Was haltet Ihr von der liberalen Moschee in Berlin?

Ich habe vor Kurzem "Stern TV" gesehen und war ganz erstaunt, dass dort über eine "Moschee" berichtet wurde, welche in Berlin ihre Pforten eröffnet hat. Hier ging es aber nicht um die klassische Moschee, wo getrennte Eingänge für Mann & Frau zu finden sind, gewisse Personen nicht rein dürfen usw., sondern um eine liberale Moschee, die natürlich schon wirklich etwas ganz anderes ist.

In der Moschee dürfen Frau & Mann zusammen beten, in der Moschee dürfen Homosexuelle mit beten, Sunniten, Schiiten sowie Deutsche sind hier herzlichst Willkommen. Der Imam ist zudem die Gründerin, also eine Frau. Das alles widerspricht natürlich schon all dem, was die fanatischen Muslime wollen und von daher bekommt die Juristin bereits hunderte Todesdrohungen sowie massiven Polizeischutz.

Trotzdem möchte ich wissen, was ihr von der Moschee haltet? Findet ihr das gut, dass dort auch viele Besucher aus Deutschland schon waren und viele muslimische Männer das sogar örtlich bevorzugt haben, mit der Frau beten zu können und sagen, dass man mit der Zeit gehen muss? Oder denkt Ihr vielleicht auch, dass diese Moschee nichts wert ist und einfach nur eine Provokation sein soll?

Von meinem Standpunkt aus finde ich das eigentlich ganz gut. Ich finde den Islam immer noch schwer fassbar und nachvollziehbar, man hat da als Außenstehender gewisse Bilder und Ideen im Kopf, aber irgendwie kommt man da nicht recht ran an das Thema. Ich weiß nicht, ob diese Religion wirklich so antiquiert und eng gesteckt ist, wie sich das häufig darstellt. Letztens wurde im Fernsehen darüber gesprochen, dass sich der Islam im Gegensatz zum Christentum nie reformiert hätte. Vielleicht ist diese offene Moschee dafür dann ein Zeichen.

Ich habe mich eigentlich auch gefreut, dass eine muslimische Dame mal zeigen wollte, dass der Islam ganz anders ist, als viele ihn im Koran verstehen oder zeigen wollte, dass grundlegend alle von "Allah" in ihrer Glaubensrichtung geschaffen wurden und damit auch wenige Sünder von vorneherein vorhanden sind. Doch offenbar beweist der Islam und all jene, die ihr jetzt drohen, dass der bei Weitem nicht so human ist, wie andere es einem auch gerne glauben machen wollen.

Sie bekommt ja nun regelmäßig Morddrohungen und es gab schon mal einen Anschlag auf die Dame, wobei sie lebensgefährlich verletzt wurde. Ich sehe das äußerst kritisch, weil die Moschee sich auf deutschem Boden befindet und man hier wieder erkennen kann, dass die Leute eben keinen Respekt vor Andersdenkende haben, von einer anderen Auslegung des Korans. Das beweist auch die wenigen Besucher, die da waren. Gleichwohl viele sogar aus Düsseldorf & Co vor Ort waren.

Eigentlich finde ich die Idee weiterhin gut, aber das sie damit jetzt um ihr Leben fürchten muss, stimmt mich weiter in meiner Meinung vom angeblich so friedlichen "Islam" weg. Denn das passt auch historisch über die letzten Jahrzehnte nun einmal nicht und der fundamentalistische Islam nach dem Motto "Frau + Mann getrennt beten", Homosexualität = Krankheit, Todesstrafe den "Homos" usw. Da haben sich einige bis heute nicht mit Ruhm bekleckert und die Leute, die z.B. bei Stern TV interviewt wurden, zeigen auch wieder alles auf.

Ich kenne viele Muslime, durch Nachbarschaft und aufgewachsen. Bis auf die Türken finden alle das richtig scheiße. Daher bin ich schon wirklich etwas erschrocken und hoffe, dass der Frau nichts passieren wird und sie vielleicht doch mit einer etwas liberaleren Moschee durchkommt, um zu zeigen, dass auch der Koran immer eine Angelegenheit dessen ist, was man verstehen möchte und was man zwischen den Zeilen verstehen kann.

Das ist doch wieder völlig absurd argumentiert und verdreht alles komplett. Da gründet jemand eine liberale und moderne Moschee und das wird dann als Argument dafür genutzt, dass der Islam im Allgemeinen gefährlich und reaktionär ist. Dabei findet gerade jetzt vor unseren Augen eine Modernisierung statt.

