Kann eine Ehe aus drei oder mehr Personen funktionieren?
Ich habe schon häufiger mitbekommen, dass eine Ehe nicht zwangsläufig nur aus zwei Menschen besteht (Sexualität nebensächlich). Ich denke da an den Islam, der ja bis zu vier Ehefrauen unter bestimmten Umständen erlaubt. Nun habe ich gelesen, dass in Kolumbien die erste Dreier-Ehe geschlossen worden sein soll, wobei alle drei gleichzeitig geheiratet haben und nicht nach einer Weile noch ein Ehepartner dazu gekommen ist.
Kann eine Ehe aus drei oder mehr Personen in euren Augen funktionieren oder ist das eher utopisch gedacht? Es gibt ja schon viele Beziehungsmodelle, die teilweise offen sind, aber ob die auch funktionieren würden, wenn man geheiratet hat und sich gegenseitig finanziell absichern und umeinander kümmern muss? Wie denkt ihr darüber?
Ich kann mir das für mich nicht vorstellen. Jedoch muss das jeder selber wissen und wenn man einfach der Typ dafür ist und füreinander auch bereit ist einzustehen, warum nicht? Wie gesagt es ist ein Modell, was man hier nicht kennt, was nicht zu unserer Kultur gehört, aber wieso sollte es nicht funktionieren?
Was man sich vielleicht sexuell schön vorstellt, stelle ich mir im Alltag einfach schwierig vor, aber nur weil ich es mir so vorstelle heißt es ja nicht, dass das nicht irgendwie machbar ist. Sicherlich ist da aber auch viel Verzicht innerhalb so einer Beziehung und man muss ständig Kompromisse eingehen. Für mich wäre das nichts.
Für mich ist es auch eher schwer vorstellbar, dass eine Dreierehe funktionieren kann. Ich kann mir vorstellen, dass da niemand eifersüchtig sein darf und es ansonsten direkt zum scheitern verurteilt ist. Ich stelle mir das Zusammenleben aber auch eher schwierig vor. Gerade wenn man eben immer einen Partner teilen muss.
Vielleicht ist es auch eine Einstellungssache oder durch die Erziehung. Wenn man selbst in einer Kultur aufgewachsen ist, in der es eben die Ehe zu Dritt gibt, dann ist das sicherlich irgendwo selbstverständlich und man kennt es nicht anders.
Man sollte sich zuerst einmal darüber klar werden, dass die traditionellen Modelle der Vielehe nicht das Geringste mit Liebe zu tun haben. Es ging dabei immer nur um Erbe, Besitz und Versorgung. Nehmen wir das Alte Testament. Dort soll der Bruder die Frau seines Bruders heiraten, wenn der Bruder stirbt. Das gibt der Frau Schutz und verhindert gleichzeitig, dass der Besitz der Familie an einen neuen fremden Ehemann fällt.
Die Mehrere der Muslime ist ebenfalls ein reines Versorgungskonzept. Als das etabliert worden ist, fielen viele Männer im Kampf, dazu gab es genug unbehandelbare Seuchen und Krankheiten. Also sollten die Männer, die es sich leisten können, mehr Frauen heiraten, damit die versorgt sind. Das hatten wir hierzulande auch schon einmal trotz Christentum.
In Afrika gibt es das Gegenmodell. Dort heirateten in Kulturen mit viel Viehhaltung die Frauen mehrere Männer. Viehhaltung erfordert im kargen Umfeld viel Land und viele Hüter. Viele Männer, die den Besitz der Frau pflegen waren ebenso von Vorteil wie vergleichsweise wenige Kinder.
Deshalb kann man diese Vorbilder für moderne Zeiten nicht nutzen. Natürlich leben in Einzelfällen mehrere Personen glücklich und zufrieden in einer unkonventionellen Kombination. Aber die dadurch entstehenden Probleme lassen eben sehr viele scheitern. Denn wenn es um Gefühle geht, ist die Lage ganz anders als bei wirtschaftlicher Notwendigkeit.
Wenn man eine Ehe als eine romantische Beziehung versteht, die durch einen Vertrag vom Staat beglaubigt wurde, dann kann man das Modell für zwei Personen auf jeden Fall nicht ohne weiteres auf drei oder mehr Personen übertragen.
Man müsste ja dann erst mal definieren, wer überhaupt mit wem verheiratet ist. Ist ein Mann dann zum Beispiel mit zwei Frauen verheiratet und sind die Frauen dann wiederum auch miteinander verheiratet? Oder wie sieht das mit der Vaterschaft als wenn eine Frau mit zwei Männern ein Kind bekommt? Wie sieht eine Scheidung aus?
