen erfreuen, wenn ich immer vom schlechten ausgehe und meine Erwartungen so niedrig halte, dass sie nur übertroffen werden könnten.

Sprich ich halte mich am liebsten im oberen Mittelfeld auf mit meinen Erwartungen und meinen Wünschen. Aber ich achte auch von Anfang an darauf, ob das ganze in Erfüllung gehen kann oder nicht. Sprich ich träume hier nicht von einem Luxusleben in einem 30 Zimmer Haus am Arsch der Welt mit Personal welches alles für mich etwas macht, weil das utopisch ist und die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass das jemals in Erfüllung gehen würde. Aber ein Haus mit Garten ist und war machbar, damit meine Erwartungen dann auch erfüllt in jeder Hinsicht und damit die Bestätigung bekommen auf die ich lange hin gearbeitet habe.

Klar kann ich es nun auch niedriger ansetzen und mir nur eine Hundehütte wünschen und wenn es dann doch das Haus wird, mich noch mehr freuen. Aber davon habe ich dann nicht so lange etwas, als wenn die Erwartung die ich mir vorher gesetzt habe dann auch erfüllt wird. Das was spontan mehr oder weniger wird, das ist nicht so lange im Gedächtnis als wenn es von langer Hand geplant und vorbereitet war, und sich dann auch nur in diesem Umfang erfüllt hat.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Mit der Erwartungshaltung ist das so eine Sache. Ich versteh schon, dass man nicht enttäuscht werden möchte. Das ist normal. Niemand möchte verletzt werden. Andererseits aber kann man sich wirklich so ‚einreden‘ bzw. zwingen die Erwartungen runter zu schrauben? Das bezweifle ich nämlich, weil das bedeutet man müsste sein Unterbewusstsein austricksen. Man kann von der Vernunft her zwar sagen, dass man besser keine zu hohen Erwartungen haben sollte. Aber heimlich hat man sie doch.

Ich sehe aber auch, abgesehen von der Ausführung der Methode, noch andere Probleme. Sagen wir mal es gelingt wirklich seine Erwartungshaltung niedrig zu halten: Das hieße ja auch, dass man sich nur mit dem mindesten zufrieden würde. Und ob das erstrebenswert ist? Ich von meiner Seite aus, möchte mich nicht nur mit dem wenigsten zufriedengeben.

Bei mir ist es so, dass ich nicht grundsätzlich pessimistisch bin. Ich bin Optimistin, sprich ich versuche stets mein bestes und gehe soweit es geht vom positiven aus. Gerade bei Prüfungen etc. finde ich, dass es wichtig ist sich nicht kleiner zu machen als man ist. Aber ich betrachte das auch mit einer gewissen Portion Realismus.

Sprich ich habe nicht zu überstiegene Ansprüche. So ist es nicht mein oberstes Ziel bei einer Prüfung mindestens eine 1.0 zu kriegen, sondern ich sag mir das wichtigste ist erstmal zu bestehen und dass Ziel der Note im Mittelfeld ansiedle, weil das meistens auf jeden Fall machbar ist. Ich gebe mein bestes und wenn es halt für eine bessere Note reicht, umso schöner. Das wäre für mich aber ein Bonus.

Ein bisschen Anspruch muss man schon an den Tag legen finde ich, um sich einerseits nicht mit weniger zufrieden zu geben und vor allem auch um der eigenen Erfahrung willen. Ich glaube fest daran, dass die Erwartungshaltung und Einstellung, die man an den Tag legt, die Situation auch maßgeblich beeinflusst und damit auch quasi eine „selbsterfüllende Prophezeiung“ inszeniert.

Sprich wenn man sich sagt etwas wird nicht gut, dann wird es das meistens auch nicht. Mit den Ansprüchen ist es ähnlich würde ich mal sagen. Realistische Ansprüche helfen auf jeden Fall um nicht enttäuscht zu werden und bewahrt auf der anderen Seite auch, dass man sich unter Wert verkauft.

» *-Mimi0971-* » Beiträge: 25 » Talkpoints: 18,95 »


Manchmal kann man sich mit so einer Einstellung aber sicherlich sehr blockieren, wenn man die Erwartungen immer herunterschraubt, beispielsweise auch mit einer 3 zufrieden ist obwohl man auch eine 1 hätte bekommen können, dann versaut man sich doch einiges und ist immer mit dem Mittelmaß zufrieden. Ich denke, dass man schon Träume und Erwartungen haben muss, die man schaffen kann, aber wofür man auch arbeiten sollte.

Auf einen Urlaub bezogen kann man sich vorher informieren und sich überlegen, was man machen möchte. Da kann man seine Erwartungen schon dem anpassen, was machbar ist. Immer nur vom schlechtesten Fall auszugehen finde ich nicht gut.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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