Betrogen werden und dennoch in die Nähe ziehen?
In meiner Nachbarschaft gab es vor einiger Zeit ein kleines Drama. Die Nachbarin hat sich von ihrem Mann getrennt, da dieser sie betrogen hat. Dabei hat die Frau quasi nur ihm zuliebe ein Kind bekommen, da sie eigentlich keines wollte. Die Wut war also sehr groß und die Situation umso schlimmer, da die Geliebte des Ex-Mannes ihre beste Freundin war.
Die Nachbarin ist dann weggezogen und wir haben eine Weile nichts mehr von ihr gehört, obwohl sie vorher mit meinen Eltern Kontakt hatte. Wir sind davon ausgegangen, dass sie in eine andere Stadt gezogen ist, da die Situation für sie sicherlich sehr belastend sein muss. Nun kam meine Mutter heute morgen von der Post zurück und meinte, dass die frühere Nachbarin nun tatsächlich bei der Post arbeitet und auch in der Nähe wohnt.
Das hat mich ein wenig überrascht, denn wir haben hier nur eine Post im Ort und diese nutzen auch so gut wie alle Einwohner. Um die nächste Postfiliale zu erreichen müsste man an die 20 Minuten Fahrt auf sich nehmen. Demnach kann man eigentlich davon ausgehen, dass die Nachbarin ihren Ex-Mann und ihre beste Freundin häufiger mal sehen wird und sie bedienen muss.
Würdet ihr in die Nähe eures Ex-Mannes ziehen, wenn ihr von diesem betrogen worden seit? Könnt ihr nachvollziehen, warum meine Nachbarin einfach in die Nähe gezogen ist? Da sie Hausfrau war, hätte sie auch in jeder anderen Stadt einen Job finden können und hätte nicht direkt in die Nähe des Ex-Mannes ziehen müssen oder sehe ich das falsch?
Wenn ich jahrelang in dieser Stadt gelebt habe dann ist es wohl egal ob der Ex-Mann auch dort wohnt oder nicht. Ich würde es auch nicht einsehen deswegen wegzuziehen. Man hat dort immerhin einen Job, Familie und Freunde also warum soll man sich wegen so einem dann direkt von allem entfernen?
Warum sollte man neben dem Mann auch noch die Heimat, das soziale Umfeld und alles andere aufgeben? Sehen werden sich die beiden wegen des gemeinsamen Kindes doch sowieso. Und das Kind behält so ebenfalls das gewohnte Umfeld und kann den Vater oft sehen.
Ich finde das durchaus auch wichtig, dass man in der Nähe bleibt. Immerhin haben die beiden ein Kind zusammen und da muss man sich ja auch darum kümmern und kann nicht einfach wegziehen und es dann nicht mehr sehen. Natürlich ist das alles belastend und schwer, aber sie hat ja auch ein soziales Umfeld dort und arbeitet sicherlich auch in der Nähe, das kann man nicht alles mal eben aufgeben, sondern muss dann eben durch.
Ich finde, dass es hier auf die Hintergründe ankommt. Wenn diese Frau schon immer dort gelebt hat und dort quasi aufgewachsen ist und alle ihre Kontakte hat, dann wäre es unsinnig, von dort wegen einer Trennung wegzuziehen. In meinem Fall wäre das aber anders.
Wenn ich mit meinem Freund auseinander gehen sollte, dann würde ich so oder so wegziehen. Denn ich habe in seiner Stadt keine Freunde, die wohnen alle außerhalb, und Familie habe ich auch nicht. Es ist auch extrem unwahrscheinlich, dass ich in seiner Stadt nach dem Abschluss einen Job finden werde. Wozu soll ich dann also in seiner Stadt bleiben? Das würde doch gar keinen Sinn ergeben.
Ich kenne Paare, die die Stadt verlassen haben, nachdem ihnen ähnliche Dramen zugestoßen sind, die zum Ende einer Beziehung führten. Das war dann aber nie die langjährige Heimatstadt der jeweiligen Person. In der Regel hat es sie zusammen mit dem Partner dorthin verschlagen. Dass man danach irgendwo anders ganz neu anfängt verstehe ich, genauso wie ich verstehe, dass man aber nicht die Heimatstadt wegen so etwas aufgibt. Klar ist es nicht gerade toll, wenn man sich jederzeit noch über den Weg laufen könnte, aber wenn man Freunde, Familie und allgemein ein Leben vor Ort hat (auch außerhalb der Partnerschaft), dann gibt man das doch nicht einfach alles auf.
Warum nicht? Nicht einmal das gemeinsame Kind muss der Auslöser für diese Entscheidung sein, denn selbst wenn man weiter weg zieht kann man es nach wie vor mit Umgangsrecht und Besuchsrecht regeln auch wenn man weiter weg wohnt und auch alle mitziehen an einem Strang. Einfacher ist es damit noch lange nicht, wenn der Kindsvater weiterhin in der Nähe wohnt, denn damit ist noch lange nicht gesagt, dass er sich um das Kind kümmert selbst wenn er überzogen im gleichen Haus sogar wohnt. Denn das Paradebeispiel habe ich selbst mit dem Kindsvater meines Sohnes, der keine 800 Meter weiter wohnt aber sich dennoch nicht kümmert.
Aber jeder geht auch anders damit um und nicht jeder muss direkt flüchten und weit weg, wenn der Ehemann einen betrogen hat. Manche kommen damit auch einfach schon zurecht, wenn die räumliche Distanz gegeben ist und man nicht mehr aufeinander sitzt. Zudem das Verhältnis auch ein anderes ist, wenn man jemanden im Rahmen seines Jobs bedient oder wenn man mit ihm zusammen leben muss und dort den Alltag teilt.
Mir würde das nichts ausmachen da ich Beruf von Privat strikt trenne und da nicht bunt alles miteinander vermische und auf einen Haufen schütte. Nur weil ich nicht weit weg wohne, muss ich Privat dennoch nicht dem Ex die ganze Zeit über den Weg laufen da immer noch genug Raum vorhanden ist, dass es eben nicht sein muss.
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