Verlust eines Tieres weniger schlimm wenn man mehrere hat?
Ich hatte früher immer einige Meerschweinchen. Heute habe ich noch Hunde und Katzen, aber keine Nagetiere mehr. Schon damals musste ich mir dann anhören, dass es doch nicht so tragisch wäre, wenn eins meiner Meerschweinchen verstorben war. Denn ich hätte ja noch genügend andere Meerschweinchen.
Mich haben solche Aussagen immer sehr wütend gemacht. Denn mir lag jedes der Tiere am Herzen und ich war sehr traurig, wenn ein Tier gestorben ist oder eingeschläfert werden musste. Da war es dann auch kein großer Trost, dass man ja noch weitere Haustiere hat. Es ist sicherlich schon etwas anderes, wenn man in eine komplett leere Wohnung kommt, wo vorher auch das Haustier immer da war oder ob man eben noch ein paar Tiere hat. Aber trotzdem trauert man ja doch, wenn man ein Tier verloren hat. Dabei macht es doch nicht die Menge aus. Zumindest war das bei mir immer so.
Könnt ihr nachvollziehen, dass man den Verlust eines Tieres als weniger schlimm ansieht, wenn man mehrere Haustiere hat? Oder trauert ihr auch um jedes Tier, egal ob ihr noch weitere zu Hause habt? Ist es nicht sehr oberflächlich zu sagen, dass man sich nicht so anstellen soll, da ja noch andere Tiere vorhanden sind?
Wer keine Tiere hat oder hatte, kann sich die emotionale Bindung, die Tierbesitzer zu ihrem Tier haben, meist nur schwer vorstellen. Da liegt dann die Idee nahe, dass doch Ersatz vorhanden ist. Wobei es tatsächlich leichter ist, wenn noch andere Tiere da sind.
Also der Verlust selbst wird dadurch nicht gemindert, aber die Zeit danach wird einfacher. Ja, es ist schwer, wenn plötzlich nur noch ein Hund oder eine Katze in der Wohnung sind oder wenn im Käfig ein Tier fehlt. Aber noch schlimmer ist es, wenn da totale Leere und Stille herrscht.
Wenn noch ein Tier da ist, wird einem zwar immer bewusst, dass das andere fehlt. Aber gleichzeitig wird man eben auch ein wenig abgelenkt. Sicher ist es schwer, wenn nur noch ein oder zwei Hunde zur Begrüßung an die Tür kommen. Aber die wollen dann auch Zuwendung, das Verlustgefühl muss also recht schnell weichen. Wenn gar niemand mehr kommt und es einfach total still ist, das ist noch fieser, weil man sich selbst aus dem Verlustgefühl holen muss.
Ich denke, da muss man auch berücksichtigen um was für ein Tier es sich dabei gehandelt hat. Ich hatte zum Beispiel mal ein ganzes Rudel Tanzmäuse oder auch Fische und da war auch oftmals ein Tier verstorben und da habe ich mich nun auch nicht gerade gefreut darüber, aber Trauer wäre jetzt auch ein wenig übertrieben. Man muss da eben wirklich schauen und unterscheiden, ob und wie man eine emotionale Beziehung zu den jeweiligen Tieren aufgebaut hat.
Zu glauben, dass ein Haustier das andere einfach ersetzen kann für Menschen, die ihre Tiere lieben, ist auf jeden Fall falsch. Das sind ja keine Stofftiere (und selbst diese können einen emotionalen Wert besitzen, den man im Ersatz vielleicht nicht sieht). Ich finde aber schon, dass es auf gewisse Weise hilft, wenn man dann nicht völlig ohne ein geliebtes Tier zurückbleibt. Als der Hund einer Freundin viel zu früh starb, hätte sie sich am liebsten wochenlang im Haus eingeschlossen. Da gab es aber noch einen zweiten Hund, der natürlich weiterhin ausgeführt werden musste und Aufmerksamkeit brauchte. Es hat ihr schon geholfen, dass der zweite Hund ihr sozusagen einen Grund gab weiterzumachen. Sicher spendet das zweite Tier dann auch Trost. Aber anzunehmen, der Verlust einer Katze sei nicht schlimm, wenn man noch zwei weitere hat oder das es keinen Unterschied macht, ist ziemlich taktlos.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sehr helfen kann, wenn noch andere Tiere da sind. Denn dann hat man eine Aufgabe. Man kann sich nicht hängen lassen, frustriert und deprimiert in einer Ecke kauern und den Lebenssinn hinterfragen. Sondern man muss jeden Tag aufstehen, seinem Alltag gehen, sich um Familie, aber auch um andere Haustiere kümmern. In meinen Augen hilft eine gewisse Alltagsroutine sehr gut bei der Trauer. Ich würde verrückt werden, wenn ich im Trauerfall nur sitzen und vor mich hinstarren müsste ohne Aufgabe. Das macht in meinen Augen alles nur noch schlimmer.
