Als Lehrer den Schülern negative Urkunden überreichen?

Ich habe kürzlich von einem interessanten Fall gelesen. Es ging um eine US-Lehrerin aus Houston. Diese hatte Schülern der 7. Klassen Urkunden angefertigt und überreicht. Die Urkunden sahen wohl "nett" gemacht aus, also freundlich, mit Sternchen und Kringeln, einem Bild vom Schul-Maskottchen. Allerdings stand der Grund für die Urkunde eher negativ auf dem Papier.

So stand bei einem Schüler auf der Urkunde "Hat die besten Aussichten, Terrorist zu werden" und bei einem anderen "Hat die besten Aussichten, obdachlos in Guatemala zu sein". Derartige Texte finde ich persönlich schon heftig. Die Lehrerin soll das wohl als "Scherz" den Schülern angekündigt haben, es kam aber überhaupt nicht gut an. Die Lehrerin soll wohl schon vorher auffällig geworden sein, das wäre nicht das erste Mal. Die Schulverwaltung kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. Bin gespannt, was dabei herauskommt.

Ich kenne das nur so, dass man wegen positiver Sachen eine Urkunde bekommt. Beispielsweise, weil man bei den Bundesjugendspielen mitgemacht hat und besonders gute Leistungen erzielt hat. Mir erschließt sich auch nicht, das daran witzig sein soll, solche negativen Urkunde zu verteilen oder wo da der Lerneffekt sein soll. Was haltet ihr von dieser Geschichte? Kann es unter Umständen pädagogisch sinnvoll sein, solche Urkunden auszustellen? Weil man die Schüler vielleicht beschämt, wenn sie sich schlecht benehmen und dadurch verhindert, dass sie obdachlos oder zu Terroristen werden?

Das ist ja sowas von scheußlich. Ich weiß echt manchmal nicht, was Pädagogen beim Studium lernen, aber das meiste ist kompletter Schwachsinn. Wie kann man derartige Kritik an einem Kind/Jugendlichen ausüben? Das prägt doch, das bleibt doch bis im Erwachsenenalter hängen und man denkt sein Leben lang, man sei ein Versager, Terrorist, armer Halunke o.ä.

Die Lehrerin verbaut den Kindern doch die ganze Zukunft mit solch negativen Suggestionen. Sie hätte stattdessen auf die Urkunde das schreiben sollen, was dem jeweiligen Schüler geschmeichelt hätte, z.B. "...ist ein toller Kerl, der bestimmt eines Tages mal Boxweltmeister wird, so stark wie er ist." oder "...gewinnt bestimmt eines Tages den Jackpot im Lotto, weil sie so ein lebensfroher Glückspilz ist." Es spielt überhaupt keine Rolle, ob das stimmt. Es bewirkt etwas Positives im Kind und das ist das Wichtigste.

Ich muss aber sagen, die Bundesjugendspiel Urkunden hier finde ich auch für die schwächeren Sportler meist erniedrigend, da nur die Top Sportler der Klasse öffentlich anerkannt und geehrt werden. Der Rest der Klasse wird quasi ignoriert und nicht einmal gelobt, obwohl jeder sich gleich viel Mühe gibt, die einen Minderheiten aber nun mal immer besser sind wegen der Genetik oder weiß der Geier was.

Warum nicht? Es verbinden mit einer Urkunde viele erst einmal den Erfolg und die Tatsache etwas geschafft zu haben und machen die Augen vor anderen Dingen zu. So bekommt man manche Leute auch wieder auf den Boden der Tatsachen wenn man ihnen es so präsentiert, wie beschissen sie eigentlich wirklich sind oder wo ihr stand ist. Ich sehe es eher als eine pädagogische Maßnahme, wenn alles andere versagt hat damit man den Kindern begreifbar macht, wenn sie so weiter machen, dass sie am Ende dort landen.

Vorher waren es nur Worte, nun haben sie es schriftlich und dem schriftlichen wird in der Regel auch mehr bemessen, als einem Wort alleine. Vielleicht fruchtet das bei dem einen oder anderen und er krempelt sein Leben um, damit er hinterher nicht Obdachlos am Arsch der Welt wird sondern etwas aus sich macht. Schlimm finde ich das nicht, nur ein gewagtes Manöver auch mal jemandem die Augen zu öffnen und klar, dass es dafür auch Kritik gibt und nicht zu knapp.