Bezugspersonen beider Geschlechter für Kinder wichtig?

vom 04.07.2017, 21:21 Uhr

Nehmen wir mal an, dass Person A und B in einer lesbischen Beziehung sind und A hat Zwillinge welche noch sehr klein sind aus einer früheren Heterobeziehung. Der Vater der Kinder (ein Junge und ein Mädchen) ist verstorben. Das Kind C und das Kind D hat nur die beiden Frauen A und B und die beiden Mütter von A und B als Bezugsperson. Die Opas kommen in dem Leben der Frauen nicht vor. So hat das Kind im privaten Umfeld nur weibliche Bezugspersonen.

Die Kinder gehen in den Kindergarten. Aber auch dort ist kein männlicher Erzieher, Auch da haben die Kinder nur weibliche Bezugspersonen,. Nun meint eine Nachbarin, dass das unmöglich für die Kinder wäre und sie es schlimm findet, dass besonders der Junge keine männliche Bezugsperson hat.

Nun frage ich mich, was denn nun die Frauen machen sollen. Wie sollen sie für eine männliche Bezugsperson sorgen? Die Nachbarin droht mit dem Jugendamt. Aber ist das wirklich ein Fall für das Jugendamt, wenn es den Kindern doch gut geht? Wie wichtig sind für Kinder männliche und weibliche Bezugspersonen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ist natürlich schwierig da richtige männliche Bezugspersonen zu suchen. Da muss man halt für möglichst viel Kontakt zu Männern sorgen. Das können männliche Freunde der Mütter sein, männliche Verwandte oder eben auch männliche Betreuer bei der Jugendfeuerwehr, dem Sportverein, etc. oder auch männliche Nachhilfelehrer, der Pfarrer im Dorf der Gitarrenunterricht anbietet, der Nachbar, etc.

Aber klar: Das ersetzt keine männliche Bezugsperson. Ich bin ohne Vater groß geworden und sowas kann einfach niemand ersetzen. Mir hat immer eine männliche Bezugsperson gefehlt und das hat mich definitiv für den Rest meines Lebens geprägt. Es hatte einschneidende Auswirkungen auf die Partnerwahl und meinen jetzigen Umgang mit Ehemann und Kindern. Ich war immer auf der Suche nach einem Partner der auch irgendwie den Vater ersetzt und wo ich 101% sicher war, dass dieser ein guter Vater sein wird. Mein Mann bekommt das regelmäßig zu spüren, dass ich ihn dränge, dass er mehr mit den Kindern macht, weil ich eben weiß wie es ist einen Vater zu haben, der sich eben nicht kümmert.

Bei meinem Bruder hatte es noch schlimmere Auswirkungen. Er wurde zu einem absoluten Problemfall dem jegliche Grenzen fehlten. Sein Sozialverhalten war eine Katastrophe, er konnte weder Freundschaften aufbauen noch anderweitig ein normales Leben führen.

Das Jugendamt wird sich höchstens totlachen, aber sicher nicht aktiv werden.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Natürlich sollten Kinder auf Dauer Vorbilder beiderlei Geschlechts haben und andere Familienmodelle als das eigene kennenlernen. Und das gilt nicht nur für Kinder, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aufwachsen. Auch Kinder in "normalen" Partnerschaften und von Alleinerziehenden beiderlei Geschlechts sollten über den familiären Tellerrand schauen dürfen.

Aber das ist kein Fall für das Jugendamt. Das ergibt sich im Laufe der Zeit von ganz allein. Schließlich gehen Kinder mit anderen Kindern spielen und sehen andere Modelle. Da gibt es klassische Familien, Patchwork, Alleinerziehende, gleichgeschlechtliche Paare, Einzelkinder und Großfamilien, Leben mit mehreren Generationen und vieles mehr zu entdecken. Außerdem lernen sie andere gesellschaftliche Schichten und andere Bildungsschichten kennen. Vorbilder gibt es also genug, Rollenbilder sind auch keine Mangelware.

Dazu kommen Lehrer, Trainer im Sportverein, Nachbarn und noch viele andere mehr. Deshalb gibt es einfach kein Problem. Zumal die Idee schon lächerlich ist. Ich bin allein mit meiner Mutter aufgewachsen, mein Vater ist gestorben, als ich drei Jahre alt war. Meine Mutter hat keinen neuen Partner gewollt. Meine Tagesmutter war weiblich, ihr Mann war auf der Arbeit, im Kindergarten arbeiteten nur Frauen. Da schreit keiner nach dem Jugendamt, weil der Mann fehlt. :whistle:

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Wichtig sind sie schon und ideal wäre es auch. Vielleicht haben die Damen ja ein paar schwule Freunde, die ab und an mal den Jungen betreuen könnten. Aber das Jugendamt wird da eher nicht aktiv werden. Schließlich kann die Mutter ja auch nichts dafür, dass der leibliche Vater der Kinder tot ist. Sie wird ihn schon nicht ermordet haben.

