Bei Nachhilfelehrer die Herkunft besonders wichtig finden?

vom 03.07.2017, 06:43 Uhr

Eine Nachbarin sucht für ihre Tochter eine Nachhilfe im Fach Englisch. Das Kind tut sich wohl ziemlich schwer damit, sodass es einfach notwendig wird mit der Nachhilfe. Meine Nachbarin sucht aus diesem Grund schon im Internet nach einem passenden Lehrer, wobei ihre "Ansprüche" meiner Ansicht nach schon ziemlich hoch sind.

So verlangt sie zum Beispiel, dass der Nachhilfelehrer auch aus einem englischsprachigen Land kommen müsste, also geboren und aufgewachsen. Ihrer Meinung nach kann nur ein Muttersprachler als Nachhilfelehrer in einer Fremdsprache fungieren. Außerdem muss das Geschlecht unbedingt weiblich sein. Ich finde das ein wenig übertrieben und bin der Ansicht, dass doch theoretisch ein Anglistik-Student ausreichen würde.

Eine frühere Kommilitonin von mir hat Anglistik als Zweitfach studiert, wobei da auch diverse Auslandsaufenthalte obligatorisch waren. Da lernt man die Sprache doch vernünftig und verstehe die Vorurteile gegenüber Menschen nicht, die die Sprache auch erst (als Ausländer) lernen mussten. Könnt ihr die Sichtweise meiner Nachbarin verstehen? Würdet ihr bei einem Nachhilfelehrer auch großen Wert auf die "richtige" Herkunft legen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es gibt solche Menschen, die überall etwas wollen, was sehr schwer zu erfüllen ist. Aber offensichtlich muss dort auch genug Geld vorhanden sein. Andernfalls würde sie sich so etwas mit solchen Ansprüchen doch gar nicht leisten können, wenn sie überhaupt fündig wird.

Vielleicht möchte deine Bekannte ja auch nur gut da stehen. Es gibt ja auch solche Menschen, die immer nach außen hin als etwas besseres angesehen werden wollen. Oder die den Anschein erwecken möchten, dass das beste für ihr Kind immer noch nicht gut genug ist.

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass für die Englisch-Nachhilfe sogar schon ein einfacher Englischstudent oder Englischlehrer oder einfach ein guter Englischschüler ausreichend ist. Womöglich gibt es sogar Menschen, die denselben Lehrgang oder dieselbe Klasse besuchen, die so gut sind, dass sie Nachhilfe geben könnten.

Warum sollte man diese nicht auch unterstützen? Ich war früher auch sehr begabt in Englisch und habe sogar kostenlos Nachhilfe gegeben. Da habe ich vielen Schülern zu einer besseren Note verholfen. Manche Nachhilfelehrer verlangen sehr viel Geld und man hat dann keinen Nutzen davon.

Also natürlich ist es der jeweiligen Person selber überlassen, aber so etwas finde ich einfach hinaus geworfenes Geld. Außerdem, jemand der kein guter Lehrer ist, kann selber noch so perfekt sprechen und die Kenntnisse in Wort und Schrift beherrschen. Wenn er es den anderen nicht beibringen kann, dann ist er fehl am Platz.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich kann verstehen, dass man nur das Beste für sein Kind will, aber diese Ansprüche sind definitiv zu hoch. Es wird lange dauern, wenn überhaupt, einen passenden Kandidaten zu finden, der auch noch in der Lage ist, den Schulstoff ansprechend zu vermitteln. Bei dem Bedarf an Nachhilfe sollte aber auf gar keinen Fall Zeit verloren werden, da der Schüler sonst immer mehr im Nachteil ist und Stoff nicht versteht, weil ihm die Grundlagen fehlen. Da ist es doch sinnvoller, einen guten Englischschüler zu nehmen als ewig auf den scheinbar perfekten Lehrer zu warten.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wenn nur Muttersprachler als Nachhilfelehrer einen Erfolg erzielen könnten, müssten ja die allermeisten Sprachenlehrer auf unseren Schulen gekündigt werden, weil sie als Deutsche die Fremdsprache auch erst lernen mussten. :think: Dennoch finde ich persönlich die Ansprüche der Nachbarin durchaus nachvollziehbar und berechtigt. Wenn man schon Geld für Unterricht ausgeben muss, warum sollte man dann nicht nach dem Besten suchen?

Ich für meinen Teil bin schon lange aus der Schule raus und habe mich jetzt entschlossen, dass ich meine alten, leider sehr schlechten Französisch-Kenntnisse auffrischen und verbessern möchte. Die VHS-Kurse die von Deutschen geleitet werden, lehne ich für mich aber ganz klar ab. Nicht, weil ich den Lehrkräften Kompetenz und Sprachkenntnisse abspreche, sondern weil der Muttersprachler nun einmal dem Gelernten immer etwas voraus haben wird. Sein es Redewendungen, Akzent, kulturelles Wissen, was auch immer.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Die Vorstellung, dass jeder Native Speaker in seiner Sprache gewandter, firmer, kulturell und sprachlich beschlagener ist als jemand, der vielleicht viele Jahre an einer Universität Land und Sprache intensiv studiert hat inklusive diverser Auslandsaufenthalte, finde ich eher naiv bzw. unerfahren. Man muss sich doch nur mal im Internet angucken, wie viele Deutsche das elementarste Deutsch, die einfachsten Wörter oder Regeln, überhaupt nicht mehr beherrschen.

Und ein minimaler Akzent wäre nun nichts, was den Lerneffekt empfindlich stören könnte. Wenn man sich in dieser Richtung weiterentwickeln will, kann das Kind oder der Jugendliche später auch vermehrt Filme, Videos und Serien auf englisch gucken. Ich weiß so oder so nicht, warum jemand, der in einer Passion schlecht ist und auf niedrigem Niveau rumstolpert, jetzt nur von den Besten der Besten unterrichtet werden sollte. Es geht doch erstmal darum, überhaupt einen Fuß in die Tür zu bekommen und die Grundlagen zu erlernen.

Wenn mir nun jemand als absolutem Physik-Verweigerer jetzt dahingehend Nachhilfe geben müsste, würde es auch jeder durchschnittlich begabte Student für die Grundlagen tun, da braucht es kein Doktor der Quantenphysik zu sein. Man muss das doch auch alles mal verhältnismäßig sehen.

» Verbena » Beiträge: 4970 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich glaube auch, dass die Ansprüche der Mutter zu hoch sind. Vor allem da sie noch das Geschlecht mit beachtet scheint mir übertrieben. Aber vielleicht weigert sich die Tochter alleine mit einem männlichen Nachhilfelehrer Zeit zu verbringen? Das wissen wir nicht.

Ich glaube auch nicht, dass Muttersprachler unbedingt eine Sprache viel besser vermitteln. Natürlich haben sie meistens eine gute Aussprache oder auch einen Akzent beibehalten, aber das macht nicht jemanden automatisch zu einem besseren Lehrer. Nicht jeder kann Wissen vermitteln.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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