Durch das Fernsehen ein besserer Mensch werden wollen?

Ich habe vorhin einen Werbespot gesehen, der die US-Serie "This is us" beworben hat. Unter anderem hat ein Darsteller gemeint, dass das Fernsehen dazu da wäre, mehr über sein eigenes Leben zu erfahren und immer, wenn er Fernsehen würde, würde ihn das eben inspirieren, ein besserer Mensch werden zu wollen.

Wenn ich solche Spots sehe, bin ich immer wieder erstaunt, wie viel Schwachsinn sich Werbe-Fritzen ausdenken können, um das eigene Produkt anzupreisen. Ich hatte noch nie eine Situation, wo ich im Fernsehen etwas gesehen habe und mir direkt vorgenommen habe, ein besserer Mensch zu sein und in bestimmten Situation so oder so zu agieren bzw. reagieren.

Ich neige höchstens dazu, den Fernseher dann auszumachen, gerade wenn H4-TV läuft. Geht es euch manchmal so, dass ihr etwas im Fernsehen seht und dann mehr über euch und euer Leben lernt bzw. ein besserer Mensch werden wollt? Oder haltet ihr das für Schwachsinn?

So schwachsinnig finde ich das gar nicht. Es kommt natürlich darauf an, was man anschaut. Bei Hartz-IV-Fernsehsendungen stellt sich bei mir auch höchstens der Effekt ein, dass ich nie wieder auch nur eine Sekunde meiner Lebenszeit mit dem Mist verbringen will. Das macht einen aber vielleicht auch zu einem besseren Menschen.

Aber am anderen Ende des Spektrums gibt es doch durchaus Filme und Serien, die einen zum Nachdenken bringen. Immerhin begleitet man die Charaktere durch ihr Leben oder durch eine besondere Situation. Man sieht, wie sie sich dadurch verändert haben, was sie falsch gemacht haben, womit sie letztlich glücklich geworden sind.

Ja, es sind nur Schauspieler, die irgendwelche Rollen spielen. Aber manchmal basiert es auf wahren Begebenheiten und die Person gab es wirklich. Aber auch Fiktion kann einen doch nachdenken lassen und inspirieren.

Ich bin wirklich kein sehr nachdenklicher Mensch. Wenn ich mir solche Filme oder Serien ansehe, denke ich nicht gezielt darüber nach, was ich in der Situation gemacht hätte. Ich mache dann auch nicht den Fernseher aus und krempel mein Leben um. Aber gute Filme können eine winzige Spur hinterlassen.

Und wenn man nun der nachdenkliche Typ ist oder eben gerne sehr inspirierende Filme sieht und nicht auf Hartz-IV-TV steht, dann kann man schon zu so einer Aussage kommen, finde ich. Fernsehen ist eben nicht gleich Fernsehen. Und wenn man generell bemüht ist, ein besserer Mensch werden zu wollen, kann man sich überall Inspiration dafür holen.

Manchmal ist Fernsehen oder irgendwelche Filme durchaus ein Anreiz mal nachzudenken. So sieht man zum Beispiel einen besonders hilfreichen Menschen, dann denkt man vielleicht darüber nach ob man das auch so machen würde oder in gewissen Situationen, die man als Handlung sieht. Natürlich ist das meiste frei erfunden, aber man kann ja durchaus auch über Dinge nachdenken, die man sieht, schlimm ist das nicht.

Ich schaue nicht (mehr) sonderlich viel fern, weil mich die meisten Sendungen mittlerweile schlicht langweilen. Und wenn ich die Glotze einschalte, dann geschieht das auch nicht immer nur, um mich spirituell erwecken oder auf menschlicher Ebene fortbilden zu lassen. Oft genug lasse ich mich einfach nur berieseln und schaue Sport oder irgendeine Tiersendung.

Aber ich bin andererseits auch durchaus der Meinung, dass jede Art von Medien auch Einfluss auf die Psyche der Zuschauer haben kann. Beim Fernsehen würde ich sagen, dass das meiste vor allem zur Verdummung führt oder im Fall von Nachrichtensendungen und manchen Reportagen unglücklich macht, weil man alles Elend der Welt ins Wohnzimmer geliefert bekommt, ohne etwas dagegen tun zu können.

Aber hin und wieder finde ich durchaus, dass man über eine Sendung stolpern kann, die einen zum Nachdenken bringt und, wie Bienenkönigin auch meint, zumindest in eine bestimmte Richtung schubst. Natürlich wird kaum jemand die Glotze ausschalten und nach Norwegen auswandern, nur weil die Fjorde dort so toll ausgesehen haben, aber Fernsehen kann die Zuschauer auch durchaus dazu bringen, ihr Leben zu überdenken und sich beispielsweise zu fragen, welche Werte man hat und ob man überhaupt so lebt, wie man will.

Gerade beispielsweise Forscher und Naturschützer, die ihr ganzes Leben vielleicht dem Schutz des Feldhamsters oder der Restaurierung von Mumien gewidmet haben, lösen bei mir durchaus Bewunderung aus und den Wunsch, meine Arbeit auch so gut und gerne zu machen wie diese Leute. Das allein macht mich bestimmt nicht zu einem besseren Menschen, aber es spornt mich an, weiter an mir zu arbeiten.