Dürfen mutmaßliche Täter öffentlich beleidigt werden?

Am Wochenende ist durch zwei Raser die sich ein Rennen geliefert haben wieder ein Unschuldiger getötet worden. Im Fernsehen wird viel berichtet und auch von Reportern und Journalisten wird der Täter als "Idioten" und Schlimmeres betitelt. Sicher kann man solche Menschen nicht schonen und da fehlen einem auch oft die Worte. Aber muss man öffentlich die Leute beleidigen? Bevor sie nicht verurteilt wurden, gilt hier in Deutschland ja immer noch die Unschuldsvermutung. Selbst, wenn die Tat und der Täter feststeht.

Was denkt ihr über Beleidigungen für Täter in der Öffentlichkeit und speziell auch noch von Berichterstattern? Sollte die sich nicht zurückhalten? Auch wenn viele Emotionen dabei die Rolle spielen bleibt es ja eine Beleidigung und stellt man sich da nicht auf eine Stufe mit den Tätern?

Ich denke, dass es einfach der Meinungsbildung dient. Man möchte ein gemeinsames Feindbild schaffen und mit der Meinung der Leute gehen, sich nicht zurückhalten um letztendlich Zuschauer oder Leser zu generieren. An sich finde ich das nicht sonderlich gut, da man sich einfach zurückhalten kann und sachlich darüber berichten kann ohne gleich zu beleidigen. Natürlich hat jeder seine Meinung, aber private Meinungen sollten im Beruf einfach nicht immer eingebracht werden.

Auf eine Stufe mit den Tätern stellt man sich meiner Meinung nach nicht. Schließlich ist eine Beleidigung nicht so schlimm, wie ein Mord oder eine fahrlässige Tötung. Wie auch immer man das bezeichnet, wenn durch illegale Wettrennen Menschen zu Tode kommen.

Trotzdem ist es nicht richtig, jemanden so zu beleidigen, wo nicht endgültig fest steht, ob er oder sie wirklich der Täter war. Wenn beispielsweise bekannt ist, welches Auto bei der Tat mitgefahren ist, könnte es ja immer noch sein, dass nicht der mutmaßliche Täter am Steuer saß, sondern zum Beispiel sein bester Kumpel, der sich das Auto zu dem Tatzeitpunkt geborgt hat, den der mutmaßliche Täter aber nicht belasten will.

Aber selbst wenn der Täter als solcher verurteilt ist und damit das "mutmaßlich" wegfällt, weil er ab da als tatsächlicher Täter gilt, weiß ich nicht, ob eine Beleidigung da erlaubt wäre. Denn ich glaube nicht, dass das einen Unterschied macht, ob jemand wegen einer kriminellen Handlung verurteilt wurde, dass man ihn beleidigen darf? Sonst wäre es ja möglich, jeden Mörder, Bankräuber und so weiter öffentlich mit Worten an den Pranger zu stellen und das wäre mir neu, dass das erlaubt ist.

Man kann das aber auch anders ausdrücken. Man muss ja nicht sagen, Herr Mustermann aus Köln ist ein Idiot. Man kann ja auch sagen, dass illegale Wettrennen idiotische Taten sind. Damit ist niemand persönlich als ganzes angegriffen und trotzdem das Fehlverhalten an sich deutlich kritisiert. Das ist eine kleine Feinheit, die schon einen Unterschied macht.

Natürlich ist es nie richtig, jemanden zu beleidigen. Doch gewisse Beleidigungen wie "Idioten" sind ja noch human und gelten meiner Meinung nach zur Meinungsfreiheit. Es mag nichts bringen, aber es spiegelt doch das wieder, was letzten Endes diese Sorte Mensch ausmacht. Jemand der an illegalen Straßenrennen teilnimmt und dabei jemanden auf den Gewissen hat, ist eben ein Idiot und das ist ja noch nett.

Wenn man die Täter festnimmt, die das Auto gefahren haben, was ja meist medial schon als sicher entspricht, dann spielt doch keine Rolle mehr, ob es am Ende 2 Jahre Bewährung, Mord, Totschlag usw. heißt. Der Richtige ist gefasst und damit kommt eine Beleidigung schon gut. Mag nicht richtig sein, aber sowas denkt man eben von diesen Menschen.

Einem Vergewaltiger bezeichne ich noch als viel schlimmeres, auch wenn es nichts bringt. Es ekelt mich aber an, was teilweise alles vorhanden ist. Da muss ich mit "Idiot" oder anderen "Beleidigungen" mal meine Luft raus lassen. Ich rufe aber nicht wie andere zur Selbstjustiz auf, selbst wenn ich es denken würde. Strafe und mehr. Das natürlich nicht.

Jeder Mensch ist halt anders und man möchte wohl auch zeigen, was man von diesen Menschen hält. Selbst das bringt natürlich nichts, aber einige machen sich eben gerne mal Luft.

Wenn ich da an die Arno-Dübel-Hetzkampagne oder den Parasitenvergleich von Clement denke, kann ich über solche Bedenken nur lachen. Die letzten 12 Jahre hatte keiner ein Problem alle Hartz-IV-Bezieher als Schmarotzer oder ähnliches zu bezeichnen. Weshalb gibt es jetzt auf einmal die Probleme.

Hier geht es ja auch in erster Linie darum, dass Journalisten sich beleidigend geäußert haben und das in der Öffentlichkeit im Fernsehen. "Bescheuerte Vollidioten" war da noch harmlos. Sicher ist schlimm, was im Beispiel gemacht wurde. Und es ist auch nicht zu entschuldigen. Aber dennoch sollten sich meines Erachtens gerade Journalisten und Berichterstatter zurückhalten.

Ich sehe das Wort Idiot in diesem Fall nicht als Beleidigung an. Kommt ja auch immer noch drauf an, ob man nun sagt "Herr X der das Opfer tot gefahren hat ist ein Idiot" oder man sagt "Raser die andere totfahren sind Idioten". Rechtlich liegen darin große Unterschiede. Was genau gesagt wurde geht aus deinem Text nicht hervor.

So oder so muss ich aber sagen, dass Menschen die an Autorennen teilnehmen für mich auch Idioten sind. Dass Journalisten oder Nachrichtensprecher solch eine Wortwahl haben, habe ich aber auch noch nicht erlebt. Das kommt vielleicht bei RTL II vor, aber bei der Tagesschau würde doch sowas keiner sagen.