Im Kindergarten Lupengläser zur Insektenbeobachtung nutzen?

vom 20.06.2017, 11:13 Uhr

Vor kurzem habe ich mich mit einer Bekannten unterhalten, die als Erzieherin in einem Kindergarten arbeitet. Wir kamen dann darauf, dass Kinder sehr unempfindlich sind was kleine Tiere angeht. Meine Bekannte meinte nämlich, dass ein Kind eine Biene gefangen hätte und ihr diese stolz präsentiert hatte.

Sie erzählte dann, dass sie extra Lupengläser im Kindergarten hätten, in die dann die Insekten hinein kämen, wenn ein Kind wieder eines gefunden hätte. Sie könnten das Tier dann durch die Lupe im Deckel in Ruhe ansehen und anschließend würde das Tier wieder in die Freiheit entlassen.

Für mich klingt das wirklich nach einer guten Idee. Ich kenne solche Lupengläser aus meiner Kindergartenzeit nicht. Damals gab es diese wohl anscheinend noch nicht. Was haltet ihr von solchen Lupengläsern in Kindergärten? Gibt es das in dem Kindergarten eurer Kinder auch? Seht ihr dies als Tierquälerei an? Oder meint ihr, dass es eine schöne Sache ist, damit Kinder etwas über die Tierchen lernen können?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich halte davon rein gar nichts. Denn was ändert es schon großartig? Das Tier wird erst gefangen und dann eingesperrt und wieder frei gelassen und was passiert dazwischen? Mal eben schütteln, hier drehen damit man gucken kann oder das ganze in die Sonne legen damit die Fliege noch geröstet wird bevor sie wieder fliegen darf?

Tut mir Leid, da ist es doch eher angebracht, dass man das Vieh auf der Hand sitzen lässt und es gehen lässt, wenn es denn will und nicht anfängt noch mit einsperren und dann aufspielen wie toll man ist, da es dann wieder gehen kann und jeder mal gaffen durfte.

Wenn Kinder etwas über diese Tierchen und Insekten lernen und sehen wollen, dann gibt es genug andere Alternativen als das lebende Objekt welches im Garten eingefangen wird und dann in ein Lupenglas gesetzt wird und dort erst nach Stunden oder Tagen, wenn alle fertig sind, wieder raus gelassen wird. Zudem einige der Tiere auch geschützt sind und das nicht ohne Grund, warum wird das noch unterstützt mit den einsperren und den Kindern vermittelt, dass das "normal" wäre?

Wie gesagt, es gibt Alternativen mit dem Insektenmuseum wo man sich die Biester anschauen kann, Imker, Zoohandlung, Tierpark und solche Dinge. Da muss man nicht selbst einen auf Tierfänger machen mit Gefäßen und diese einsperren. Auch Bücher gibt es und Schaukästen mit lebenden und toten Exemplaren die nur dafür gehalten werden. Dafür muss man mit seinem Hintern aber auch mal vor die Tür gehen und das besuchen. Und dann sogar noch diese tolle Erfindung mit dem Internet, wo man sich alles bis ins letzte Detail vergrößern und anschauen kann.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich weiß gar nicht, ob es das bei uns im Kindergarten gibt. Ich finde im ersten Moment klingt es gut, weil das Kind so das Tier sehen kann, aber bei so kleinen Kindern muss man wirklich damit rechnen, dass sie das Tier nicht sofort wieder herauslassen, schütteln und es nicht angemessen behandeln. Deswegen würde ich es besser finden im Kindergarten darauf zu verzichten und so etwas erst mit Schulkindern machen oder in ein Museum zu gehen, damit die Kinder, die Insekten sehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Tierqäulerei gibt es bei wirbellosen Tieren eigentlich gar nicht. Zumindest wird es schwer, jemanden zur Verantwortung zu ziehen, weil er eine Wespe gequält hat. So lange es sich nicht um Tiere handelt, die unter Naturschutz stehen, kann man die folgenlos in eine Becherlupe einsperren.

Die meisten Kinder kennen stechende Insekten jedoch eh schon und würden sie nicht fangen. Die meisten Eltern warnen schließlich schon frühzeitig vor diesen Tieren um Unfälle möglichst aus dem Weg zu gehen. Von daher gehe ich nicht davon aus, dass von Becherlupen in Kinderhand den Bienen dieser Welt jetzt enorme Gefahr drohen würde. Da ist diese Milbe und der inflationäre Gebrauch von chemischen Spritzmitteln ein viel größeres Problem, davon kommen nämlich viele Bienen zu Tode. Eine Biene, die kurz mal in einer Becherlupe war und von der Erzieherin dann mit der Erklärung dann frei gelassen wird, dass man mit Bienen so nicht umgeht, wird das in der Regel überstehen.

Museen und Internet sind eine tolle Sache. Aber Primärerfahrungen mit der Realität sind dadurch nicht zu ersetzen. Es ist immer noch was anderes, wenn einem ein Junikäfer beim Spielen auf der Wiese in den Finger zwickt und man fühlt das, als wenn man einen aufgespießten Junikäfer im Museum sieht. An welchen Junikäfer wird sich das Kind wohl noch in einem Jahr erinnern? Die meisten Kinder können über abstrakte Zugänge längst nicht so gut lernen, als wenn alle Sinne mit eingebunden sind und etwas echt erlebt und im wahrsten Sinne des Wortes begriffen wird.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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