Was läuft falsch, wenn ganze Familie Suchtkrank ist?

vom 14.07.2017, 11:53 Uhr

Aktuell hört man immer wieder etwas über die Familie von Demi Moore und zwar sollen alle 4 Kinder ebenfalls schon Suchtkrank gewesen sein. Demi Moore war wohl selbst auch Jahrelang Alkohol abhängig. Durch die Eltern sollen ihre Kinder die Sucht vor gelebt bekommen haben und dies dann irgendwann so übernommen haben.

Ich habe etwas ähnliches bei einer Freundin beobachten können, deren Vater geraucht hat. Sie hat dann auch ebenfalls schon früh angefangen zu rauchen und das auch bis heute beibehalten. Ich denke daher durchaus, dass sich Kinder solche Süchte von ihren Eltern ab schauen und auch übernehmen.

Wie erklärt ihr euch, dass eine ganze Familie Suchtkrank ist? Meint ihr, dass in der Familie etwas völlig schief läuft? Oder ist es normal, dass sich Kinder so etwas von den Eltern ab schauen und übernehmen? Habt ihr da schon etwas beobachten können?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich würde die Familien von Schauspielern nicht mit "normalen" Menschen vergleichen. Ich denke, dass man in diesem Umfeld viel häufiger in Kontakt mit Alkohol und auch harten Drogen kommt, dass der Konsum viel selbstverständlicher ist und, dass man die negativen Seiten nur am Rande mitbekommt, wenn überhaupt.

Wenn deine Mutter Alkoholikerin wäre hättest du vielleicht erlebt, dass du aus der Schule nach Hause kommst und nichts zu essen da ist, weil Mutti besoffen auf der Couch liegt oder, dass du nicht zur Klassenfahrt mit konntest, weil Mutti das Geld versoffen hat und das Arbeitslosengeld eh nicht so üppig ist. Ein Freund von mir kommt aus so einem Elternhaus und trinkt bis heute deshalb überhaupt keinen Alkohol.

Wenn deine Mutter aber eine gut gebuchte Schauspielerin wäre wärst du nach Hause gekommen und die Angestellten hätten das Essen gemacht und würden sich um dich kümmern und Mutti würde ihren Rausch im Schlafzimmer ausschlafen und sich erst wieder blicken lassen wenn präsentabel aussieht. Da würdest du dann nicht denken, wie schlimm Alkohol doch ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Sehr gute Argumentation, Cloudy24. Auch ich hatte einen Mitschüler, dessen Vater alkoholabhängig ist. Er schaffte es aber seiner Arbeit nachzugehen und war diesbezüglich nicht auffällig. Allerdings lief in dieser Familie doch vieles ziemlich schief. Und als junger Mann trank er erst einmal gar keinen Alkohol.

Das kann ich gut nachvollziehen. Ich war mal mit jemandem liiert, der alkoholkrank ist. Er ist nun schon sechs Jahre trocken und auf einem guten Weg. Sein Körper hat sich auch erholt und die Leberwerte sind zufriedenstellend.

Allerdings trank er früher total verantwortungslos und exzessiv. Jeder Trunksuchtsanfall endete in der Entzugsklinik. Selbst hatte er diesbezüglich gar nichts mehr im Griff. Und in der Zeit habe ich gar keinen Alkohol mehr getrunken. Mindestens drei Jahre lang. Das Zeug habe ich so verteufelt, dass es mir echt verging. Heute trinke ich vielleicht anderthalb Flaschen Wein. Im Jahr. :D

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:Wenn deine Mutter Alkoholikerin wäre hättest du vielleicht erlebt, dass du aus der Schule nach Hause kommst und nichts zu essen da ist, weil Mutti besoffen auf der Couch liegt oder, dass du nicht zur Klassenfahrt mit konntest, weil Mutti das Geld versoffen hat und das Arbeitslosengeld eh nicht so üppig ist. Ein Freund von mir kommt aus so einem Elternhaus und trinkt bis heute deshalb überhaupt keinen Alkohol.