Ich denke schon, dass eine Beziehung mit mehr als zwei Beteiligten funktionieren kann, warum auch nicht? Aber die rechtliche Seite stelle ich mir eher kompliziert vor. Darüber denken die Gegner einer gleichberechtigten Ehe für gleichgeschlechtliche Paare irgendwie nie nach, wenn sie mit dem dummen Argument kommen, dass dann bald auch drei Menschen sich gegenseitig heiraten werden.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie sich solch ein Modell genau darstellen soll, das ist ja für unsereins in der Regel rein fiktiv. Wir sind wohl in den meisten Fällen auch recht festgelegt erzogen worden und aufgewachsen, kennen nur das für uns normale Modell mit zwei Ehepartnern und können uns deshalb nicht einfühlen in eine ganz andere Art des Zusammenlebens.
Von daher kann ich klar sagen, dass ein anderes Modell für mich sicherlich nichts wäre, ich es mir aber vor allem nicht vorstellen kann, generell nicht, aber insbesondere nicht für mich selbst. Ich würde in einem anderen Modell, in dem mehrere Personen eine Rolle spielen, wohl vermutlich nicht glücklich werden können, einfach, weil ich anders aufgewachsen bin und es mir fremd ist, ich damit nicht umgehen könnte, es mir falsch erscheinen würde.
Deshalb will ich mir nicht anmaßen zu sagen, dass ich es generell falsch finden will. Ich kann akzeptieren, dass es in andere Kulturkreisen eben anders zugeht und es andere Gepflogenheiten und Gegebenheiten oder Verfahrensweisen gibt. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass man in gewissen Gefügen als Einzelner glücklich sein oder werden kann. Vielleicht irre ich mich da aber, ich kenne niemanden, der mir darüber aus erster Hand etwas erzählen könnte, damit ich es vielleicht bestenfalls nachvollziehen kann.
Ich bin durchaus der Meinung, dass eine Beziehung oder auch Ehe zwischen mehr als nur einem Duo gut funktionieren kann. Sicher nicht bei jedem, aber selbst eine Zweierbeziehung funktioniert ja nicht bei jedem und in jeder Konstellation, und je mehr Beteiligte es gibt, desto schwieriger ist es natürlich auch, eine gut passende Konstellation zu finden.
Das Haupt"problem" ist also wohl eher, dass es uns einfach fremd und seltsam vorkommt. Allerdings bin ich der Meinung, dass man durchaus Liebe für mehr als nur eine Person zur selben Zeit empfinden kann, also wäre es durchaus möglich, dass alle Mitglieder der Beziehung in alle anderen verliebt sind. Das ist natürlich insofern riskanter als eine Zweierbeziehung, dass es natürlich bei mehr Beteiligten auch immer mehr Möglichkeiten gibt, dass sich zwei doch verkrachen, und man dann überlegen muss, wie es weiter geht. Aber riskanter heißt ja nicht unmöglich.
Beziehungen, in denen nicht alle mit allen zusammen sind, sind eventuell schwieriger, aber sicher auch machbar. Auch da kommt es natürlich wieder auf die Konstellation an. Ein sehr eifersüchtiger Mensch wird wohl eher weniger damit klarkommen, wenn der Partner noch einen weiteren Partner hat, aber es gibt sicher auch Menschen, bei denen das funktioniert.
Ob ich mir das für mich selbst vorstellen könnte, weiß ich nicht, und ich war auch noch nie in einer Situation, in der sich diese Frage gestellt hätte. Aber selbst, wenn ich entscheiden würde, dass ich es nicht könnte, heißt das ja nicht, dass es bei niemandem funktionieren würde. Andersherum gilt allerdings das Gleiche, selbst, wenn es bei mir funktioniert, ist das sicher nicht für jeden etwas.
Ich denke durchaus, dass man gleichzeitig mehrere Menschen lieben kann und gleichzeitig in mehrere verliebt sein kann. Meiner Ansicht nach ist diese strenge Zweierbeziehung, dass man nur einen Partner haben darf oder soll, keine biologische Vorgabe, sondern etwas, was gesellschaftlich so geformt wurde. Denn anders kann ich es mir auch nicht erklären, warum man sich fremdverliebt, auch wenn man zufrieden in einer Beziehung ist. Man wird natürlich nie mit einem Menschen 100% zufrieden sein, aber wenn so die wesentlichsten Bedürfnisse stimmen und höchstens mal eine Kleinigkeit stört, dann gibt es ja keinen Grund, nach anderen Ausschau zu halten. Aber es passiert halt einfach manchmal, weil Menschen vermutlich nicht so streng monogam ticken.
Nun hat aber diese gesellschaftliche Vorgabe, dass man nur einen Partner haben soll, auch einen Grund und den sehe ich in der Eifersucht. Käme ich damit klar, wenn mein Freund noch eine andere Freundin hätte? Nein. Da wäre ich definitiv eifersüchtig und würde mich mit der vergleichen, würde mich fragen, ob er die lieber mag, ob er die hübscher findet usw. Das würde mich auffressen der Gedanke. Also ich hätte damit definitiv ein ganz großes Problem und wöllte das nicht.
