Geburtsort nicht als Zuhause betrachten?
Ich habe lange unweit von dem Ort gewohnt, in dem ich auch geboren wurde. Für mich war das eindeutig mein Zuhause und meine Heimat. Auch jetzt betrachte ich das immer noch so und habe ein sehr verbundenes Gefühl zu dieser Stadt und dem Bundesland.
Allerdings höre ich auch durchaus immer wieder, dass jemand seinen Geburtsort und den Ort an dem er aufgewachsen ist, nicht als sein Zuhause betrachtet. Da hört man dann schon mal, dass die Person ihr Zuhause erst jetzt irgendwo anders gefunden hätte. Für mich ist das so nicht nachvollziehbar, aber ich denke, dass es auch eine Rolle spielt, welche Erinnerungen man mit dem Geburtsort verbindet.
Betrachtet ihr euren Geburtsort als Zuhause? Oder habt ihr euer eigentliches Zuhause auch irgendwo anders gefunden? Woran liegt das? Meint ihr auch, dass die Erinnerungen und Erfahrungen da eine Rolle spielen?
"Zu hause" ist, wie das Wort schon sagt, der Ort, in dem man wohnt also wo das Haus steht, in dem man wohnt. Das kann durchaus auch das Elternhaus sein, zu dem man sich noch verbunden fühlt, weil die Eltern noch darin wohnen. Meine Geburtsheimat ist nicht mein zu hause. Es ist der Ort, in dem ich mehr als die Hälfte meines Lebens verbracht habe und ich fühle mich dem auch noch verbunden. Aber "zu hause" ist da, wo ich wohne und wo ich jetzt im Moment meine Heimat habe. Auch wenn es "nur" die Wahlheimat ist.
Wenn man sich seinem Geburtsort immer noch so verbunden fühlt, dass man es nach vielen Jahren immer noch als "zu Hause" empfindet, dann muss die Person meiner Meinung nach in ihrer Wahlheimat absolut unglücklich und deprimiert sein. Ich empfinde meine aktuelle Wahlheimat als "zu Hause" und die ist eindeutig nicht mein Geburtsort. Unglücklich bin ich nicht, im Gegenteil. Wenn ich die Entscheidung als falsch empfunden hätte, hierhin zu ziehen, dann wäre ich hier gar nicht erst hingezogen.
Mir erschließt sich nicht, wenn man von seiner Heimat freiwillig wegziehen kann und sich dennoch die ganze Zeit danach sehnt zu seinem "zu Hause" der Geburtsheimat zurückzukehren. Warum geht man denn dann weg? Das ist ein freies Land und man wird ja wohl nicht mit der Pistole auf der Brust dazu gezwungen, seine Heimat zu verlassen und woanders ein neues Leben zu beginnen oder sehe ich das falsch?
Ich würde "Zuhause" nicht unbedingt als den Ort ansehen, wo das Haus steht, sondern da, wo man sich eben zuhause fühlt. Das ist sicher bei jedem anders, wie sich denn ein "Zuhause" anfühlt, aber es ist schon mehr als nur der Ort, wo eben das Bett und die Möbel so drin rumstehen.
Meinen Geburtsort betrachte ich auch nicht als Zuhause, aber das liegt eher darin, dass ich gerade mal ein halbes Jahr alt war, als meine Familie umzog. Den Ort, wo ich von da an aufgewachsen bin, betrachte ich sehr wohl noch als Zuhause, und ja, auch deutlich mehr als die Wohnung, in der ich jetzt wohne. Ist ja ganz nett hier, aber ich habe irgendwie nichts, was mich so wirklich an diesen Ort "bindet" und mir beispielsweise das Gefühl von Zuhausesein vermittelt. Dagegen passt der Ort meines Austauschjahres deutlich eher, das ist für mich auch mein Zuhause, obwohl ich da auch nur ein Jahr verbracht habe.
Ich sehe es ebenfalls so, dass mein Zuhause der Punkt ist, an dem ich meinen aktuellen Lebensmittelpunkt habe. An diesem bin ich in der Regel auch gemeldet und wohne dort, es kann sich aber immer mal ändern wenn man z.B. umzieht. Von daher sehe ich meinen Geburtsort nicht als Zuhause an und auch mein Elternhaus ist es schon lange her, dass ich dieses als Zuhause deklariert habe obwohl ich mich dort nie wirklich wohl gefühlt habe. Ich habe da gewohnt, war dort gemeldet und das war es auch schon um hinterher als Zuhause genannt zu werden.
Tiefe Verbindungen mit einem Ort gehe ich aber auch nie ein, dass ich mich an eine Stadt oder so klammere und diese nicht mehr verlassen möchte. Ich sehe alles als einen neuen Lebensabschnitt und tue mich von daher auch einfacher, mein Zuhause einfach zu verlegen und zu verschieben. Andere tun sich da deutlich schwerer, weil sie an der Vergangenheit klammern oder ein paar Erinnerungen, so ist es bei mir eben halt nicht.
Ich betrachte meinen Geburtsort auch nicht als mein Zuhause. In der Stadt bin ich ja nur geboren, gelebt habe ich da nie. Den Ort in dem ich aufgewachsen bin habe ich eine Weile mal als Zuhause betrachtet. Da war ich Ende 20 und bin freiwillig wieder dorthin gezogen und wollte dort eigentlich meinen Lebensabend verbringen. Mit Anfang 30 bin ich dann aber wieder weggezogen, habe hier nun Haus, Ehemann, Job und Kinder. Mein jetziger Wohnort ist jetzt definitiv mein Zuhause.
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