Bei Hetero Paaren, wenn der Mann immer so Schicht arbeitet, dass er immer dann auf Arbeit ist, wenn die Kinder nach der Schule oder nach dem Kindergarten zu Hause sind, haben die Kinder auch nicht viel vom Partner. Da kommt dann auch nicht das Jugendamt und verlangt, dass der Vater einen neun bis fünf Job annehmen muss.

Wenn allerdings der Junge in die Pubertät kommt und sich auffällig entwickelt, dann würde das Jugendamt eher etwas unternehmen. Aber so lange die Kinder glücklich und nicht verhaltensauffällig sind, gibt es ja keine Veranlassung was zu unternehmen seitens vom Jugendamt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Für mich besteht hier im Augenblick kein Grund, wieso man das Jugendamt einschalten sollte. Wenn für die Nachbarin der Grund sein soll, dass für den Jungen der beiden Zwillinge keine männliche Bezugsperson da ist, sollte sie vielleicht mal lernen, die Scheuklappen abzunehmen. Denn das ist ein durchaus großes Bild in unserer Gesellschaft, obwohl die Väter noch leben und sich nun einmal ein Dreck um ihre Kids scheren.

Ich habe hier eher das Gefühl, dass die Dame gleich beides perfekt kombiniert. Homosexuell und zwei Frauen, sodass gar kein Mann da ist und der Fakt, dass der Papa der Zwillinge tot ist, wird mal vollkommen unberücksichtigt gelassen. Da kann die Frau, die sich jetzt mit einer Frau beziehungstechnisch eingelassen hat, natürlich gar nichts für. Der Papa ist nicht zu ersetzen, wenn er tot ist und auch wenn sie alleinerziehend wäre und er kein Bock hätte, ist er nun einmal nicht da.

Ich bin ab meinen 8 Lebensjahr auch ohne Vater aufgewachsen. Mir hat es nie geschadet. Ich war trotzdem glücklich und sogar glücklicher, als zuvor. Denn das, was ich mit ansehen musste, war der blanke Horror. Doch meine Verhältnisse tun hier natürlich nicht direkt etwas zur Sache und sind auch nicht der Alltag in Deutschland, ich hoffe es jedenfalls für die Kids.

Mein Cousin wächst auch ohne Vater auf und ist mittlerweile 17 Jahre. Ein gestandener junger Kerl, der seinen Vater früher natürlich mal vermisst hat und heute? Er hat verstanden, dass der Vater kein Interesse hat und lebt damit sehr gut. Sexuelle Fragen klärte er mit Mama, durchaus mit Kumpels und das war es. Es ist ja nicht so, als wenn wir Frauen für alles zu dämlich seien.

Manche Jungs bevorzugen sogar bewusst das weibliche Geschlecht, um auch in Erfahrung zu bringen, wie Frau gewisse Dinge sieht. Ich kenne einen alleinerziehenden Vater, der den Kindern beigebracht hat, Weiber sind da zum benutzt werden. Weil er am Ende alleine gelassen wurde von der Frau, ist auch nicht so der Hit.

Ich kenne aber auch Mutter, Vater und Kind, wo viele Fragen, die Alleinerziehende hatten, gar nicht aufgekommen sind. Zum Beispiel ein Paar hat einen 15jährigen Sohn. Sexuelle Themen? Gehen mal gar nicht. Er ist ja viel zu jung dafür. Er soll warten bis er 18 ist oder älter. Er soll sich Zeit lassen usw. Das hilft auch nicht besser.

Ich glaube wirklich, dass es pauschal nicht beantwortbar ist, ob beide Geschlechter als Bezugsperson wichtig sind. Das kommt auf die Kids an und das weiß man in diesem Fall nicht. Ich kam gut ohne Vater klar und eine wirkliche Mutter hatte ich eben auch nicht. Ich kam auch gut alleine zurecht, muss ich sagen. In meinem Umfeld beobachte ich generell dasselbe BIld, ob fehlender Papa oder fehlende Mama.

Dann gibt es die gehobene Leute in unserem Bekanntenkreis, bei denen es früher Mutter und Vater + Kind gab. Früher war das schon was besonderes zu meiner Zeit, weil ich auf eine Schule war, wo oft auch Problemkinder waren. Es gab 5 Leute in der Klasse, die dieses Bild hatten. Zufriedener wirkten die auch nicht oder wesentlich bewusster in gewissen Themen, weil sie eine andere Ansprechperson hatte.

Ich denke aber wirklich, dass dies auf die Kids ankommt und auf die Art des Umfeld, wie Freunde, Bekannte, Verwandte und die allgemeine Erziehung. Ich möchte das daher nicht pauschal sagen, aber trotzdem ist klar, dass hier kein Jugendamt notwendig ist.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Soll die Nachbarin doch drohen mit dem Jugendamt, was wird das schon machen? Einen Mann in die Beziehung mit setzen wenn das Kind doch nicht auffällig ist? Zudem sich solche Dinger auch ganz von alleine ergeben und das nicht nur im privaten Umfeld stattfinden muss.

