Gibt es noch Hoffnung für Charlie Gard?

vom 15.07.2017, 07:00 Uhr

Ich verfolge seit einiger Zeit in den Medien den Fall des kleinen Babys Charlie Gard. Das Kind braucht wohl lebenserhaltende Maßnahmen, wobei das Gericht entschieden hat, die Geräte abschalten zu lassen, was den Tod zur Folge hätte. Die Eltern wollten aber darum kämpfen, dass eine experimentelle Therapie in den USA durchgeführt wird. Nun hat sich ein US-Arzt gemeldet, der den Jungen untersuchen möchte. Wie seht ihr das? Gibt es noch Hoffnung für Charlie Gard oder wird sich an seinem Zustand nie etwas ändern? Könnt ihr verstehen, dass die Eltern ihr Kind so lange am Leben lassen wollen oder findet ihr das verantwortungslos?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Soweit ich das mitbekommen habe bezahlen die Eltern die Behandlung ja wohl selber, von daher schaden sie mit ihrem Verhalten schon mal nicht anderen Versicherten. Aber wie verantwortungslos das dem Kind gegenüber ist kann ich schlecht beurteilen. Dazu müsste man ja wissen, wie das Kind selber seinen Zustand empfindet oder ob es überhaupt noch in der Lage ist etwas zu empfinden.

Dass sich ein Arzt findet, der das Kind behandeln will, wundert mich übrigens nicht und das sagt ja auch nichts über seine Überlebenschancen aus. Ich meine, man findet ja anscheinend selbst Ärzte, die bereit sind völlig gesunde Rippen aus einem Körper heraus zu schneiden statt die Patientinnen zum Psychologen zu schicken.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Natürlich verstehe ich die Eltern. Die hängen naturgemäß emotional enorm an ihrem Kind und klammern sich an jeden Strohhalm. Wer kann es ihnen verdenken? Es ist nicht vernünftig, aber in solchen Situationen ist es als involvierter Betroffener kaum möglich, rationale Entscheidungen zu treffen. So lange man Hoffnung hat, kann man unter Umständen nur sehr schwer loslassen. Man würde es sich kaum verzeihen können.

Der medizinische Teil ist eine ganz andere Geschichte. Die Krankheit ist total selten. Im Prinzip schaffen es seine Zellen nicht, genug Energie für eine normale Funktion zu erzeugen. Das Kind ist taub, hat epileptischen Phasen, eine normale Hirnfunktion ist nicht messbar. Es kann sich nicht bewegen und nicht ausreichend allein atmen, die Ernährung muss künstlich erfolgen.

Ob der Kleine leidet, das kann wohl niemand sagen. Ausschließen kann es ganz sicher auch niemand. Das Kind kann sich einfach nicht äußern. Er kann nicht mit Schreien, Strampeln oder Abwehrspannung reagieren. Man kann nur raten. Das gilt auch für die gewünschte Therapie.

Denn die ist bisher nur bei Patienten probiert worden, die den Defekt auf einem anderen Gen hatten und viel schwächere Probleme zeigten. Ob es helfen könnte und wenn wie weit, das weiß niemand. Natürlich finden sich Ärzte, die das probieren möchten. Aus Forschungssicht ist das hochinteressant. Aber es ist eben experimentell, also einfach ein Versuch am Menschen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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