Wie bei Tieren eine Angststörung diagnostizieren?

vom 14.07.2017, 06:37 Uhr

Ich habe in den Medien mitbekommen, dass der Panda-Bär, der leihweise in einem deutschen Zoo untergebracht worden ist, rückwärts laufen soll und das konsequent. Der Panda soll wohl schon in China die ganze Zeit rückwärts gelaufen sein und Tierschützer behaupten nun, dass das Tier bestimmt eine Angststörung hätte und es keinen anderen plausiblen Grund dafür geben könnte. Der Zoodirektor sieht aber keinen Grund zur Sorge und ist der Ansicht, dass der Bär eben in der Pubertät wäre und deswegen auf diese Weise "rebellieren" würde. Das wäre ja bei pubiertierenden Lebewesen durchaus normal.

Wie seht ihr das? Findet ihr, dass es ein Grund zur Sorge ist, wenn ein Tier gegen die Natur die ganze Zeit rückwärts läuft? Oder ist eine Sorge in diesem Fall total übertrieben? Sollte man abwarten bis die Pubertät vorbei ist, weil da dieses Verhalten möglicherweise aufhört? Oder sollte man einen Tierpsychologen einschalten? Wie diagnostiziert man eine Angststörung bei Tieren zuverlässig und wie wird diese dann behandelt?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe mir gerade einen Beitrag dazu auf YouTube angeschaut. Da ging sie nur ein ganz kleines Stück rückwärts und dann wieder zügig nach vorne. Warum sollte das denn eine Angststörung sein? Sie lief ja recht schnell rückwärts und nachdem sie auf ein Hindernis traf, auch gleich wieder vorwärts ohne stehen zu bleiben. Auf mich wirkte sie trotzdem souverän. Vielleicht testet sie auch, wie weit sie rückwärts gehen kann, ohne irgendwo anzuecken. Schließlich gibt es ja auch keinerlei Gefahren in ihrem Revier und sie genießt es eben.
So ein Panda ist ganz sicher niedlich aber kein Kuscheltier. Und ich denke einfach, wenn sie Angst hätte, wäre sie eher aggressiv.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Wenn Tiere ein Angstproblem haben, dann kann das unter Umständen sehr leicht festzustellen sein. Wenn ein Pferd immer dann schweißnass auf der Stallgasse steht, wenn es eingeflochten oder ein Anhänger vorgefahren wird, dann ist offensichtlich, dass eine Turniersituation oder ein Transport massiv Stress und Angst auslösen.

Verkriecht sich ein Hund bereits bei aufziehender Bewölkung, dann wird er auf Gewitter wohl übersteigert panisch reagieren. In solchen Fällen ist es für jeden halbwegs intelligenten Menschen leicht zu erkennen, dass etwas nicht stimmt und wo der Auslöser liegt.

Schwerer wird es bei Bewegungsstereotypien. Die treten häufig bei Tieren in Gefangenschaft auf und als Auslöser hat man einen Haltungsfehler. Das kennt man beispielsweise von Elefanten und Pferden, die weben. Bewegungsmangel und Langeweile entladen sich in einer schwankenden Bewegung auf der Stelle. Die Tiere schaukeln mit dem Kopf und der Brust ständig von rechts nach links und zurück.

Das führt zu einer Fehlbelastung der Gelenke und Arthrose. Manch Pferd hat sich auch schon dabei ein Vorderbein ausgekugelt. Eine andere Verhaltensstörung hat sogar Einzug in die Sprache gehalten. Wer ziellos auf und ab läuft, der soll nicht "herumtigern". Das beschreibt die typische Bewegungsstereotypie von Großkatzen in Gehegen, die zu klein, zu wenig abwechslungsreich und ohne Rückzugsmöglichkeiten gestaltet sind.

So, jetzt zum Panda. Theoretisch sollte so ein Bär recht entspannt sein. Er muss eigentlich rund 16 Stunden am Tag fressen, weil Bambus wenig Energie liefert und die Verdauung schwer ist. Schlaf braucht der Bär auch noch, allzu aktiv ist er also nicht. Wenn so ein Tier also diese Grundbedürfnisse vernachlässigt und komische Bewegungsmuster zeigt, dann liegt etwas im Argen.

Was das ist, dass muss man herausfinden. Der tigernde Tiger könnte zu wenig Platz haben. Er könnte sich langweilen. Er könnte aber auch versuchen, buchstäblich vor den Besuchern wegzulaufen, weil ihm Abstand und Deckung fehlt oder laufen, weil er zum Beispiel Schmerzen hat. Beim Panda ist das ähnlich.

Irgendwann früher oder jetzt hat etwas dieses Verhalten ausgelöst. Zu kleine Gehege, schlechte Behandlung, zu viele Besucher, Ablehnung des anderen Bären oder was auch immer können der Grund sein. Das permanente Zurückweichen spricht dafür, dass sie sich etwas entziehen möchte. Was das ist, das ist unklar. Und wenn sich so ein Verhalten erst etabliert hat, dann ist es schwer zu beheben. Der Auslöser muss gar nicht mehr da sein.

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich habe jetzt schon 2 Berichte auf zwei verschiedenen Fernsehsender darüber gesehen. Es wurde da nie über eine ANGSTstörung gesprochen, sondern über eine ZWANGSstörung. Ich denke, dass es zwei verschiedene Paar Schuhe sind, ob jemand aus Zwang oder aus Angst so handelt und da das Pandabärchen das wohl auch schon in China gemacht hat, wird es wohl eher ein Zwang sein, der dahinter steckt.

Für mich ist es wieder ein Beweis, dass Tiere nicht hinter Gitter gehören, sondern in freier Wildbahn und wenn sie vom Aussterben bedroht sind, dann muss in der freien Wildbahn was gemacht werden oder einfach der Natur freien lauf gelassen werden. Wenn es damals schon die Tierschützer von heute gegeben hätte, würden immer noch Dinosaurier die Welt regieren.

Für mich ist es eben der Lauf der Dinge, dass manche Tiere aussterben und einige neu entdeckt werden. Da nutzt auch kein Zoo was, wo die Tiere Zwangsstörungen entwickeln, wie pendelnder Kopf, hin und her laufen in viel zu kleinen Gehegen und auch eben das Rückwärts gehen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe auch Reportagen über den rückwärts laufenden Panda gesehen. Aber da war auch nicht die Rede von einer Angststörung. Es wurde eher vermutet, dass der Bär eine Verhaltensstörung hat und mit ihm irgendwas nicht stimmt. Man weiß ja auch nicht, wie der Bär behandelt wurde und ob ihm nicht vielleicht langweilig ist, wenn er den ganzen Tag alleine eingesperrt ist.

Ich denke auch, dass mit dem Panda Bären etwas nicht stimmt und man dem auf den Grund gehen sollte. Der Zoodirektor wollte sich sicherlich nur heraus reden und hat deswegen das Verhalten des Bären abgetan.

Ich denke, dass man bei Tieren durchaus gut eine Angststörung feststellen kann. Gerade, wenn es sich vielleicht um die eigenen Haustiere handelt oder man das Tier etwas beobachtet und dabei immer wieder ein bestimmtes Muster auffällt. Cooper beschreibt ja schon einiges, was da vorliegen könnte und Auslöser sein kann.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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