Wohnung ungesehen mieten ein Fehler?
A möchte aus beruflichen Gründen umziehen und ist schon fleißig auf Wohnungssuche in seiner neuen Stadt. Vor kurzem bekam er einen Anruf von der Wohngenossenschaft, die ihm ein sehr attraktives Angebot gemacht hat. Die Wohnung soll erst in vier bis sechs Wochen frühstens frei sein und vorher ist eine Besichtigung auch gar nicht möglich.
A wurde telefonisch einiges zu der Wohnung mitgeteilt. So weiß er die Adresse, er weiß die Lage, Größe, Kaltmiete und Badausstattung. Er möchte sich am Wochenende die Gegend vor Ort anschauen und wenn sie ihm gefällt, soll er bis Montag zusagen ob er die Wohnung mieten möchte oder nicht. Wenn nicht, dann will die Sachbearbeiterin der Wohngenossenschaft die Wohnung anderweitig vermitteln.
Jetzt ist A ein wenig skeptisch, weil man von außen ja nicht wirklich was sehen kann. In seiner letzten Wohnung gab es sehr dünne Wände, sodass er sich sehr gestört und belästigt gefühlt hat. Er weiß ja bei einer Besichtigung von außen gar nicht, ob die Wände hier genauso dünn sind oder ob die Nachbarn in dem Mehrparteienhaus da besonders laut sind.
Daher fühlt A sich so, als würde er die Katze im Sack mieten, wenn er sie quasi ungesehen mieten würde, bis Montag ist aber eine endgültige Entscheidung fällig. Bs Bruder hatte deswegen schon vorgeschlagen, vor Ort einfach den Vormieter zu fragen, damit er Gewissheit hat und kein schlechtes Gefühl dabei hat, wenn er die Wohnung ungesehen mieten würde.
Würdet ihr eine Wohnung ungesehen mieten? Wäre das ein Fehler oder kann das gerade bei Wohngenossenschaften auch gut gehen?
Wenn man wirklich dringend auf der Suche nach einer Wohnung ist oder das Angebot stimmt, kann man ruhig zuschlagen. Letztendlich muss man ja auch nicht ewig in der Wohnung bleiben und schön machen kann man es sich doch auch überall. Man muss nicht zwingend eine perfekte Wohnung, einen perfekten Schnitt haben, man kann es sich auch so schön machen. Einen Versuch ist es sicherlich wert, auch wenn ich mich das noch nicht getraut habe.
Ich würde keine Wohnung ungesehen anmieten, egal ob von Privat oder auch von einer Genossenschaft. Denn man weiß dann nie, was man dort wirklich mietet und auch die Grundrisse sind nicht immer aktuell und passen überein. Gerade bei den Genossenschaften gibt es "Mustergrundrisse" die ausgehändigt werden und hinterher sieht die Wohnung leicht anders aus. Kann sich aber für das Stellen von Möbeln bereits auswirken.
Ich finde es auch untypisch, dass Genossenschaften so drängeln und nicht einmal die Möglichkeit der Besichtigung bieten. Das kenne ich so nicht, diese bestellen immer die ersten der Liste ein bzw. Bewerber die "passen" könnten und diese dürfen die Wohnung ansehen. Wer es hinterher dann anmieten möchte meldet sich direkt beim Besichtigungstermin oder einen Tag hinterher und dann wird das ganze entschieden. Das ist die übliche Vorgehensweise dazu die mir geläufig ist.
Es kann aber auch gut gehen, muss es aber nicht. Normalerweise schreiben die Genossenschaften die Wohnungen auch rechtzeitig aus, dass ein nahtloser Übergang zwischen zwei Mietern entsteht. Wenn das ganze auf einmal so eilt und dringend ist, dann möchte der Vormieter sicherlich früher aus seinem Mietverhältnis entlassen werden. Damit das klappt, müsste dieser aber auch dem Vermieter und den Nachmietern die Gelegenheit für eine Besichtigung geben nachdem zuvor ein Termin ausgemacht worden ist.
Ich würde das in dem Moment wohl auch von der Dringlichkeit abhängig machen. Wenn man wirklich sehr auf diese Wohnung angewiesen ist, dann könnte ich mir schon vorstellen, bei diesem Angebot zuzuschlagen. Sicher kann es dann sein, dass man manche Fehler erst später bemerkt, aber das ist ja immer so und das kann auch nach einer Besichtigung noch der Fall sein. Wenn man die Wohnung aber nicht dringend braucht und die Chancen in dem Ort gut sind, eine Wohnung zu finden, würde ich weitersuchen.
Bei solchen Genossenschaften sind die Mietpreise oft etwas preiswerter als bei einigen anderen Wohnungen in der Gegend. Von daher kann ich nachvollziehen, dass man an so einer Wohnung interessiert ist.
Unbesehen würde ich heute auch nicht mehr mieten. Aber alles kann man bei einer Besichtigung auch nicht bemerken. Wie dünn oder dick die Wände sind, bemerkt man auch nicht zu jeder Minute des Tages. Wenn man zum Beispiel tagsüber am Werktag da ist, weiß man auch nicht, ob der Nachbar direkt nebenan jeden Samstag Abend mit seinen Freunden in der Wohnung vorglüht, bevor er in den Club oder in ähnliche Lokalitäten geht.
So einen Nachbarn hatte ich auch mal. Die Wohnung hatte sogar relativ dicke Wände, da es ein Altbau war. Aber selbst die waren gegen den Schalldruck von so einem Partylöwen machtlos. Irgendwann hat man sich damit arrangiert und ist bevorzugt zu der Zeit selbst weg gewesen und sich für den Rest der Zeit mit Kopfhörern oder Ohrstöpseln beholfen. Manchmal hat man halt Pech.
Wenn ich nicht besichtigen könnte, würde ich einfach bei den künftigen Nachbarn klingeln und sie fragen, ob sie wissen, um welche Wohnung es sich handelt. Vielleicht hat man ja Glück und man kann privat besichtigen. Wenn der derzeitige Mieter nämlich einen als Gast empfängt, kann das die Genossenschaft auch nicht verhindern.
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