Ich gebe zu, dass mir ab und an jemand über den Weg läuft, den ich auch hübsch finde und wo ich mir denke, dass der mir auch gefallen würde. Aber sehr sehr selten ist mal jemand dabei, wo eine charakterliche Übereinstimmung vorhanden ist und wo man denjenigen nicht nur hübsch findet, sondern wo man auch von der Persönlichkeit her klarkommt. Und dann gibt es ja noch das Ausschlusskriterium der Asexualität. D.h. selbst wenn mein Freund - anders als ich - damit kein Problem hätte, wenn es da noch jemanden gäbe, dann müsste das jemand sein, der sich damit zufrieden gibt, dass man maximal kuschelt und nicht mehr und den das auch nicht anmacht. Und da wird es dann langsam unmöglich. Denn wenn jemand mehr wöllte, da wäre es bei mir mit der Zuneigung schlagartig vorbei.
Letztlich ist es also so, dass ich ab und an schon für jemanden schwärme. Das war bei mir schon immer so, das kann ich auch nicht abstellen. Das ging mir so, als ich 13 war und es geht mir noch heute so. Meistens ist das ganz schnell wieder vorbei, wenn ich merke, dass die Leute mich nicht mögen. Wenn die mich mögen, aber denken, sie könnten mich abschleppen, ist es auch schnell wieder vorbei. Sobald ich merke, dass jemand was Sexuelles von mir will, hab ich eine Abneigung gegen denjenigen. Und außerdem würde ich schon sagen, dass mein Freund immer höherrangiger wäre.
D.h. die einzig denkbare Konstellation wäre, dass ich noch einen anderen asexuellen Mann kennenlernen oder jemanden, der meinetwegen mit irgendeiner anderen Frau eine Freundschaft plus hat und mich mit so etwas komplett in Ruhe lässt und dem ein geistig emotionaler Austausch und gelegentliches Kuscheln reicht. Dann müsste es mein Freund ok finden usw. Und solche Konstellationen bekommt man praktisch nicht.
Das ist auch noch nie passiert, sodass ich diese Dinge nur hypothetisch erläutern kann. Es kam noch nie so weit. Wenn mir jemand über den Weg gelaufen ist, den ich auch gut gefunden hätte, dann mochten mich die Leute in 90% der Fälle nicht und in den anderen 10% der Fälle hatte ich dann das Interesse verloren. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der mich anfangs interessierte, wo das Interesse auch dauerhaft vorhanden war, der mich nicht abschleppen wollte und sich auf diese Sache, die man als Freundschaft + etwas kuscheln bezeichnen könnte, eingelassen hätte. Ich glaube auch nicht, dass das jemals passieren wird.
Man muss sich ja auch nicht den Kopf über irgendwelche Dinge zerbrechen, die ohnehin niemals Realität werden und die so unwahrscheinlich sind, dass man nicht damit rechnen kann, dass dies irgendwann tatsächlich mal eintritt.
Ehe hat doch mit Liebe rein gar nichts zu tun und dient in erster Linie der Absicherung. Was die meisten sich in ihren Köpfen zusammen spinnen und daraus etwas romantisches mit Zweisamkeit und Co machen, ist so gar nicht vorgesehen gewesen und auch gar nicht das, was mit dahinter steht. Wie cooper es bereits beschrieben hatte, geht es hier nur um die Absicherung, Erbe und auch solche Geschichten.
Da ist es immer "besser" wenn man das für hinterher schon geregelt hat wenn einer in den Löffel beißt und es einen weiteren Versorger oder Absicherer gibt als wenn die Frau dann komplett ohne Versorgung da steht. Das regelt die Ehe auch mit mehreren Personen und das alles was ihr mit Liebe und Romantik damit verbindet, könnt ihr dort getrost daraus streichen und ist damit auch gar nicht gemeint.
Für mich wären diese romantischen Aspekte der einzige Grund, überhaupt zu heiraten, denn eine moderne Frau braucht ja keinen Versorger und auch keine Absicherung. Das alles wäre eher irrelevant für mich, sondern mir geht es bei einer Hochzeit eher um die Romantik und dass man Prinzessin sein darf.
Ich glaube auch, dass die meisten Paare, die heute heiraten, nicht an einer Versorgung interessiert sind, sondern dass die Eheschließung für sie eine Art Krönung der Liebe ist. Das mit der Versorgung mag früher mal wichtig gewesen sein, aber es passt nicht mehr in die heutige Zeit, in der man als Frau auch prima alleine auskommt.
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