Kinder erst ab einem bestimmten Alter erziehbar?

vom 19.06.2017, 18:00 Uhr

Eine Bekannte von mir hat eine sehr interessante These aufgestellt. Sie ist der Meinung, dass man Kinder erst ab einem Alter von 3 Jahren aufwärts richtig erziehen könnte. Wenn das Kind unter 3 Jahre alt wäre, könnte es sich nicht wirklich artikulieren und ausdrücken und würde auch nicht alles verstehen, was die Eltern sich wünschen und sagen. Man könnte zwar Strukturen, Regeln und Routine dem Kind vermitteln, aber die richtige Erziehung würde ihrer Meinung nach erst ab 3 Jahren möglich sein. Meine Bekannte hat übrigens keine Kinder.

Ich habe auch keine Kinder, allerdings denke ich schon, dass Regeln, Grenzen und Strukturen zu einer Erziehung dazu gehören. Erziehung fängt für mich nicht erst an, wenn das Kind alt genug ist, dass man mit ihm über alles mögliche diskutieren kann, sondern viel früher. Hygieneerziehung fängt doch auch früher an. Mag sein, dass das Kind nicht unbedingt versteht, warum man nach dem Toilettengang die Hände waschen muss oder warum die Zähne jeden Tag geputzt werden müssen, aber das Verständnis kommt mit dem Alter doch automatisch. Habe ich einen Denkfehler? Wie seht ihr das? Kann man ein Kind schon unter 3 Jahren erziehen oder ist richtige Erziehung erst mit zunehmendem Alter möglich?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Und woran macht deine Bekannte das fest mit 3 Jahren? Natürlich kann man ein Kind vorher schon erziehen und es artikuliert auch, was es möchte und was nicht. Ein "Nein" wird schnell verstanden, dass es das nicht darf und dann kommt ein knurren als Antwort oder auch mal ein kleiner Wutausbruch, weil es nicht sein soll. Hätte ich erst angefangen mit 3 Jahren meinen Sohn zu erziehen, dann wäre es heute schon richtig schwarz mit Regeln und Verboten die er darf und nicht darf.

Klar stelle ich mich nicht, "ich wünsche nicht, dass du dies tust" und Sarkasmus versteht ein Kind in dem Alter auch noch nicht, aber einfache Dinge wie ein "Nein" "Lass das" "Finger Weg" und solche Dinge, begreift ein Kind auch schon vorher. Macht man das nicht, dann hast du richtig Spaß indem du das Kind erst 2,5 Jahre seines Lebens machen lässt was es möchte und dann erst mit den Regel anfängst von heute auf morgen, denn das wird schlechter angenommen als wenn bestimmte Dinge von Anfang an mit dabei sind.

Mein Sohn hat sich von Anfang an für schwere Worte begeistert, so schaute er gelangweilt weg, wenn du von einem Baum erzählt hast. Kaum war das eine Akazie oder ein Teakbaum, war er hellauf begeistert und wusste auch, dass damit ein Baum gemeint ist. Da konnte er noch nicht sprechen und außer einem "Ma" und "Ga" kam da noch nichts aus seinem Mund.

Händewaschen und solche Dinge genau das gleiche, er geht in die Kita seit er wenige Wochen alt ist. Da gehört das einfach mit dazu und wurde spielerisch vermittelt. Da stand niemand und hat einen Vortrag über Keime an den Flossen gehalten und das wurde begriffen, es gehörte einfach dazu und es ist selbstverständlich, dass nach dem Morgenkreis Hände gewaschen wird zum Frühstück, vor dem Mittagessen und zum Vesper. Auch Zuhause stand er ganz von alleine vor dem Badezimmer und wollte Flossen waschen.

Es ist immer eine Frage wie man das ganze angeht. Spielerisch und mit einfachen Dingen kann man direkt beginnen. Das "Nein" kannte er, als er angefangen hatte mit Laufen und die Schubladen ausgeräumt hat. Manche tackern alles zu mit Kindersicherungen, ich habe auf das "Nein" gesetzt und damit Erfolg gehabt und damit Ruhe. Es gab Schubladen in denen durfte er wühlen und kramen, und andere eben nicht. Das wusste er auch ganz genau und dennoch gab es Kräftemessen ob ich es nicht merke, dass Nein ausbleibt oder mit purer Absicht weil das zornige Gesicht so lustig ist. Ein unbeschriebenes Blatt ist meiner nämlich auch nicht und es wird sich auch über Regeln hinweg gesetzt, die er eigentlich kennt.

Manche Eltern fangen alles an zu erziehen und mit Druck auch mit der Hygiene, kaum ist das Kind 2 Jahre alt, machen sich manche einen Stress. Genauso wie das mitesse am Tisch, was mit 1 Jahr klappen muss. Durch Druck sorgt man aber nicht dafür, dass das klappt. Man kann es steuern indem man vorsetzt aber die Schritte macht ein Kind von ganz alleine wenn es dazu bereit ist. Meiner hat auch nicht mit 1 Jahr am Tisch mitgegessen, für mich war das kein Weltuntergang, dass er in der Kita seine Gläschen hatte und sich füttern ließ.

Auch das er nie im Essen matschen wollte, auch kein Drama und Windel wollte er ganz von alleine nicht mehr, da war ich noch nicht mal soweit eingestellt als der Wunsch von ihm aus kam. Dennoch gab es genug blöde Kommentare von anderen Müttern warum ich da nicht "mehr" mache damit er das kann zum Stichtag, wie auch vom Kinderarzt und Co. Davon habe ich mich nicht beirren lassen sondern mein Ding durchgezogen und der Erfolg hat mir bislang immer Recht gegeben, auch wenn es ein paar Wochen oder Monate erst später war. Dafür war er mit anderen Dingen wesentlich früher dran.

Es wird inzwischen zu viel vorgegeben was ein Kind können muss. Schau dir mal andere Beiträge an, da werden Kinder in Kitas nur genommen ab 1 Jahr wenn diese selbst essen können und Kindergärten die fordern, dass ein Kind mit 3 Jahren bereits komplett stubenrein ist und keine Unfälle mehr passieren. Durch diese "Vorgaben" bist du schon angehalten entsprechend Druck zu machen, wenn dein Kind in manchen Dingen etwas bummelt einfach weil du es dir heute auch nicht mehr leisten kannst ohne Betreuung dazustehen und auch nicht jeder Arbeitgeber ohne weiteres dann weitere Elternzeit genehmigt nach dem ersten Antrag.

Manche fangen auch schon im Mutterleib an mit Erziehen und Frühkindlicher Förderung. Meinst du das ist etwas anderes? Damit erhofft man sich besonders intelligenten Nachwuchs der hinterher direkt auf einige Sachen getrimmt ist und es klappt auch. Spieluhr am Ranzen ist eines der Beispiele und einige Kinder kennen das dann direkt nach der Geburt und lassen sich davon beruhigen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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