Bei Arzt für gar nichts schämen und peinlich finden?

Ich muss sagen, dass es durchaus bestimmte Dinge gibt, für die ich mich auch bei einem Arzt schämen würde und bei denen ich es wirklich sehr unangenehm oder auch peinlich finden würde, wenn ich dies erzählten müsste.

Ein Bekannter ist da aber recht befreit und ihm macht es gar nichts aus, wenn er auch mit etwas unschöneren Dingen zum Arzt muss. So hatte er mal eine Entzündung in der Analregion und musste deswegen dann auch zum einem Arzt. Der eben eine rektale Untersuchung durchführte. Mein Bekannter meinte, dass er weder nervös war, noch das er sich irgendwie geschämt hätte dem Arzt irgendwas zu sagen oder sich untersuchen zu lassen. Schließlich würde der Arzt nichts anderes machen und zig Popos am Tag zu sehen bekommen.

Ich finde diese Einstellung durchaus bewundernswert, könnte das selbst aber nicht so locker sehen. Vielleicht hat mein Bekannter das auch nur so gesagt, um eben zu verbergen, dass er sich doch auch etwas schämt. Aber dann hätte er ja gar nichts davon erzählen müssen.

Findet ihr selbst beim Arzt auch gar nichts als peinlich? Habt ihr da schon mal etwas geschämt oder geniert? Ist das nicht völlig normal und menschlich? Meint ihr, dass manche da wirklich so befreit sind, dass ihnen dies gar nichts ausmacht? Oder ist das nur gespielt und vorgeschoben?

Eine Entzündung am After finde ich auch nicht peinlich. Sowas ist doch das täglich Brot eines Arztes. Auch ansonsten habe ich mich bislang für noch nichts geschämt beim Arzt. Das einzige was mir wirklich unangenehm ist sind unsichtbare Symptome. Also sowas wie Kopfschmerzen oder Magenschmerzen ohne dass der Arzt sofort sieht voran es liegt. Da werde ich immer gleich als Simulant oder Hypochonder dargestellt. Das ist mir unangenehm und daher gehe ich auch nur noch zum Arzt, wenn ich ganz offensichtlich eine Verletzung habe.

Ich bin beim Arzt prinzipiell immer nervös. Meine Hausärztin lächelt schon immer milde, wenn ich wie ein Häufchen Elend dasitze, obwohl ich nur eine Krankschreibung brauche. Woran das liegt, weiß ich auch nicht so genau. Mich stresst einfach die Warterei im Wartezimmer, das Gehuste und das Kindergeschrei und ebenso das Wissen, dass die Frau Doktor zwar erfolgreich so tun kann, als wären meine Pipifax-Problemchen ihr ein persönliches Anliegen, ich aber letzten Endes doch ihre Zeit verschwende, während sich im Wartezimmer das Volk staut. Meine offensichtliche Nervosität ist mir schon immer ein bisschen peinlich, da ich mich im Umgang mit Ärzten nur zu gern erwachsen und souverän geben würde, aber in Wirklichkeit eher den Eindruck eines nervös kläffenden Zwergpinschers mit Bluthochdruck erwecke.

Bei den Untersuchungen kann ich jedoch mit gutem Gewissen sagen, dass mir nichts peinlich ist. Ich achte auf Hygiene, bin kooperativ und wenn man von dem nervösen Geplapper absieht, sicher auch ganz gut zu behandeln. Wer mir wann wo welches Gerät hineinsteckt, ist mir tatsächlich relativ egal. Mein Traumjob wäre es zwar nicht, aber wer sich berufsmäßig mit anderer Leute Ausscheidungs- und Fortpflanzungsorganen befasst, muss da im wahrsten Sinne des Wortes durch. Soll froh sein, dass ich mich gewaschen habe und stillhalte. Alles andere ist optional.

Ich bin einer jungen, weiblichen, blonden und sehr attraktiven Ärztin schon einmal mit unrasierten Beinen und mit Jogginghose begegnet. Na und? Egal wie hässlich ich bin, meine Behandlung habe ich trotzdem bekommen und die nette Ärztin hat mir auch die Zecke vom Bein entfernt, dabei hat sie auch ein Beinhaar rausgerissen und dann ist es eben so.

Ein Arzt ist ja generell erst einmal sowieso der Schweigepflicht unterstellt, sodass das ein Grund mehr ist, wieso Patienten sich einem Arzt eigentlich öffnen können. Denn ein Arzt kennt sowieso Geschichten, die unsere weitaus überbieten würden und an Peinlichkeit zu übertreffen sind. Gerade auch Ärzte wie Frauenärzte oder die Ärzte, die sich für den Hintern interessieren, um es mal salopp zu sagen. Ich komme auch gerade nicht auf deren Bezeichnung.

Ich selber bin aber trotzdem auch jemand, der nicht gerne für gewisse Dinge zum Arzt geht. Ich bin aber auch keine Fachärztin für Hämorriden, sodass ich einen Arzt aufsuchen musste. Das war mir peinlich, aber meinem Arzt gar nicht. Wenn wir mal das Internet nutzen und schauen, wie zum Beispiel Hämorriden im schlimmsten Fall enden können, sollten wir froh sein und nicht peinlich berührt sein, wenn wir den Gang frühzeitig zum Arzt wählen würden.

Was mir peinlich wäre, wäre, wenn ich vergessen würde mich zu rasieren. Sowohl an den Beinen sowie im Intimbereich, wenn der Besuch beim Frauenarzt bevorstehen würde. Das würde für mich persönlich nicht gehen, weil ich das unästhetisch finde und ungepflegt. Ich finde einfach, dass Haare stinken, aber das ist nur eine Ansicht von mir und wenn man natürlich schwitzt wie ein Kamel, dann tut es sein Übriges.

Doch sind wir ehrlich. Wir haben alle eine natürliche Schamgrenze, sodass uns natürlich vor uns fremden Leuten immer etwas peinlich ist. Egal, ob es der Arzt mit Schweigepflicht und dem täglich Brot ist oder nicht. Wir sind nun einmal so oftmals gestrickt, sodass das wohl eine völlig normale Reaktion zu sein scheint.

Ich schäme mich beim Arzt ehrlich gesagt vor nichts. Gerade Ärzte sind dafür da, auch die Fragen zu beantworten, bei denen wir uns bei anderen schämen würden. Ich bin da auch ganz offen und ehrlich und kann mit meinen Ärzten über alles reden. Vor dem Frauenarztbesuch rasiere ich mich im Allgemeinen zwar auch, aber manchmal schaffe ich es einfach nicht. Dann ist es für mich aber auch nicht peinlich, schließlich sehen die Ärzte so etwas täglich.

Nein, ich schäme mich nicht für meinen Körper. Schon gar nicht vor Menschen, die täglich mit menschlichen Körpern zu tun haben. Nichts an meinem Körper unterscheidet sich wesentlich von dem, was andere haben, also für was genau sollte ich mich schämen?

Etwas peinlich finde ich es aber, wenn ich wegen einer dummen Aktion beim Arzt lande. Vor Kurzem musste ich zum Beispiel zum Hautarzt wegen meiner Sonnenallergie, weil es die Creme, die hilft, nur auf Rezept gibt. Da musste ich dann zugeben, dass ich eigentlich genau weiß, wie ich diese Hautreaktion verhindern kann, und, dass ich einfach zu sorglos war und mich nicht rechtzeitig eingecremt hatte.