Weil eine Pionierin mit dem Tode bedroht wird, hört man nicht auf das, was sie sagt, sondern auf das, was ihre Gegner sagen? Das ist ungefähr genauso logisch, als würde man argumentieren, dass alle Katholiken radikal und gefährlich seinen, nur weil damals im Jahr 1982 ein katholischer Priester versuchte den Papst zu ermorden.

Dass man aus den Ansichten oder Taten von Extremisten Rückschlüsse auf die große Mehrheit zieht, das ist einfach mal komplett populistisch. Jeder Mathematiker oder Statistiker schlägt sich an den Kopf, wenn er so etwas liest. Denn schließlich haben nicht alle Moslems ihr gedroht. Und das Einverständnis für solche Drohungen haben auch nicht alle Moslems gegeben. Wer hier Rückschlüsse darauf zieht, wie alle Moslems angeblich seien, der versucht nur sein Gedankengebäude und seine Klischees zu retten, die von so einer Neugründung in Frage gestellt werden.

Wir fordern hier ständig, dass sich auch der Islam an die Moderne anpassen sollte und diese Gruppe hier scheint jetzt einen entsprechenden Versuch zu wagen. Ob sich das als neue Strömung durchsetzen wird, wird sich zeigen. Aber das wird nicht gleich morgen erkennbar sein. Selbst wenn so eine Moschee durch viele nur als Provokation gesehen wird, wird sie vielleicht trotz allem einen Denkanstoß geben.

Womöglich hat die Gründerin sogar Recht? Vielleicht ist genau ihre Art und Weise der Moschee die richtige Auslegung des Korans? Das weiß ich nicht und sie ist eine wahrhaftige Minderheit. Was jedoch nicht bedeuten soll, dass sie nicht die richtige Wahrheit des Korans lehren würde, das möchte ich ihr nicht absprechen und habe ich nicht behauptet.

Trotzdem zeigt es mir, die Muslime die in Stern TV in Berlin um die Moschee herum befragt wurden, dass sie schon per se jetzt mit genau denen zu tun kriegt, wo viele meinen, dass dies Ausnahmen seien. So ausnahmswürdig finde ich das alles nun einmal nicht und da lasse ich mir auch nichts einreden, sondern widerspiegelt das meine Meinung und das, was ich sehe. Was Statistiken sagen, mag mit Verlaub richtig sein. Trotzdem sind die fundamentalistischen Fanatiker hier lange vorhanden und gehören hier nicht her, wenn man die Dame jetzt so dermaßen von bedroht.

Wenn ich auf Facebook die Kommentare mit Bildern von offensichtlichen Muslimen und keinen offenkundigen Fakeaccounts sehe, was sie der Dame wünschen, den Homosexuellen in Berlin, jedem muslimischen Glaubensbruder der dort wirklich reingeht usw - dann muss man sich einfach auch mal wirklich ernsthaft fragen, ob hier wirklich nur kleine Ausnahmen die Regel sind?

Viele muslimische Verbände drehen am Rad wegen der Moschee, einer war vor Ort bei Stern TV und hat sie beispielsweise als "nicht Moschee" betitelt, als kein Iman, weil eben klare Regeln herrschen würden. Die Regeln wären ja "Mann+Frau getrennt", Iman muss Mann sein usw.

Ich sage nicht, dass jeder Muslim ihr gedroht hat, aber Fakt ist auch, die die drohen, sind zu viel und die gehören nicht zu einem westlichen Land wie Deutschland, wenn sie damit weiter den Fundamentalismus frönen. Das denke ich und das steht mir glücklicherweise auch frei.

Ansonsten finde ich ihre Idee weiterhin sehr gut, aber sie tut mir auch wirklich leid, dass sie genau das zu spüren kriegt, was viele auch ich von vielen Leuten des Islams denken. Intoleranz auf hohem Niveau, Gewaltbereit und mittelalterliches Denken. Ob ihre Auslegung des Korans womöglich die Richtige ist, das werde ich wohl nie erfahren oder wir im Allgemeinen nicht!

Und Du hast Recht @Trüffelsucher von heute auf morgen, wird es das nicht geben, aber ein Denkanstoß könnte es sein. Ich würde es ihr wünschen, auch wenn in meinem Bekanntenkreis bis auf die Türken ihre Moschee schon von vorneherein ablehnen. Doch ich sag mal so, was der Bauer nicht kennt, frisst er bekanntlich nicht. Vielleicht ist es die Angst vor etwas Neuem? Vielleicht die Angst vor was höherem? Man weiß es nicht, aber man darf hoffen.