So ist es, ich kenne das ebenfalls so. Meine Mutter hat auch getrunken und die Kinder haben sich um alles gekümmert bzw. mussten sich kümmern weil diese nicht dazu in der Lage war. Damit habe ich meine ganze Kindheit damit verbracht meine Geschwister zu versorgen und Haushalt zu machen und habe damit auch von Anfang an einen Hass auf Alkohol gehabt, der mir im Endeffekt meine Kindheit geraubt hat neben anderen Dingen. Ich habe zwar auch schon getrunken, aber die meiste Zeit gibt es das bei mir gar nicht und lehne ich auch dankend ab. Meine Geschwister haben in ihrem Leben noch nie einen Tropfen Alkohol getrunken und diese sind heute auch schon in den 30ern, auch weil sie das direkt mitbekommen haben mit dem Saufen unserer Mutter.

Was soll da schon schief laufen? Mein Vater hat auch geraucht, aber nie offiziell natürlich. Die Kippen lagen nur in seinem Auto und dort hat er auch geraucht wie auch auf der Arbeit. Niemand in der Familie hat angefangen zu rauchen bis auf ich und das war eher durch Freunde bedingt und hinterher vom Job als aus der eigenen Familie her. Was meinst du was los war Zuhause, als mein Vater mitbekommen hatte, dass ich rauche da gab es direkt mal Schläge dafür. Auch wenn er selbst geraucht hat, hat er es bei seinen Kindern nicht toleriert und verabscheut es bis heute, aber bestreitet auch, dass er selbst jemals geraucht hat obwohl es Bilder mit Kippe im Hals von ihm gibt.

Man sieht vieles bei seinen Eltern und übernimmt auch einiges, aber manches lehnt man dann auch strickt ab, besonders dann wenn es die Folgen für einen selbst hatte die man nicht vergisst. Bei der Promi Dame wird das nun nicht direkte Folgen für die Kids gehabt haben, dass dort niemand sie versorgt hat und die den Haushalt werfen mussten und somit auch nichts daraus mitnehmen können. Dann kommt noch dazu, was die Eltern erlauben und tolerieren, wenn jemand selbst schon trinkt sieht er das bei seinem Nachwuchs ggf. auch lockerer und ist nicht strikt dagegen, wie z.B. mein Vater mit dem Rauchen auch wenn er es selbst gemacht hat.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich schließe mich Cloudy und Sorae an, möchte aber noch etwas ergänzend dazu schreiben. Gerade bei Süchten wie Drogen, Alkohol und dergleichen ist es oftmals so, dass Menschen mit Depressionen anfälliger für derartige Süchte sind. Denn die Depressionen lassen den Betroffenen so schlechte Gefühle empfinden und negatives denken, dass er damit nur schwer klarkommt und versucht mit Süchten derartige Gefühle und Gedanken zu verdrängen. Da Depressionen familiär gehäuft vorkommen, erklärt das teilweise natürlich die Tendenz in manchen Familien zu bestimmten Süchten.

Wenn ich jetzt zum Beispiel den Fall von Sorae nehme: manche Kinder würden da durchaus depressiv werden und einen Knacks bekommen, wenn die Eltern sich nicht interessieren und die Kinder mehr oder weniger verwahrlosen lassen, wenn die Kinder sich nicht um sich selbst kümmern. Hängt sicherlich auch von den Bewältigungsstrategien und vom persönlichen Charakter ab, ob man dann auch derartige Süchte entwickelt oder sich eher von derartigen suchtfördernden Substanzen abwendet.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich glaube man hat dann eine gewisse genetische Vorbelastung hat auch suchtkrank zu werden, aber was man dann daraus macht entscheidet jeder selber. Erlebt habe ich das auch schon, wenn auch nicht bei mir. Beide Eltern waren Alkoholiker, viele Kinder und bis auf ein Kind hatten alle irgendwann mal mit Suchterkrankungen zu kämpfen. Es ist sicherlich auch dieses, keine andere Lösung finden können glücklich zu sein.

Mittlerweile sind aber alle wieder von ihren Süchten weg. Jeder kann letztendlich auch entscheiden welchen Weg er gehen will und wenn man betrunkene Eltern sieht oder bekiffte Eltern, was auch immer, das schreckt schon sehr ab, dennoch muss man dann eben auch eigene Wege finden mit Problemen umgehen zu können, weil man das nicht vorgelebt bekommt und dieses "früh funktionieren müssen" ist sicherlich auch nicht gut für die Kinderseele.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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