Auch wenn die Kita keinen Mann hat, trifft man sich ggf. mit anderen Eltern und lässt die Kinder auch danach zusammen spielen. Da sind ebenfalls Männer, Vereine, hinterher Schule, Freunde mit deren Eltern und Co da findet sich immer etwas und man muss nicht einmal aktiv danach suchen nach einer Lösung nur weil eine keifende Nachbarin etwas zum besten gibt.

Ich denke hier ist eher das Problem, dass die Nachbarin ein Problem mit den beiden Damen hat die Eltern sind von den beiden Kindern. Es scheint nicht ihrem Weltbild zu entsprechen und nicht "normal" zu sein. Aber auch wenn man eine Beziehung zwischen Mann und Frau hat, der Mann von morgens bis abends arbeiten geht, kann man das dann auch nicht als Bezugsperson bezeichnen wenn die eigenen Kinder ihn abends eine Stunde sehen und vielleicht noch am Wochenende ein paar Stunden.

Und, ich bin Alleinerziehend. Der Kindsvater lässt sich ab und an mal Blicken aber nicht wie es vereinbart worden ist. In der Kita sind ebenfalls nur Frauen angestellt, da Männer allgemein in diesem Beruf noch Mangelware sind und nicht häufig zu finden sind. Dennoch hat mein Sohn genug Kontakt zu erwachsenen Männern durch seine Freunde, wenn er dort spielen geht und der Papa Zuhause ist. Da sitzen auch Väter in Elternzeit Zuhause und die Mütter gehen arbeiten, Opas gibt es dort ebenfalls und somit auch jedes Alter vertreten was ich eher wichtig finde wenn es bei dem "über den Tellerrand" schauen noch geht und nicht nur auf eine Generation den Fokus legen, sondern auf mehrere da alle ihre unterschiedlichen Sichtweisen haben.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Was soll das Jugendamt da machen? Es läuft ja gar nichts falsch und viele Mütter haben solche Probleme, weil ihnen die Männer abgehauen sind. Dennoch finde ich dass das nichts ist was sich nicht ergibt. Immerhin treffen Kinder doch automatisch irgendwann auf Männer, selbst wenn keine Männer im Haushalt vorhanden sind.

Es gibt die Eltern von Spielkameraden, Vereine und auch Lehrer. Das gleicht sich sicherlich wieder aus. Wobei eine Mutter auch durchaus den Vateranteil so ersetzen kann, dass das Kind gar nicht zwingend eine männliche Bezugsperson braucht. Es kommt sicherlich darauf an, wie man die gemeinsame Zeit nutzt und wenn man alles mit dem Kind macht sehe ich da keine Probleme. Da ein Vater ja auch nicht so vieles anders macht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Die Nachbarin soll mal gefälligst vor ihrer eigenen Tür kehren, oder mehr Serien schauen oder sich einen Job suchen, damit sie nicht im Privatleben anderer Leute herumschnüffelt und sich anmaßt, darüber zu urteilen, ob die Kinder auch wirklich artgerecht gehalten sind. Solange man den Nachwuchs anderer Leute nicht nachts um halb drei mit nichts an außer einer Windel auf dem Gehsteig findet, besteht in meinen Augen kein Grund, die sowieso schon überlasteten Behörden zu belästigen.

Aber um zur eigentlichen Frage zurück zu kommen: Prinzipiell halte ich es schon für wünschenswert, wenn Kinder Männer und Frauen als Bezugspersonen kennenlernen, weil es in meinen Augen generell gut für die Entwicklung ist, unterschiedliche Erfahrungen zu machen, und gerade Buben sich vielleicht auch leichter mit männlichen Vorbildern tun. Außerdem sind auch nicht alle Unterschiede im Verhalten zwischen den Geschlechtern nur erziehungsbedingt.

Ich sehe hier auch durchaus ein gesellschaftliches Problem darin, dass alle Aufgaben, die auch nur im Entferntesten mit Kindererziehung zu tun haben, nach wie vor an den Frauen hängenbleiben. Ich verstehe zwar auch, wenn Männer aus Angst vor Anfeindungen keine Berufe wie Erzieher oder Kinderpfleger ergreifen. Schließlich ist man da nur einen Anruf einer hysterischen Mutter vom Knast entfernt, weil nach wie vor viele Leute glauben, ein Mann, der gerne mit kleinen Kindern spielt und auch bereit ist, im Job mal eine Windel zu wechseln, sei eine perverse Sau und die Freude kindlicher Exkrementbeseitigung sei nach wie vor ein Privileg der Damenwelt.

Und dass der Papa im Regelfall mehr verdient und deswegen seine Kinder oft nur abends und an den Wochenenden sieht, trägt ebenfalls zu dem Problem bei, ist jedoch eher gesellschaftlich akzeptiert als ein Papa, der Pastinaken püriert und Haarspangen einclipst. Dann darf man sich aber auch nicht darüber beschweren, dass viele Kinder außer dem Trainer im Sportverein oder dem Hausmeister an der Grundschule tagaus, tagein mit keinem Mann zu tun haben.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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