Bei Menschen, die so etwas behaupten, geht mir echt das Messer in der Tasche auf und da braucht sich dann auch niemand zu wundern, wenn ich pampig werde. Solche Sprüche habe ich öfter bekommen, wenn früher mal eine meiner Katzen gestorben ist. Unsere Familie hatte zwar immer nur eine zur selben Zeit, dafür kamen nach dem Tod aber immer wieder Sprüche wie: "Hol dir doch einfach eine neue, dann geht es dir besser." Meine Tiere waren für mich immer wie eigene Kinder mit einer individuellen Persönlichkeit. Würde man dagegen zu einer Mutter, deren Kind gerade gestorben ist, sagen, dass sie doch ein neues bekommen kann, wäre man der böseste, herzloseste und taktloseste Mensch überhaupt. Für mich besteht da jedoch kein Unterschied.
Die komplette Stille ist immer noch schwerer zu ertragen, als wenn nur eines fehlt. Man kann sein Tier durchaus lieben und jedes einzelne, aber wenn man noch weitere Tiere zu versorgen hat die ihre Aufmerksamkeit einfordern, dann ist man auch abgelenkt und kommt schneller mit der Trauer auch klar als wenn am Ende nichts mehr da ist und nur noch ein leerer Käfig oder kein Hund mehr an der Tür steht.
Ich muss sagen, dass ich es auch einfacher fand wenn noch andere Tiere vorhanden waren um einen Verlust zu mildern. Manche Verluste waren aber auch nicht so schlimm, da die Bindung einfach lockerer und nicht so eng war wie mit anderen Tieren die ich gehalten habe. Leider muss ich auch sagen, dass ich sogar schon erleichtert war als einer der Degus tot im Käfig gelegen hatte, einfach da er ein Problemfall war und ich mit ihm auch nie warm geworden bin und es somit für mich und die restlichen Bewohner auch einfacher wurde mit seinem Ableben.
Wir haben bei uns zu Hause einige Tiere, die aus schlechten Haltungen stammen. Wir haben sie bei uns aufgenommen und möchten natürlich, dass es den Tieren gut geht. Somit verbringen wir viel Zeit mit ihnen und natürlich entsteht dort eine Bindung.
Ich bin mit Tieren groß geworden und musste leider auch schon ein paar von ihnen verabschieden. Unser Dackel lebte 17 Jahre bei uns, unsere Katze 21 Jahre. Da geht es mir schon ziemlich nahe, wenn die Kleinen dann nicht mehr da sind.
Wenn ein Tier verstirbt ist es für mich nie einfach. Gerade bei unserem Frettchen war es schwer, da er auf meinem Arm eingeschlafen ist. Wir begraben unsere Tiere auf unserem großen Grundstück und von jedem hängt ein Foto in der Wohnung.
Jeder Abschied ist schwer. Natürlich würde es mir schwerer fallen, wenn mein Hund sterben würde, der in meiner Freizeit immer bei mir ist. Aber auch eine unserer Bartagamen oder einer der Wellensittiche würden mir fehlen, wenn sie nicht mehr da wären.
In Gedanken trage ich sie aber immer bei mir und weiß, dass sie ein schönes Leben hatten und ich alles dafür gegeben habe, dass sie gesund bleiben. Bei uns gehören die Tiere dazu und ich kann mir auch kein Leben ohne Tiere vorstellen. Der Tot gehört leider dazu und Tiere haben leider eine nicht so lange Lebenserwartung wie wir.
Wenn man sich für ein Tier entscheidet, muss man damit rechnen, dass es irgendwann verstirbt. Natürlich ist das extrem traurig, aber man kann sich ja an viele tolle Momente erinnern. Jedes meiner Tiere wäre ein Verlust, der mich wirklich treffen würde. Aber ich weiß, dass sie ein glückliches Leben hatten.
Meiner Meinung nach ist es also egal, wie viele Tiere man hat. Ein Abschied ist niemals einfach. Egal wie viele Tiere bei uns leben, jedes würde fehlen.
Noch andere Tiere zu haben mag die Zeit danach einfacher machen, aber man vermisst das verstorbene Tier ja deshalb nicht weniger. "Niemand mehr" ist immer schwerer als "einer weniger", aber das ist trotzdem alles andere als "nicht so schlimm". Man würde ja auch niemandem, dessen Großmutter gestorben ist, sagen "Ach, du hast doch noch eine andere, ist ja nicht so schlimm!"
Der Vergleich mag übertrieben wirken, und sicher kommt es auch stark auf das Tier an, aber das ist es eben: Es kommt auf das Tier an. Wenn ich beispielsweise nur noch einen Fisch hätte und der stirbt, würde mich das mit großer Wahrscheinlichkeit weniger belasten als wenn einer von zwei Hunden stirbt. Einfach, weil ich mit dem Hund wahrscheinlich eine deutlich engere Bindung hatte als mit dem Fisch.
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